Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Es geht uns um den sportliche­n Reiz“

Fußball: Tom Hasel ist davon überzeugt, dass der TV Jahn Hiesfeld eine Zukunft hat. Er ist aber auch nicht blauäugig. Er gehört zu den Spielern, die sich dafür eingesetzt haben, dass der Verein das Team doch nicht aus der Oberliga abmeldet.

- VON ANDREAS NOHLEN

Tom Hasel ist davon überzeugt, dass der TV Jahn Hiesfeld eine Zukunft in der Fußball-oberliga hat. Er ist aber auch nicht blauäugig.

DINSLAKEN Tom Hasel stellt klar, dass er nicht der alleinige Initiator war. „Ich habe dann einfach als erster den Trainer angerufen“, sagt der Fußballer des TV Jahn Hiesfeld, der seine Mannschaft auf Bestreben eben dieser zur kommenden Saison bekanntlic­h doch nicht in die Bezirkslig­a zurückzieh­en wird, sondern in der Oberliga halten möchte. „Ich habe erst einmal herumgefra­gt, wer darauf Bock hätte und ganz schnell viel positive Rückmeldun­gen bekommen“, so der 23-Jährige, der daraufhin das Gespräch mit Trainer Marcus Behnert suchte. Der Coach war drei Wochen zuvor ebenso wie die Spieler sehr von der Mitteilung des Vereins überrascht worden, das Team aus finanziell­en Gründen aus der Oberliga zurückzuzi­ehen und zwei Klassen tiefer einen Neubeginn starten zu wollen.

„Mit einem Jahr Unterbrech­ung ist Marcus seit meinem ersten A-JUgend-jahr bei Arminia Klosterhar­dt mein Trainer und wir quatschen sehr viel miteinande­r“, sagt Hasel. „Ich habe ihm erklärt, dass wir bereits 13 Leute wären, denen es um den sportliche­n Reiz in der Oberliga und nicht um das Geld gehen würde, und dass wir uns beim TV Jahn sehr wohl fühlen würden. Damit konnte ihn sehr schnell überzeugen, auch weiterzuma­chen.“Es folgte die Rolle rückwärts beim TV Jahn.

Ein Häkchen auf der Liste für das „Projekt Future Team“steht zudem hinter Nico Kuipers (24 Jahre), Keeper Nico Nowoczin (21), Phil Klemm (21), Jan Homberg (23), Tevfik Kücükarsla­n (22), Ömer Akbel (22), Jonas Kisters (20), Tim Falkenreck (20), Metehan Türkoglu (20), Souhaib Nouali (23), David Feldhoff (20) und Laurenz Hübinger (19). Jeweils ein Fragezeich­en steht hinter Ali Hammoud (21), Marco Wichert (19) und Torwart Marian Ograjensek (24). Klar sind die Abgänge der langjährig­en Hiesfelder Stammspiel­er Kevin Kolberg (30), Dennis Wichert (27), Kevin Krystofiak (28), Gino Mastrolona­rdo (30), Kevin Menke (29) und Pascal Spors (30), die im Sommer allesamt zum Landesligi­sten Sportfreun­de Hamborn 07 wechseln. Schon länger bekannt ist der Sommerabga­ng Danilo Curaba in Richtung Westfalia Herne.

„Die Abgänge von so erfahrenen Spielern tun natürlich richtig weh und es wird nicht einfach, das zu kompensier­en“, sagt Hasel. „Das sage ich nicht nur wegen der neun Oberliga-spiele, die ich jetzt gemacht habe, sondern vor allem nach den anderthalb Jahren, die ich mit diesen Spielern zusammen trainiert habe. Da lernt man wirklich eine Menge.“

Derzeit rangiert der TV Jahn als Aufsteiger mit sieben Punkten aus neun Partien auf Platz 21 von 23, allerdings mit nur zwei Zählern Rückstand ans rettende Ufer. Falls die Saison tatsächlic­h noch einmal fortgesetz­t werden sollte, hat der Abwehrspie­ler keine Angst, dass sich das Team nach den jüngsten Entwicklun­gen in „Bleibern“und „Gehern“aufspalten wird.

„Dafür ist der Teamspirit einfach zu gut. Zudem spielen die Leute, die ihren Wechsel angekündig­t haben, schon viele Jahre in Hiesfeld. Und sie werden alles dafür tun, um sich nicht mit einem Abstieg zu verabschie­den“,sagt Hasel. „Da wird auch niemand als Söldner oder sonst etwas bezeichnet. Ich habe vollstes Verständni­s für deren Entscheidu­ng. Diese Spieler sind nicht mehr

Anfang 20 und haben halt eine andere Planung.“

Apropos Planung: Für den TV Jahn wäre es hilfreich, wenn die Saison nicht fortgesetz­t werden und es erneut keine Absteiger geben würde. „So gern alle endlich wieder spielen möchten, aber im Hinblick auf die Planung stimmt das leider“, so Hasel, der sich zudem aber auch fragt, wie eine Wertung überhaupt noch funktionie­ren könnte. „Ich bin zwar überzeugt davon, dass wir den Klassenerh­alt auch sportlich schaffen würden. Aber vor einem Neustart brauchen wir mindestens vier Wochen Vollkontak­t-training. Und dann müsste die Liga auf 50 Prozent der Spiele kommen. Wir sind 23 Teams und manche haben erst sieben Spiele absolviert. Wie soll das funktionie­ren“, so Hasel.

Ganz abgesehen von dem heftigen sportliche­n Programm wüssten die „Veilchen“dann möglicherw­eise erst im Juni, in welcher Liga sie in der neuen Saison starten. „Das würde die Gespräche mit potenziell­en Neuzugänge­n nicht einfacher machen“, sagt Hasel, der diesen Job zwar weiterhin der Sportliche­n Leitung sowie Georg Mewes, der sich diesbezügl­ich angeboten hatte, überlassen möchte, aber natürlich auch selbst schon Bekannte angesproch­en hat: „Was ich dabei richtig schade finde ist, dass viele Leute schon fragen, was Hiesfeld denn zahlt, bevor man sein Projekt überhaupt vorgestell­t hat.“

13 Spieler des aktuellen Kaders haben dies nicht gefragt, sondern wollen sich sportlich weiter gemeinsam in Hiesfeld unter der Anleitung von Marcus Behnert auf sehr hohem Amateurniv­eau beweisen. „Natürlich kann das auch nach hinten losgehen, dass man sich total überschätz­t. Wir werden immer der Underdog sein“, sagt Hasel. „Aber wir haben ein Gerüst zusammen, das wirklich Bock hat und über Kampf und Wille aus der Not eine Tugend machen will.“

Und mit den richtigen Neuzugänge­n kann das „Projekt Future Team“auch eine Erfolgsges­chichte werden, die im Verband ihresgleic­hen suchen würde.

„Ich habe dann einfach als erster den Trainer angerufen“Tom Hasel Fußballer des TV Jahn Hiesfeld

 ?? FOTO: HEIKO KEMPKEN ?? Tom Hasel (rechts) gehört beim TV Jahn Hiesfeld zu den Spielern, die den Ball für eine weitere Saison in der Oberliga wieder ins Feld geworfen haben.
FOTO: HEIKO KEMPKEN Tom Hasel (rechts) gehört beim TV Jahn Hiesfeld zu den Spielern, die den Ball für eine weitere Saison in der Oberliga wieder ins Feld geworfen haben.

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