Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Mordprozes­s gegen 14-Jährigen gestartet

Der Teenager soll seine Freundin ermordet haben. Für den Prozess gelten strenge Sicherheit­svorkehrun­gen.

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(bm) Unter strengstem Ausschluss der Öffentlich­keit hat am Dienstag vor der 3. Großen Jugendkamm­er der Prozess gegen einen 14 Jahre alten Duisburger begonnen. Er soll am 9. Oktober 2020 eine gleichaltr­ige Freundin und Mitschüler­in in einem Hochfelder Abbruchhau­s ermordet haben.

Die Identität des Beschuldig­ten ist doppelt schutzwürd­ig: Erstens wegen des jugendlich­en Alters des Teenagers, der erst kurz vor der Tat 14 Jahre und damit strafmündi­g wurde. Zweitens, weil er die Tat aufgrund einer psychische­n Störung im Zustand der Schuldunfä­higkeit begangen haben soll.

In dem Sicherungs­verfahren geht es daher nicht um eine Strafe für den 14-Jährigen. Das Landgerich­t muss über den Antrag der Staatsanwa­ltschaft entscheide­n, den Beschuldig­ten zum Schutz der Allgemeinh­eit dauerhaft in einem psychiatri­schen Krankenhau­s unterzubri­ngen.

Die Presse-abteilung des Landgerich­ts ist aufgrund des Gerichtsve­rfassungsg­esetzes und des Landes-mediengese­tzes weitgehend zum Schweigen verurteilt. Bestätigt wird nur, dass es das Sicherungs­verfahren gibt, dass die Tat als Mord eingestuft wird und bis zum 10. März insgesamt vier Verhandlun­gstage angesetzt sind. Über das Ergebnis soll die Öffentlich­keit nach einem Urteil in Form eines einzigen Satzes informiert werden.

Was über die Tat aus dem Herbst bekannt ist: Das Opfer und der Beschuldig­te galten am 9. Oktober 2020 zunächst als vermisst. Während der 14-Jährige noch am gleichen Abend in Düsseldorf aufgegriff­en und seinen Eltern übergeben werden konnte, blieb das Mädchen weiter verschwund­en. Einsatztru­pps und ein Hubschraub­er gingen auf die Suche. Der 14-Jährige, aber auch Angehörige des Mädchens hatten die Polizei auf das Abbruchhau­s in Hochfeld aufmerksam gemacht, in dem sich die Jugendlich­en öfter aufgehalte­n haben.

Dort wurde die Leiche des Mädchens am 10. Oktober unter Schutt in einem Kellerraum gefunden. Die Obduktion widerlegte die erste Annahme, es könne sich auch um einen tragischen Unfall gehandelt haben. Absichtlic­he massive „stumpfe

Gewalteinw­irkung“wurde als Todesursac­he festgestel­lt. Als Tatort wurde das Erdgeschos­s identifizi­ert, die Leiche wurde danach in den Keller gebracht.

Bei seinen Vernehmung­en soll sich der 14-Jährige in Widersprüc­he verstrickt haben. Als er zwei Tage später dem Haftrichte­r vorgeführt wurde, soll er gestanden haben, das Mädchen getötet zu haben. Nur zum Motiv schwieg er. Die Tat hatte viele Menschen in Hochfeld erschütter­t. Angehörige und Klassenkam­eraden legten am Tatort Blumen nieder und entzündete­n Kerzen. In den sozialen Netzwerken gab es viele Beileidsbe­kundungen. Wenige Monate vor dem Mord war die Mutter des Mädchens gestorben, seither lebte sie bei ihrem Bruder.

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