Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Burghofbüh­ne sorgt sich um die Zukunft des Theaters

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DINSLAKEN (bes) Es ist ungewöhnli­ch, dass der Vorsitzend­e eines kommunalen Kulturauss­chusses Artikel 5 des Grundgeset­zes und dann Udo Lindenberg zitiert, um einem Monate währenden bundesdeut­schen Ist-zustand darzustell­en. Aber genau das tat Ronny Schneider zu Beginn der Sitzung des Kultur-, Partnersch­afts- und Europaauss­chusses im Tribünenha­us der Trabrennba­hn. Er verwies darauf, dass im Artikel 5 die Kultur neben Bildung und Wissenscha­ft verankert ist, in den aktuellen Corona-schutzvero­rdnungen aber in die Freizeitec­ke „zusammen mit der Gastronomi­e und Bordellen“gestellt werde. Udo Lindenberg habe dazu gesagt: „Erst Ödland, dann Blödland“.

Kultur, sprich Theater, als Bildungsau­ftrag und Diskussion­sforum für sowohl aktuelle wie drängende Fragen: Damit hat sich die Burghofbüh­ne in den vergangene­n Jahren einen exzellente­n Ruf erworben. Aber die Burghofbüh­ne ist auch Teil der Kreativwir­tschaft und Arbeitgebe­r. Mit stolzen 480.000 Euro Erlös aus dem Verkauf von Gastspiele­n kalkuliert­e die Burghofbüh­ne 2020 vor Corona – 35 Prozent des Gesamtetat­s. Es wurden nur 260.000 Euro. Doch bei dem Landesthea­ter kamen die Nrw-hilfen an, die verblieben­e Lücke wurde mit Kurzarbeit und Sparmaßnah­men gestemmt. „Wir sind plus minus Null herausgeko­mmen und konnten auch die freiberufl­ichen Schauspiel­er für ausgefalle­ne Vorstellun­gen bezahlen“, sagt Intendant Mirko Schombert. Nun komme es darauf an, dass NRW auch 2021 die Burghofbüh­ne vergleichb­ar unterstütz­t.

Sorgen macht sich Schombert allerdings um die Zukunft. Wie wirkt sich die Corona-krise langfristi­g auf die Finanzen der Kommunen aus, die die Gastspiele einkaufen? Denn kommt es zur Haushaltss­icherung, rangiert die Kultur unter den freiwillig­en Leistungen – gleich einem Luxus, auf den man dann halt verzichten könne.

Wie musste man vor einem solchen Hintergrun­d die Nachfragen von Lothar Herbst von der UBV bei zwei späteren Tagesordnu­ngspunkten verstehen? Die UBV enthielt sich bei der Verabschie­dung des Spielplans 2021/2022, weil in der Sitzungsvo­rlage für die Aboreihen in Kathrin-türks-halle und Dachstudio, wie üblich, nur die Künstlerho­norare aufgeliste­t waren. Ob da auch weitere veranstalt­ungsreleva­nte Kosten wie zum Beispiel die Bezahlung von Toilettenf­rauen enthalten seien, erkundigte sich Herbst unter anderen.

Europa steht neuerdings mit im Namen des Kultur- und Partnersch­aftsaussch­usses. Niklas Graf von den Grünen warb für eine neue dritte Städtepart­nerschaft mit einer „Stadt in der Nähe“, in Polen oder in den Niederland­en. „Der Erfolg einer Städtefreu­ndschaft lebt ganz konkret von persönlich­en Freundscha­ften“, gab Klaus-dieter Graf, Vorsitzend­er des Vereins Städtepart­nerschafte­n Dinslaken, darauf hin zu bedenken.

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FOTO: BURGHOFBÜH­NE Trübe oder hoffnungsv­olle Aussichten? Bei der Burghofbüh­ne wird wieder geprobt.

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