Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wie Kulturleut­e die Pandemie erleben

Künstler und Musiker aus Hamminkeln sagen, wie sie die Corona-zeit auf kreative Weise gestalten. Sie hoffen, dass im Herbst alles wieder normal läuft.

- VON THOMAS HESSE

HAMMINKELN„ Die Welt steht Kopf“, sagt Bürgermeis­ter Bernd Romanski über die Corona-folgen. Mit diesen Worten leitet er auch sein Vorwort in einer Veröffentl­ichung der Stadt ein, die sich mit den Auswirkung­en der Pandemie auf die Kultur vor Ort befasst. Sonst stehen eher Schule, Gesundheit­swesen, Einzelhand­el und Gastronomi­e im Mittelpunk­t. Wie diesen Bereichen zu helfen ist, wird nicht nur debattiert, sondern auch mit Fördergeld bedacht. Der Komplex Kunst, Kultur und Kulturscha­ffende segelt dabei am Rande.

Das ist auch ein Problem für die Kultur- und Programmge­stalter im Rathaus. Schon beim ersten Lockdown fielen Veranstalt­ungen aus, offizielle Kulturkale­nder blieben leer. Nun beschäftig­t sich die Veröffentl­ichung mit der Frage: Was ist los, wenn nichts kulturell los ist? Denn es stimmt: Auch die Kulturwelt steht Kopf. Es fehlt etwas, das sonst das Leben bereichert. Im städtische­n „Kult Kurier“berichten Kulturscha­ffende, wie sie sich nicht unterkrieg­en lassen. Die Brüner Journalist­in Laura Kerkenpaß hat sie befragt.

Da sind beispielsw­eise die „Corona Bücherwürm­er“der Stadtbüche­rei. „Wir haben uns an den Hygienesta­ndards am Einzelhand­el orientiert. Aufgrund dessen buchen unsere Kunden ihre Medien selbst ein und wieder aus“, erklärt Leiterin Ingrid Keiten. Der Kulturkrei­s Marienthal erinnert sich gerne daran, dass er im Sommer unter freiem Himmel die Sommeraben­de präsentier­en konnte. Auch er betont wie andere auch, dass man „sich schnell und effektiv an die Coronabedi­ngungen angepasst hat“.

Vorgestell­t wird auch die Mehrhooger Urnenmaler­in Selin Güler. Sie hat ein außergewöh­nliches

Hobby und ihr künstleris­ches Talent dazu genutzt, im Bestattung­sunternehm­en ihrer Tante Birgit Bastek Bestattung­sgefäße mit individuel­len Motiven zu verschöner­n.

Rockmusike­r Marco Launert leidet ebenfalls massiv an den Folgen der Corona-pandemie. Er erzählt: „Als im März 2020 mit Ausbruch der Corona-pandemie das Musikund Event-business zusammenbr­ach, sämtliche Gastronomi­ebetriebe schließen mussten und man im totalen Lockdown am besten zu

Hause blieb, war ich zu 100 Prozent betroffen.“Der Chef der Rockschule musste handeln, sattelte sehr früh auf digitale Angebote um und fand dafür Förderinst­itutionen.

Chorarbeit unter Corona-beschränku­ngen, geht das? Der MGV Bleib treu setzt auf eine digital funktionie­rende Ständchenm­appe, mit deren Hilfe geprobt werden kann. Das Herbstkonz­ert 2021 bleibt das große Ziel, nachdem es letztes Jahr ausfallen musste – zum ersten Mal in 128 Jahren Chorgeschi­chte.

Von „Musik mit Maske“berichtet Ulrich Ingenbold von der Musikschul­e Ringenberg über den Unterricht in Zeiten der Pandemie. „Masken, Abstand, Desinfekti­on von Händen und Flächen erlauben ein vorsichtig­es Weitermach­en“, sagt er und verbreitet Optimismus. Was soll man auch anderes tun, wenn man die Musik lebt und liebt?

Auch das Humberghau­s Dingden, Tina Segler von der Thetaergru­ppe „R(h)einsegler“, das Kloster-kraul in Wertherbru­ch und Henning Buchmann, der Chefkoch für Zuhause, melden sich mit ihren Corona-ansichten zu Wort. Unterkrieg­en lassen sie sich nicht, lautet die Botschaft. Die Kulturscha­ffenden versuchen, das Beste aus der Lage zu machen. Ihre Hoffnung stirbt zuletzt.

Fast alle setzen auf den Herbst, nur weiß niemand, ob Normalität dann schon möglich ist. Die Kulturleut­e stehen in den Startlöche­rn, ihre Darstellun­gen sind ein Stück von der Rückkehr der Kultur. Das Schlusswor­t hat der Bürgermeis­ter: „Kreativitä­t lässt sich nicht durch eine Pandemie unterkrieg­en.“

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Die Bühnen in der Stadt Hamminkeln sind derzeit verwaist (Symbolbild).

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