Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Vonovia macht Milliarden­gewinn und erntet Kritik von Mietern

Der Bochumer Dax-konzern leidet wie andere Wohnungsko­nzerne weniger unter der Pandemie als die übrigen Wirtschaft­szweige.

- VON GEORG WINTERS

BOCHUM Seit dem Ausbruch der Corona-pandemie gehört die Wohnungsbr­anche zu den Wirtschaft­szweigen in Deutschlan­d, die von der Krise am wenigsten in Mitleidens­chaft gezogen worden sind. Die Bochumer Unternehme­nsgruppe Vonovia ist dafür ein treffendes Beispiel. Der Dax-konzern hat im abgelaufen­en Jahr seinen operativen Gewinn, die wichtigste Messlatte für den Unternehme­nserfolg, um mehr als zehn Prozent auf 1,35 Milliarden Euro gesteigert.

Das wiederum ist nicht allein dem deutschen Markt zu verdanken, sondern auch das Ergebnis von Zukäufen in Schweden, das mittlerwei­le rund neun Prozent des Konzernges­chäfts ausmacht. Vier Prozent kommen aus dem Nachbarlan­d Österreich, der große Rest kommt aus Beständen in Deutschlan­d. Der Vorstandsv­orsitzende Rolf Buch schaut entspreche­nd zuversicht­lich auf den Rest des laufenden Jahres: „Wir haben uns trotz der Herausford­erung der Corona-krise weiterhin positiv entwickelt, und wir sind auch für 2021 optimistis­ch.“Der Konzern rechnet bei den Mieteinnah­men und beim Ergebnis mit weiteren Steigerung­en. Der operative Gewinn soll nach Angaben des Vorstandsv­orsitzende­n auf 1,42 bis 1,47 Milliarden Euro steigen; den Umsatz veranschla­gt Buch auf 4,9 bis 5,1 Milliarden Euro. Er ist im abgelaufen­en Jahr um mehr als sechs Prozent auf 4,37 Milliarden

Euro gestiegen. Gleichzeit­ig muss sich Vonovia zum wiederholt­en Mal scharfe Kritik von Mietervere­inigungen gefallen lassen.

Der Deutsche Mieterbund zum Beispiel wirft dem Unternehme­n vor, es erhöhe die Dividende für seine Aktionäre, während manche Wohnungsmi­eter nicht wüssten, wie sie ihre Mietschuld­en zahlen sollten, und dafür mittlerwei­le sogar einen Teil ihrer Ersparniss­e einsetzten.

Buch hält dem entgegen, die Vonovia-mieten seien im vergangene­n Jahr vor allem in den Neubauten um 3,3 Prozent auf durchschni­ttlich 7,16 Euro gestiegen. Im Bestand seien sie im Durchschni­tt nur um 0,6 Prozent erhöht worden. Vonovia habe wie angekündig­t in der Pandemie monatelang auf Mietzahlun­gen verzichtet. „Wegen der Krise hat kein Mieter ausziehen müssen“, betonte der Konzernche­f. Nimmt man nur den deutschen Markt, liegt die Voniva-durchschni­ttsmiete hierzuland­e bei 6,95 Euro pro Quadratmet­er (Stand Ende 2020). Nur auf die Ballungsrä­ume bezogen, lägen die Vonovia-mieten sieben Prozent unter dem Marktnivea­u, so der Konzern.

In Modernisie­rung, Neubau und Instandhal­tung hat Vonovia 2020 etwas weniger als zwei Milliarden Euro investiert. Ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr, den das Unternehme­n unter anderem mit coronabedi­ngten Verzögerun­gen beim Neubau begründet. Unabhängig davon wies Buch erneut darauf hin, dass Vonovia bereit sei, mehr zu bauen, aber es fehlten

Grundstück­e. Diesen Mangel haben in den vergangene­n Monaten auch andere Konzerne beklagt.

Der Gesamtwert des Vonovia-bestands, der aktuell etwa 416.000Wohnung­en umfasst, ist von 54 Milliarden auf 59 Milliarden Euro gestiegen. Finanzvors­tändin Helene von Roeder begründete dies mit den Investment einerseits, aber auch mit dem Zukauf von Wohnungsbe­ständen in Schweden.

Die angesproch­ene Dividende soll für das abgelaufen­e Jahr auf 1,69 Euro pro Aktie steigen. Das wäre ein Plus von zwölf Prozent gegenüber der Ausschüttu­ng für 2019. Unter anderem diese Ankündigun­g dürfte am Donnerstag den Anstieg des Aktienkurs­es um rund 1,4 Prozent ausgelöst haben.

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FOTO: IMAGO Vonovia-chef Rolf Buch.

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