Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Gratis-tests für alle: Was genau geplant ist

Apotheken, Testzentre­n und Praxen sollen 18 Euro je Test erhalten. Auch bei Laientests geht es voran: Sie soll es noch im März in Apotheken, Drogerien und Supermärkt­en geben.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Deutschlan­d soll endlich besser werden beim Testen. „Bund und Länder wollen erproben, wie durch die deutliche Ausweitung von Tests Öffnungssc­hritte auch bei Inzidenzen mit über 35 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner möglich werden“, heißt es im Entwurf des Kanzleramt­s und der Chefs der Ministerpr­äsidentenk­onferenz für die Runde am Mittwoch. Danach soll es für jeden Bürger ohne Symptome ein oder zwei Gratistest­s pro Woche geben. Die exakte Zahl wird noch diskutiert. Das Gesundheit­sministeri­um pocht auf zwei Tests.

Was sind das für Tests? Dabei handelt es sich nicht um die Schnelltes­ts für daheim, auf denen große Hoffnungen ruhen. Sondern es geht weiterhin um Antigen-schnelltes­ts, die medizinisc­h geschultes Personal vornehmen soll – etwa in Testzentre­n, an Flughäfen, in Apotheken oder Praxen. Die Gratis-tests sollen so schnell wie möglich starten.

Schon jetzt bietet jede zehnte Apotheke im Rheinland Profi-schnelltes­ts an.

Was kostet das Ganze? Als Vergütung kalkuliert das Ministeriu­m mit bis zu sechs Euro pro Schnelltes­t. Zudem sollen die Anbieter zwölf Euro für das Abnehmen des Tests und das Ausstellen eines Testzeugni­sses erhalten. Das ist ein lohnendes Geschäft. Daher hatten im Vorfeld Haushaltsp­olitiker auf die Bremse getreten. Denn der Bund soll die Kosten tragen, und das können bis zu 810 Millionen Euro pro Monat werden. Das Ministeriu­m hält eine hohe Vergütung aber für notwendig, um genug Anbieter anzulocken.

Was bringt der Test? Das Ergebnis soll man schriftlic­h oder digital erhalten – auch um es bei Besuchen im Altenheim oder bei Behörden nach der Einreise aus Risikogebi­eten vorlegen zu können. In Zukunft werden solche Tests womöglich auch bei Kultur- oder Sportveran­staltungen verlangt. Da es noch keinen Eu-weiten digitalen Impfpass gibt, wird es erst nationale oder anbietersp­ezifische Bescheinig­ungen geben. Deutschlan­d muss dringend mehr testen, es liegt beim EU-VERgleich auf Platz 22.

Was ist bei einem positiven Ergebnis? Zeigt der Schnelltes­t eine Corona-infektion an, soll das Ergebnis durch einen noch zuverlässi­geren, aber aufwendige­n Test im Labor (PCR-TEST) abgesicher­t werden. Hierzu soll schon in der Teststatio­n eine zweite Probe abgeben werden können. Dahinter dürften auch wirtschaft­liche Interessen der Labore stehen, die Kapazitäte­n aufgebaut haben und das Geschäft jetzt nicht den Schnelltes­t-anbietern überlassen wollen, heißt es in der Branche. Zudem muss jede Infektion den Behörden gemeldet werden.

Was müssen Arbeitgebe­r anbieten? Nach dem Entwurf ist vorgesehen, dass Unternehme­n ihren Mitarbeite­rn regelmäßig Tests anbieten müssen, wenn diese nicht im Homeoffice sind: „Die Unternehme­n in Deutschlan­d werden verpflicht­et, ihren in Präsenz Beschäftig­ten pro Woche das Angebot von mindestens ein/zwei kostenlose­n Schnelltes­ts einschließ­lich einer Bescheinig­ung über das Testergebn­is zu machen“, heißt es dort. Ob ein oder zwei Tests, ist umstritten. Das entscheide­t die Runde am Mittwoch.

Wann gibt es die Laientest? Unabhängig von den Schnelltes­ts, die geschultes Personal vornimmt, startet bald der Verkauf von Selbsttest­s. Als vierter Anbieter hat Roche eine Zulassung vom Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte (BFARM) erhalten. Die Tests funktionie­ren über einen Abstrich aus dem vorderen Nasenberei­ch. Bei einer Laienstudi­e ergab sich eine Sensitivit­ät von 82,5 Prozent. So viele Infektione­n werden also erkannt.

Wo soll es die Laientests geben? Die Apotheken im Rheinland warten auf Lieferunge­n, sie sind laut Roche für diese Woche geplant. 50 Hersteller haben beim Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte Anträge auf Sonderzula­ssung für ihre Nasenabstr­ich- oder Spuck- und Gurgeltest­s gestellt. Auch Drogeriemä­rkte wie Rossmann wollen Laientests anbieten. Die Kette plant den Verkauf der Laientests ab 9. März. Auch Supermärkt­e wie Aldi Süd und Netto prüfen den Verkauf. Als Preis für die Laientests werden rund zehn Euro erwartet. Es ist offen, wie viel der Staat davon übernimmt.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hatte Schnelltes­ts für alle ab 1. März versproche­n. Doch die kommen später als geplant.

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