Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Es geht uns um den sportlichen Reiz“
Fußball: Tom Hasel ist davon überzeugt, dass der TV Jahn Hiesfeld eine Zukunft hat. Er ist aber auch nicht blauäugig. Er gehört zu den Spielern, die sich dafür eingesetzt haben, dass der Verein das Team doch nicht aus der Oberliga abmeldet.
Tom Hasel ist davon überzeugt, dass der TV Jahn Hiesfeld eine Zukunft in der Fußball-oberliga hat. Er ist aber auch nicht blauäugig.
DINSLAKEN Tom Hasel stellt klar, dass er nicht der alleinige Initiator war. „Ich habe dann einfach als erster den Trainer angerufen“, sagt der Fußballer des TV Jahn Hiesfeld, der seine Mannschaft auf Bestreben eben dieser zur kommenden Saison bekanntlich doch nicht in die Bezirksliga zurückziehen wird, sondern in der Oberliga halten möchte. „Ich habe erst einmal herumgefragt, wer darauf Bock hätte und ganz schnell viel positive Rückmeldungen bekommen“, so der 23-Jährige, der daraufhin das Gespräch mit Trainer Marcus Behnert suchte. Der Coach war drei Wochen zuvor ebenso wie die Spieler sehr von der Mitteilung des Vereins überrascht worden, das Team aus finanziellen Gründen aus der Oberliga zurückzuziehen und zwei Klassen tiefer einen Neubeginn starten zu wollen.
„Mit einem Jahr Unterbrechung ist Marcus seit meinem ersten A-JUgend-jahr bei Arminia Klosterhardt mein Trainer und wir quatschen sehr viel miteinander“, sagt Hasel. „Ich habe ihm erklärt, dass wir bereits 13 Leute wären, denen es um den sportlichen Reiz in der Oberliga und nicht um das Geld gehen würde, und dass wir uns beim TV Jahn sehr wohl fühlen würden. Damit konnte ihn sehr schnell überzeugen, auch weiterzumachen.“Es folgte die Rolle rückwärts beim TV Jahn.
Ein Häkchen auf der Liste für das „Projekt Future Team“steht zudem hinter Nico Kuipers (24 Jahre), Keeper Nico Nowoczin (21), Phil Klemm (21), Jan Homberg (23), Tevfik Kücükarslan (22), Ömer Akbel (22), Jonas Kisters (20), Tim Falkenreck (20), Metehan Türkoglu (20), Souhaib Nouali (23), David Feldhoff (20) und Laurenz Hübinger (19). Jeweils ein Fragezeichen steht hinter Ali Hammoud (21), Marco Wichert (19) und Torwart Marian Ograjensek (24). Klar sind die Abgänge der langjährigen Hiesfelder Stammspieler Kevin Kolberg (30), Dennis Wichert (27), Kevin Krystofiak (28), Gino Mastrolonardo (30), Kevin Menke (29) und Pascal Spors (30), die im Sommer allesamt zum Landesligisten Sportfreunde Hamborn 07 wechseln. Schon länger bekannt ist der Sommerabgang Danilo Curaba in Richtung Westfalia Herne.
„Die Abgänge von so erfahrenen Spielern tun natürlich richtig weh und es wird nicht einfach, das zu kompensieren“, sagt Hasel. „Das sage ich nicht nur wegen der neun Oberliga-spiele, die ich jetzt gemacht habe, sondern vor allem nach den anderthalb Jahren, die ich mit diesen Spielern zusammen trainiert habe. Da lernt man wirklich eine Menge.“
Derzeit rangiert der TV Jahn als Aufsteiger mit sieben Punkten aus neun Partien auf Platz 21 von 23, allerdings mit nur zwei Zählern Rückstand ans rettende Ufer. Falls die Saison tatsächlich noch einmal fortgesetzt werden sollte, hat der Abwehrspieler keine Angst, dass sich das Team nach den jüngsten Entwicklungen in „Bleibern“und „Gehern“aufspalten wird.
„Dafür ist der Teamspirit einfach zu gut. Zudem spielen die Leute, die ihren Wechsel angekündigt haben, schon viele Jahre in Hiesfeld. Und sie werden alles dafür tun, um sich nicht mit einem Abstieg zu verabschieden“,sagt Hasel. „Da wird auch niemand als Söldner oder sonst etwas bezeichnet. Ich habe vollstes Verständnis für deren Entscheidung. Diese Spieler sind nicht mehr
Anfang 20 und haben halt eine andere Planung.“
Apropos Planung: Für den TV Jahn wäre es hilfreich, wenn die Saison nicht fortgesetzt werden und es erneut keine Absteiger geben würde. „So gern alle endlich wieder spielen möchten, aber im Hinblick auf die Planung stimmt das leider“, so Hasel, der sich zudem aber auch fragt, wie eine Wertung überhaupt noch funktionieren könnte. „Ich bin zwar überzeugt davon, dass wir den Klassenerhalt auch sportlich schaffen würden. Aber vor einem Neustart brauchen wir mindestens vier Wochen Vollkontakt-training. Und dann müsste die Liga auf 50 Prozent der Spiele kommen. Wir sind 23 Teams und manche haben erst sieben Spiele absolviert. Wie soll das funktionieren“, so Hasel.
Ganz abgesehen von dem heftigen sportlichen Programm wüssten die „Veilchen“dann möglicherweise erst im Juni, in welcher Liga sie in der neuen Saison starten. „Das würde die Gespräche mit potenziellen Neuzugängen nicht einfacher machen“, sagt Hasel, der diesen Job zwar weiterhin der Sportlichen Leitung sowie Georg Mewes, der sich diesbezüglich angeboten hatte, überlassen möchte, aber natürlich auch selbst schon Bekannte angesprochen hat: „Was ich dabei richtig schade finde ist, dass viele Leute schon fragen, was Hiesfeld denn zahlt, bevor man sein Projekt überhaupt vorgestellt hat.“
13 Spieler des aktuellen Kaders haben dies nicht gefragt, sondern wollen sich sportlich weiter gemeinsam in Hiesfeld unter der Anleitung von Marcus Behnert auf sehr hohem Amateurniveau beweisen. „Natürlich kann das auch nach hinten losgehen, dass man sich total überschätzt. Wir werden immer der Underdog sein“, sagt Hasel. „Aber wir haben ein Gerüst zusammen, das wirklich Bock hat und über Kampf und Wille aus der Not eine Tugend machen will.“
Und mit den richtigen Neuzugängen kann das „Projekt Future Team“auch eine Erfolgsgeschichte werden, die im Verband ihresgleichen suchen würde.
„Ich habe dann einfach als erster den Trainer angerufen“Tom Hasel Fußballer des TV Jahn Hiesfeld