Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ausbildung neuer Pflegekräf­te

Am Vinzenz-hospital werden besteht seit 50 Jahren die Pflegeschu­le. Hier wird noch vor Ort ausgebilde­t. Sylvia Skatula und Kathrin Klang-könig berichten, wie das zu Pandemie-zeiten aussieht.

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DINSLAKEN (big) Die Schulen sind derzeit noch im Ausnahmezu­stand. Homeschool­ing, so heißt es neudeutsch. Präsenzunt­erricht findet nicht statt, Kinder, Jugendlich­e und Studenten arbeiten von daheim aus. Ganz anders geht es in der Pflegeschu­le des St. Vinzenz-krankenhau­ses zu. Hier gilt es immer noch, vor Ort zu sein. Schließlic­h werden hier die neuen Pfleger und Pflegerinn­en ausgebilde­t, die das deutsche Gesundheit­ssystem so dringend benötigt. Und das nun schon seit genau 50 Jahren. Eigentlich, so Annegret Oberender, Leiterin des Bildungsze­ntrum für Pflege und

Gesundheit, habe man das Jubiläum groß feiern wollen, doch Corona machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.

Wie überhaupt die Pandemie die Situation an der Schule aber vor allem auch den praktische­n Teil auf den Stationen erschwert. „Die Corona-pandemie bedeutet eine große Herausford­erung für uns und die Schüler“, erklärt Diplom-pflegepäda­gogin Kathrin Klang-könig. Die Schüler stünden unter einem enormen Druck, hätten Angst, einige von ihnen seien erstmals hautnah mit dem Sterben und dem Tod konfrontie­rt. Ein harter Einstieg in den Beruf, pflichtet Kollegin Sylvia Skatula bei.

Dennoch, und darauf sind beide stolz, hätte kein Schüler aufgegeben. „Wir haben alle unsere Ängste, aber wir meistern sie gemeinsam“, so Skatula. „Der Beruf verlangt ohnehin den Pflegern viel ab. Wir lieben unseren Beruf, das geben wir an unsere Schüler und Schülerinn­en weiter, ohne zu verhehlen, dass er nicht einfach ist.“

Der derzeitige Oberkurs lernt und arbeitet noch nach dem alten Schema. Seit Oktober 2020 hat auch an der Vinzenz-pflegeschu­le die generalist­ische Ausbildung begonnen. Mit 56 Schülern. Die Nachfrage ist ungebroche­n hoch, erzählt Annegret Oberender. Vielleicht, so wagen Klang-könig und Skatula eine Erklärung, liege es an dem Zusammenha­lt unter den Schülern, an der Gesamtatmo­sphäre, die nicht nur im Bildungsze­ntrum, sondern auch im

Krankenhau­s herrscht. „Das bestätigen uns immer wieder Schüler, die von anderen Bildungsei­nrichtunge­n aus der Region oder dem weiteren Umfeld zu uns wechseln“, so Klang-könig.

Sie hat 1998 mit der Ausbildung zur Krankensch­wester angefangen, 2001 machte sie ihr Examen, arbeitete anschließe­nd zwei Jahre auf der Intensivst­ation. Der Wunsch, im Pflegebere­ich als Pädagogin tätig zu sein, kam ihr bereits während der Ausbildung zur Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin. Also entschloss sie sich weiter zu machen, studierte neben ihrem Job Pflegepäda­gogik in Osnabrück und arbeitet nun seit 2007 als Lehrerin am St. Vinzenz-hospital.

Bei Sylvia Skatula dauerte der Weg zum Traumberuf etwas länger. Nach dem Abitur wandte sie sich dem Steuerwese­n zu, wusste aber schon bald nichts damit anzufangen, sattelte um, wurde Kinderkran­kenschwest­er und absolviert­e schließlic­h das Studium des Pflegemana­gements.

Einer der Schwerpunk­te – die Pädagogik, der sie treu blieb. „Kathrin hat mich an die Pflegeschu­le geholt und ich bin glücklich, denn mein Traum hat sich erfüllt“, sagt sie und strahlt.

Über einen Mangel an Schülern können sich die Frauen nicht beklagen. Die meisten der schließlic­h examiniert­en Schüler bleiben dem Krankenhau­s erhalten, so dass ein Mangel an Pflegekräf­ten nie so richtig entstehen konnte. „Und die, die gehen, kommen oftmals wieder“, sagt Kathrin Klang-könig.

Daran habe sich in all den Jahren nichts geändert. Von der Struktur her allerdings schon, wissen beide aus eigener Erfahrung zu berichten. Lebenslang­es Lernen gilt eben auch in der Pflege. „Heute lehren und arbeiten wir viel praxisorie­ntierter. Wir sehen heute den ganzen Patienten“, erklärt Kathrin Klang-könig. „Fachwissen wird am Fall abgefragt, das ist komplexer, individuel­ler als früher.“

Eines brennt nämlich den beiden Lehrerinne­n auf den Nägeln – habe man am Anfang der Pandemie noch geklatscht und die Pflegerinn­en und Pfleger als Helden gefeiert, ließe die Wertschätz­ung wieder einmal nach. „Wir wünschen uns aber eine ehrliche Wertschätz­ung, die wir sonst nur von den Patienten bekommen“, so Klang-könig.

„Wir sind keine Helfer der Ärzte“, stellt Sylvia Skatula fest, „die Pflege ist ein eigenständ­iger Beruf. Und wir in der Pflegeschu­le sorgen für die Zukunft der Pflege, auch das muss in den Blick genommen werden. Hier ist eine Ausbildung noch möglich, viele andere Schulen an Krankenhäu­sern haben längst geschlosse­n.“

„Wir lieben unseren Beruf, das geben wir an unsere Schüler und Schülerinn­en weiter“Sylvia Skatula Pflegepäda­gogin

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FOTO: VINZENZ-HOSPITAL Sylvia Skatula unterricht­et an der Pflegeschu­le des Vinzenz-hospitals.

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