Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Keine Gratisfahrten zum Impfzentrum
Der Ausschuss für Mobilität diskutierte Gratis-taxischeine und Taxibusse für Senioren. Die Verwaltung sieht keinen Bedarf – künftig soll Impfstoff zu den Menschen kommen.
KREIS WESEL (sz) Vielen alten Menschen, vor allem aus den linksrheinischen Kommunen des Kreises Wesel, ist der teils weite Weg zum Impfzentrum in der Weseler Niederrheinhalle nicht zuzumuten, sagen Linke und Grüne im Kreistag. Zwar steht nun fest, dass es von April an offensichtlich eine Dependance des Impfzentrums in Moers geben soll (siehe Bericht Seite C 1). Bis dahin aber müssen die Senioren über 80 immer noch ins rechtsrheinische Wesel kommen.
Den weitesten Weg haben Moerser und Neukirchen-vluyner mit mehr als 35 Kilometern Anfahrt. Die Linke stellte im Mobilitätsausschuss am Montag den Antrag, Gratistaxifahrten anzubieten. Zahlen solle das das Land, das ja ein zweites Impfzentrum abgelehnt hatte. Von der genehmigten Dependance in Moers hatte die Verwaltung zu dem Zeitpunkt nichts bekannt gegeben.
Die Grünen präferierten ein TaxiBussystem, wie es im Kreis Borken eingerichtet wurde. Nach einigen Diskussionen im Mobilitätsausschuss sind die Vorschläge jetzt vom Tisch. Der zuständige Dezernent Lars Rentmeister sieht keinen Bedarf – und warnt vor den Kosten, die schwer kalkulierbar seien, aber nicht erstattet würden.
Er stellte eine hohe Termintreue der Senioren fest. „Die alten Leute waren da, sie haben einen Weg gefunden. Selbst am Eröffnungsmontag bei den widrigen Wetterbedingungen.“Kaum jemand habe das Angebot, wegen Eis und Schnee erst am Dienstag zu kommen, angenommen. Damit habe die Verwaltung selbst nicht gerechnet.
Rentmeister verwies darauf, dass eine zehnprozentige Preisminderung mit den Taxiunternehmen ausgehandelt sei. Und bei ihren Mietwagen seien die Preise der Taxiunternehmen verhandelbar. Aber: „Es kommen nicht viele Menschen mit dem Taxi zum Impfzentrum. Nachbarn, Verwandte und Freunde springen ein“, so Rentmeister. „Viele sind auch noch so rüstig und fahren selbst hin“. Wer gar nicht in der Lage sei, könne unter bestimmten Bedingungen einen Taxischein vom Arzt bekommen.
„Es hat sich noch keine Person beim Kreis Wesel gemeldet, weil sie nicht kommen kann.“Gespräche des Landrats mit den Bürgermeistern hätten ähnliche Ergebnisse gehabt. Zudem hat die Verwaltung errechnet, dass allein für den Personenkreis der über 80-Jährigen ein Kostenrisiko von mehr als 2,6 Millionen Euro entstehen würde. Karin Pohl (Die Linke) überzeugte das nicht. „Die Tabelle geht davon aus, dass jeder das Angebot in Anspruch nimmt“, sagte sie. Doch Rentmeister fürchtet, dass ein solches Angebot auch eine Nachfrage erzeuge.
Doris Beer (SPD) bevorzugte die Möglichkeit, die Impfung zu den Menschen zu bringen: durch mobile Teams und die Möglichkeit, dass die Hausärzte impfen. Rentmeister stellte in Aussicht, dass künftig vier mobile Teams im Einsatz sind, bislang war nur eines aktiv. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung habe in Aussicht gestellt, dass in ein paar
Monaten auch die Hausärzte impfen dürfen.
Die Grünen überzeugte die Argumentation, Lukas Aster zog den Antrag für die Grünen zurück. Der Antrag der Linken wurde abgelehnt. Constantin Borges von der FDP schloss sich dem mit Bauchschmerzen an. Es sei in Moers schwer vermittelbar, dass das Impfzentrum in Wesel sei. Wegen der Informationspolitik der vergangenen Wochen herrsche miese Stimmung in den Städten, die weiter entfernt liegen.
Die Stimmung wird sich linksrheinisch gewiss verbessern, wenn ab April die Dependance mit zwei Impfstraßen in Moers an den Start gehen sollte.