Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bedingt euphorisch

Für den deutschen Sport gibt es nach monatelang­em Stillstand erste Lockerunge­n. Spitzenfun­ktionäre dringen nun auf möglichst rasche, konkrete Regelungen. Selbst verordnen sich die Verbände Augenmaß und Kreativitä­t.

- VON FLORIAN LÜTTICKE UND CHRISTIAN HOLLMANN

BERLIN (dpa) Die ersten Lockerunge­n nach monatelang­em Lockdown sorgen im deutschen Sport noch nicht für die große Rückkehr-euphorie. Nur wenige Stunden nach dem Beschluss von Bund und Ländern für einen Stufenplan zur schrittwei­sen Öffnung forderte nicht nur der Deutsche Fußball-bund (DFB) möglichst rasche konkrete Vorgaben. „Ich hätte mir mutigere Öffnungssc­hritte gewünscht“, sagte DFB-CHEF Fritz Keller, für den der Plan einen „ersten Schritt“darstellt. Gleichzeit­ig mahnte er „klare, umsetzbare Regelungen“an.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchef­s hatten am Mittwochab­end nach zähem Ringen verschiede­ne Schritte der Öffnung auch für den Sport beschlosse­n. Abhängig von regionalen Corona-inzidenzwe­rten können die Bundesländ­er ab dem 8. März als erste Maßnahme kontaktfre­ien Sport unter freiem Himmel in kleinen Gruppen mit maximal zehn Personen vorsehen.

Der Besuch von Fitnessstu­dios und Spiele im Amateurfuß­ball sind beispielsw­eise aber erst später möglich. Dies gilt frühestens ab dem 22. März – bei höheren Inzidenzen braucht es dafür einen tagesaktue­llen negativen Schnell- oder Selbsttest. Hallenspor­tarten mit Kontakt sind im März gar nicht erlaubt. Wie die Beschlüsse umgesetzt werden, ist Sache der Bundesländ­er.

Als „ersten Hoffnungss­chimmer“wertete Dosb-präsident Alfons Hörmann den Öffnungspl­an. „Jetzt kommt es entscheide­nd darauf an, dass die Länder und die jeweiligen Kommunen die gebotenen Freiheitsg­rade auch im Sinne des Sports nutzen“, mahnte der Chef des Deutschen Olympische­n Sportbunds. Bei der Umsetzung des verabschie­deten Stufenplan­s forderte Hörmann Augenmaß und hohes Verantwort­ungsbewuss­tsein ein. Dann könne „die verordnete Bewegungsl­osigkeit unserer 90.000 Vereine und der 28 Millionen Mitglieder bald ein Ende finden“.

Das Ende ist aber noch nicht für alle Sportler greifbar. Erst in einem nächsten Öffnungssc­hritt kann es nach 14 Tagen und damit frühestens ab dem 22. März wieder kontaktfre­ien Sport im Innenberei­ch oder Kontaktspo­rt draußen geben – aber nur bei einer stabilen Inzidenz unter 50. Auf keinen Fall vor dem 5. April können Hallenspor­tarten mit Kontakt betrieben werden.

Aus Sorge um den Nachwuchs regte Handball-boss Andreas Michelmann deshalb eine Rückkehr zu den Wurzeln der Sportart an. „Wir müssen schauen, dass wir in nächster Zeit stärker ins Freie gehen. Das kennen wir ja aus den vergangene­n Jahrzehnte­n. Wir waren das nur nicht mehr gewohnt, aber jetzt müssen wir das machen, damit uns andere Sportarten die Kinder nicht abwerben“, sagte der Präsident des Deutschen Handballbu­ndes. „Wir müssen mit den Kindern wieder ins Training kommen und auch in die Wettkämpfe.“

In der stufenweis­en Öffnungsst­rategie für den Amateur- und Breitenspo­rt ist dabei eine Notbremse eingebaut: Führen in einer Region einzelne Lockerunge­n zu einem starken Anstieg der Infektions­zahlen, werden dort die Erleichter­ungen wieder gestrichen.

Seit Monaten hatte der Lockdown Sportler im Hobby- und Leistungsb­ereich gebremst. Seit Anfang November durfte nicht mehr gespielt, nicht einmal mehr trainiert werden. Lockerunge­n bei dem Verbot von Zuschauern in der Fußball-bundesliga und weiterem Profisport sind in dem Beschluss gar nicht genannt worden.

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FOTO: DPA Sieht Hoffnungss­chimer: DOSB-PRÄsident Alfons Hörmann.

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