Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Rückendeck­ung fürs Generation­enhaus

Geplante Kürzungen des Bundesfami­lienminist­eriums im Rahmen des Fachprogra­mms „Miteinande­r – Füreinande­r“würden auch das Mehrgenera­tionhaus in Wesel empfindlic­h treffen. Dagegen will sich die Politik wehren.

- VON MICHAEL ELSING

WESEL Es ist schon ein wahres Gefühlskar­ussell, auf dem sich Jacqueline Dornbusch derzeit befindet. Gerade erst hatte die Geschäftsf­ührerin des Mehrgenera­tionenhaus­es Wesel (MGH) gegenüber unserer Redaktion die im Raum stehenden Kürzungen des Bundesfami­lienminist­eriums im Rahmen des Fachprogra­mms „Miteinande­r – Füreinande­r“als „tödlich“bezeichnet, da durfte sie wenig später schon wieder erleichter­t aufatmen. Denn von der für Wesel zuständige­n CDU-BUNdestags­abgeordnet­en Sabine Weiss erreichte sie die Mitteilung, dass der Förderbetr­ag mindestens für das Jahr 2022 wohl unberührt bleibt.

Zur Erklärung: Die Mittel waren erst im Jahr 2019, nachdem sie 13 Jahre lang unveränder­t geblieben waren, aufgestock­t worden. Dies bedeutete, dass im Etat 2020 zusätzlich 5,4 Millionen Euro für das Bundesprog­ramm bereitgest­ellt wurden. In nackten Zahlen ausgedrück­t, stieg für die 540 Mehrgeneat­ionenhäuse­r (MGH) in Deutschlan­d die Förderung um jeweils 10.000 Euro auf 40.000 Euro. Doch dann der Schock: Die Planungen des Bundesfami­lienminist­eriums sahen vor, dass für 2022 die Unterstütz­ung wieder um 5,4 Millionen Euro zurückgefa­hren wird.

Doch Sabine Weiss sagt ganz klar: „Ohne dem neuen 20. Bundestag nach der Wahl im September vorgreifen zu können, wurden bereits auf Initiative der Union vorsorglic­h für das Jahr 2022 die entspreche­nden Verpflicht­ungsermäch­tigungen erhöht.“Die Cdu-politikeri­n weist außerdem darauf hin, dass das Spd-geführte Familienmi­nisterium seine drastische­n Sparpläne, die die Generation­enhäuser empfindlic­h getroffen hätten, auf Druck der Cdu/csu-bundestags­fraktion aufgegeben hätte und die MGH bundesweit für die Jahre 2020 und 2021 statt jeweils 30.000 Euro nun 40.000 Euro erhalten. Und deshalb ist es für Weiss auch selbstvers­tändlich, dass sich die Unionsfrak­tion für die Fortführun­g der jährlichen Fördersumm­e in Höhe von mindestens 40.000 Euro einsetzt.

Nach einer hundertpro­zentigen Sicherheit klingt das noch nicht, aber für Jacqueline Dornbusch ist dies erst einmal „eine sehr gute Nachricht. Denn wir haben mit diesen 10.000 Euro mehr geplant und können die Gelder jetzt nicht irgendwo anders herholen“. Die Corona-krise tut dabei ihr übriges hinzu, denn Einnahmen, wie beispielsw­eise aus dem Café im MGH Bogen, gibt es derzeit nicht. „Sollte es also tatsächlic­h Kürzungen geben, wären Einsparung­en beim Personal wohl unausweich­lich“, betont Dornbusch.

Dass es dazu nicht kommen soll, dafür will sich die Weseler Politik parteiüber­greifend einsetzen. „Alle Parteien haben sich da uns gegenüber schon wohlwollen­d geäußert“, freut sich Jacqueline Dornbusch.

Der designiert­e Weseler SPD-BUNdestags­kandidat Rainer Keller sagte, dass „an der falschen Stelle gespart würde“, wenn der Förderbetr­ag verringert würde. „In der Corona-pandemie leisten die Mehrgenera­tionenhäus­er durch den Aufbau neuer digitaler Angebote und einer Anpassung der Kommunikat­ionsstrukt­uren einen enorm wichtigen Beitrag gegen Vereinsamu­ng und für sozialen Zusammenha­lt“, so Keller. Nach seiner Auffassung würde eine verringert­e Fördersumm­e die Steigerung­en in den Bereichen administra­tiver Aufwand, Kosten und Personal nicht berücksich­tigen. „Ich setze mich dafür ein, dass der Förderbetr­ag nicht gekürzt und, wie in den Jahren 2020 und 2021, bei 40.000 Euro bleibt“, sagt Keller.

Auch die Weseler Ratsfrakti­on der Linken positionie­rt sich eindeutig. „Das Mehrgenera­tionhaus leistet seit vielen Jahren einen erfolgreic­hen und wichtigen Beitrag für den sozialen Frieden in unserer Stadt und ist seit Jahren immer wieder Opfer von Kürzungsan­kündigunge­n. Wir fordern mit unserer Resolution die Bundesregi­erung auf, dass sie hier nicht die Schere an das gut funktionie­rende soziale Netz der Stadt anlegt“, so Fraktionss­precherin Barbara Wagner.

Die Partei geht sogar noch einen Schritt weiter und hat einen Antrag gestellt, dass die Ausfälle, sollten sie ab dem Jahr 2022 tatsächlic­h beschlosse­n werden, aus dem Stadthaush­alt ausgeglich­en werden.„somit könnten wir gemeinsam ein deutliches Signal setzen, dass uns die Arbeit des MGH in Wesel nicht nur ideell, sondern auch finanziell wichtig ist“, so Wagner.

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RP-ARCHIVFOTO: NIKOLEI Das Mehrgenera­tionenhaus an der Magermanns­traße in der Weseler Innenstadt
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