Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Vonovia macht Milliardengewinn und erntet Kritik von Mietern
Der Bochumer Dax-konzern leidet wie andere Wohnungskonzerne weniger unter der Pandemie als die übrigen Wirtschaftszweige.
BOCHUM Seit dem Ausbruch der Corona-pandemie gehört die Wohnungsbranche zu den Wirtschaftszweigen in Deutschland, die von der Krise am wenigsten in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Die Bochumer Unternehmensgruppe Vonovia ist dafür ein treffendes Beispiel. Der Dax-konzern hat im abgelaufenen Jahr seinen operativen Gewinn, die wichtigste Messlatte für den Unternehmenserfolg, um mehr als zehn Prozent auf 1,35 Milliarden Euro gesteigert.
Das wiederum ist nicht allein dem deutschen Markt zu verdanken, sondern auch das Ergebnis von Zukäufen in Schweden, das mittlerweile rund neun Prozent des Konzerngeschäfts ausmacht. Vier Prozent kommen aus dem Nachbarland Österreich, der große Rest kommt aus Beständen in Deutschland. Der Vorstandsvorsitzende Rolf Buch schaut entsprechend zuversichtlich auf den Rest des laufenden Jahres: „Wir haben uns trotz der Herausforderung der Corona-krise weiterhin positiv entwickelt, und wir sind auch für 2021 optimistisch.“Der Konzern rechnet bei den Mieteinnahmen und beim Ergebnis mit weiteren Steigerungen. Der operative Gewinn soll nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden auf 1,42 bis 1,47 Milliarden Euro steigen; den Umsatz veranschlagt Buch auf 4,9 bis 5,1 Milliarden Euro. Er ist im abgelaufenen Jahr um mehr als sechs Prozent auf 4,37 Milliarden
Euro gestiegen. Gleichzeitig muss sich Vonovia zum wiederholten Mal scharfe Kritik von Mietervereinigungen gefallen lassen.
Der Deutsche Mieterbund zum Beispiel wirft dem Unternehmen vor, es erhöhe die Dividende für seine Aktionäre, während manche Wohnungsmieter nicht wüssten, wie sie ihre Mietschulden zahlen sollten, und dafür mittlerweile sogar einen Teil ihrer Ersparnisse einsetzten.
Buch hält dem entgegen, die Vonovia-mieten seien im vergangenen Jahr vor allem in den Neubauten um 3,3 Prozent auf durchschnittlich 7,16 Euro gestiegen. Im Bestand seien sie im Durchschnitt nur um 0,6 Prozent erhöht worden. Vonovia habe wie angekündigt in der Pandemie monatelang auf Mietzahlungen verzichtet. „Wegen der Krise hat kein Mieter ausziehen müssen“, betonte der Konzernchef. Nimmt man nur den deutschen Markt, liegt die Voniva-durchschnittsmiete hierzulande bei 6,95 Euro pro Quadratmeter (Stand Ende 2020). Nur auf die Ballungsräume bezogen, lägen die Vonovia-mieten sieben Prozent unter dem Marktniveau, so der Konzern.
In Modernisierung, Neubau und Instandhaltung hat Vonovia 2020 etwas weniger als zwei Milliarden Euro investiert. Ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr, den das Unternehmen unter anderem mit coronabedingten Verzögerungen beim Neubau begründet. Unabhängig davon wies Buch erneut darauf hin, dass Vonovia bereit sei, mehr zu bauen, aber es fehlten
Grundstücke. Diesen Mangel haben in den vergangenen Monaten auch andere Konzerne beklagt.
Der Gesamtwert des Vonovia-bestands, der aktuell etwa 416.000Wohnungen umfasst, ist von 54 Milliarden auf 59 Milliarden Euro gestiegen. Finanzvorständin Helene von Roeder begründete dies mit den Investment einerseits, aber auch mit dem Zukauf von Wohnungsbeständen in Schweden.
Die angesprochene Dividende soll für das abgelaufene Jahr auf 1,69 Euro pro Aktie steigen. Das wäre ein Plus von zwölf Prozent gegenüber der Ausschüttung für 2019. Unter anderem diese Ankündigung dürfte am Donnerstag den Anstieg des Aktienkurses um rund 1,4 Prozent ausgelöst haben.