Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
DINSLAKEN
TIERE IN DER STADT Es gibt ein Coronavirus – das „Feline Coronavirus“– an dem speziell Katzen erkranken; auf Menschen ist es nicht übertragbar. Mutierte Varianten können für die Tiere tödlich enden – Kater Kany aus Dinslaken hat überlebt.
Wie Kater Kany Corona bekämpfte
DINSLAKEN/ST. PETERSBURG Kany der Kater hat es geschafft. Er hat sich nach einer schweren Corona-infektion zurück ins Leben gekämpft. 101 Tage hat es gedauert. Seine Halterin, Monika Auberger aus Dinslaken, hat alles getan, damit er überlebt. „Dieser Kater hat in seinem Leben schon so viel gelitten“, sagt sie. Da hätte sie nicht zulassen können, dass er nun an einer Virusmutation stirbt. Es ist die Geschichte eines Katers, der von Sankt Petersburg nach Dinslaken kam, um den schwersten Kampf seines Lebens zu kämpfen. Und ihn zu gewinnen.
So behütet wie jetzt, in einem großen Haus mit riesigem Garten, hat Kater Kany nicht immer gelebt. Eine Bekannte von Monika Auberger hatte ihn im Januar 2020 in einem Straßengraben in Sankt Petersburg entdeckt. Verwahrlost. Er schrie so jämmerlich, dass die Dinslakenerin mit ihm im Taxi zu einer Tierklinik fuhr. Seine Hüfte war gebrochen, er musste operiert werden. Die Tierärzte verlangten viel Geld. Geld, das Monika Aubergers Bekannte nicht hatte. In ihrer Not rief sie die Tierhilfe Dinslaken-voerde an, bei der Auberger Mitglied ist. Die Organisation übernahm einen großen Teil der Kosten, sprach mit einem Tierschutzverein darüber, wie es mit Kany weitergehen sollte. Schließlich stand fest: Der Kater sollte nach Deutschland kommen. Kurz vor dem ersten Lockdown sollte es soweit sein. Doch Kany fehlte noch eine Impfung. Und die bekam er zu spät. Er musste noch zwei Monate in Russland bleiben.
Als Monika Auberger ihn im Mai in die Arme schloss, ging es ihm besser. Aber noch nicht gut. Er gewöhnte sich langsam an die neue Umgebung, an das liebevolle Umfeld, in dem ihm nichts mehr zustoßen sollte. Doch im November 2020 sammelte sich plötzlich Wasser in seinem Bauch. Alarmiert brachte Auberger ihn zum Tierarzt. Der stellte das Feline Coronavirus fest. Das allein wäre noch nicht schlimm gewesen – das Virus bricht bei den meisten Katzen einmal im Leben aus. Es ist nicht auf Menschen übertragbar und äußert sich meistens nur in leichten Grippesymptomen. Doch Kanys Immunabwehr war schwach, die Viren mutierten und er erkrankte an Feliner Infektiöser Peritonitis (FIP), einer Bauchfellentzündung. Es ist die häufigste Todesursache bei Katzen weltweit. Es ist Kanys Todesurteil. Eigentlich.
Denn seine Halterin gibt nicht auf. Auberger sucht überall nach Hilfe, möchte nicht hinnehmen, dass Kany stirbt. Nicht jetzt. Er hat doch nun ein besseres Leben vor sich. Der russische Tierschutzverein Murka, mit dem sie nach Kanys Odyssee noch immer in Kontakt ist, bringt ihr die ersehnte Hoffnung: Eine Tierschützerin empfiehlt ihr ein Medikament gegen FIP. Doch es gibt ein Problem:
Das Mittel ist in Deutschland nicht zugelassen. In einer Facebookgruppe, die sich dem Kampf gegen FIP gewidmet hat, wird sie schließlich fündig, ein Mitglied schickt ihr das Mittel zu. 101 Tage spritzt sie Kany das Medikament, immer um 18 Uhr. Eigentlich sollte es nur 84 Tage dauern, doch Kanys Blutbild verbessert sich nur langsam. Als sie das Mittel einige Tage länger spritzt, geht es plötzlich aufwärts. „Kany war lange depressiv, verängstigt und hat viel geschlafen“, sagt Auberger. Jetzt renne er plötzlich steile Wände hoch. Mit Kater Robin, einer von Aubergers sieben Katzen, versteht er sich richtig gut. „Die beiden begrüßen sich auch mal, Nase an Nase“, sagt sie. Sie ist guter Dinge, dass Kany jetzt ein normales Leben führen kann. Ohne Krankheiten. In einem großen Garten mit Robin, Nina, George, Marley, Samira und Steinchen – den anderen Katzen. Seinen Gefährten.