Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

EISHOCKEY

Weil man in der Corona-saison keine Eishockeys­piele besuchen kann, simulieren Fans eine Auswärtsfa­hrt.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Fans müssen in dieser Saison auf gemeinsame Auswärtsfa­hrten verzichten. In Düsseldorf wurden sie nun kreativ.

DÜSSELDORF Am Donnerstag hat Andreas Vavaßeur wieder die großen Fanklub-fahnen aufgehange­n. Auf der Tribüne hinter dem Tor, dort wo sonst die Fans der Düsseldorf­er EG stehen. „Seit Anfang der 80er“ist der 52-Jährige dabei, hat Titel und Triumphe ebenso erlebt wie die Jahre am Tabellenen­de der Deutschen Eishockey Liga. Doch eine fast leere Halle schmücken? Das ist neu. „Ich habe noch Glück, kann zumindest Heimspiele sehen, weil wir die Banner aufhängen. Aber als Fan ist es ein blödes Gefühl, wenn man die Spiele nur im Fernsehen sehen kann“, sagt der Vorstand des Fanprojekt­s, dem Dachverban­d der DEG-FANS mit knapp 700 Mitglieder­n.

Wie nahezu überall ruht auch im Eishockey das Fanleben. Also haben sie sich in Düsseldorf gesagt: Wenn wir nicht reisen können, wird die Fahrt halt simuliert. Und so startet am 7. März der „virtuelle Sonderzug“nach Straubing. Nicht mal das Spiel gibt es, an dem Tag spielt die DEG in Krefeld. Aber im ursprüngli­ch Spielplan wäre es nach Niederbaye­rn gegangen, und eine lange Fahrt eignet sich ja ideal für eine Tour. Also haben sie Tickets verkauft und ein Programm auf die Beine gestellt, mit dem sie die, nun ja, Mitfahrer stundenlan­g im Internet bespaßen wollen.

Die Idee hatte Manuela Hoverath, die Organisati­onsleiteri­n beim Fanprojekt. „Mir fehlt der Sonderzug extrem“, sagt die 42-Jährige, die 2002 mal zur DEG mitgenomme­n wurde. Kurze Zeit später kaufte sie ihre erste Dauerkarte – und gab sie nie wieder ab. Seit sieben Jahren ist sie im Vorstand des Fanprojekt­s und organisier­t die Sonderzüge. Mindestens einmal pro Saison mietet der Dachverban­d einen ganzen Zug, verkauft Tickets, sorgt für Sicherheit, Programm und Verpflegun­g. Dann geht es mit hunderten Fans zu einem Auswärtssp­iel, mit Sambawagen, Musik, Theke und allem drum und dran. Auf dem Rückweg steigt auch gern die Mannschaft zu, da kann es nach Siegen zur Sache gehen.

Dieses Jahr sollte es nach Straubing gehen. Aber daraus wurde nichts. Wie aus allen Terminen, bei denen es für Fans ja um mehr geht als die Leidenscha­ft für einen profession­ellen Sportverei­n. Es sind Tage, an dem man alte Freunde trifft. Tage, die dem Jahr Struktur geben: Vereinsfes­te, Fanklubtre­ffen und natürlich Spielbesuc­he, erst recht auswärts. „Ich habe irgendwann überlegt, wie man die Fans auch in diesen Zeiten als Gruppe zusammenbe­kommt. Momentan passiert ja wenig“, sagt Hoverath. „Und jetzt haben wir zumindest einen Tag, an dem wir etwas zusammen machen können.“

Los geht es um 6.30 Uhr. Und dann gleich „volles Programm“, wie Andreas Vavaßeur sagt: „Ich werde ab 6.30 Uhr die Leute anrufen, die nicht am Bahnhof sind“, sagt er lachend. Denn genauso macht er es seit Jahren bei den richtigen Touren. Danach wird es bei Facebook, Instagram und Youtube immer neue Bilder und Videos aus den Vorjahren geben, „wir gehen quasi durch den Zug“. Im besten Fall antworten die Mitfahrer mit Fotos und Videos, wie sie daheim in vollem DEG-ORnat so tun, als wären sie im Zug. Das Sofa als Abteil, das Wohnzimmer als Sambawagen.

Bis 13.30 Uhr soll es Programm geben. Um 14 Uhr spielt die DEG in Krefeld, das Spiel schaut jeder bei Magentaspo­rt, danach geht es virtuell zurück nach Düsseldorf. Ein runder Plan, finden sie beim Fanprojekt. Nur ein Problem bleibt, sagt Vavaßeur: „Ich muss nur noch [ Trainer] Harry Kreis fragen, ob die Mannschaft zurück mitfahren darf. Die können sich ja über Instagram dazuschalt­en.“

„Jetzt haben wir zumindest einen Tag, an dem wir etwas zusammen machen können“Manuela Hoverath Orga-leiterin

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FOTO: FANPROJEKT Dicht gedrängt: Ein Deg-sonderzug vor Corona.

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