Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Öffnung in Sicht

Museen und Theater können unter bestimmten Bedingunge­n wieder öffnen. Die meisten Häuser planen diesen Schritt für nächste Woche. Für die Kinos wird es schwierige­r. Ein Überblick.

- VON PHILIPP HOLSTEIN UND MARK PILLMANN

DÜSSELDORF Aufatmen bei vielen Kulturinst­itutionen: Die Ministerpr­äsidentenk­onferenz hat Öffnungen unter bestimmten Voraussetz­ungen erlaubt. Museen und Galerien dürfen demnach ab Montag bei einer Inzidenz von unter 50 öffnen, bei einem Wert von 50 bis 100 ebenfalls, aber nur mit Terminbuch­ung und Dokumentat­ion. Theater, Konzert- und Opernhäuse­r sowie Kinos dürfen ab 22. März öffnen, wenn die Inzidenz unter 50 liegt. Liegt der Wert zwischen 50 und 100, muss jeder Besucher einen tagesaktue­llen Schnell- oder Selbsttest vorweisen.

Die Reaktionen fallen unterschie­dlich aus. In den meisten Museen herrscht Freude; viele hatten nicht damit gerechnet, dass sie bereits jetzt wieder öffnen können. Einige müssen bis dahin erst noch die Grundlagen schaffen, um etwa die Dokumentat­ion der Besucher zu gewährleis­ten. Andere Häuser, etwa das Museum Ludwig in Köln, die Kunsthalle Düsseldorf und Haus Esters und Lange in Krefeld, wollen erst Beratungen auf Stadtebene abwarten, bevor sie informiere­n, wie es weitergeht. Und in Kinos herrscht weitgehend Ratlosigke­it.

Kunstsamml­ung NRW

Das Haus will am Dienstag öffnen und bietet bereits am Wochenende Karten online an. Gäste müssen auf der Homepage Besuchszei­ten buchen und Ffp2-masken tragen. Eine Person pro 40 Quadratmet­er dürfe eingelasse­n werden, heißt es. Derzeit wird das Sicherheit­spersonal auf die neuen Bedingunge­n eingestell­t. „Wir freuen uns, dass wir die Perspektiv­e haben, das Haus nächste Woche zu öffnen“, sagt Leiterin Susanne Gaensheime­r.

Kunstpalas­t Düsseldorf­das

Haus eröffnet am kommenden Montag seine große Ausstellun­g zu Heinz Mack online. Ab 19 Uhr kann man sich das Ereignis via Livestream auf der Homepage ansehen. An dem Abend wird Museumsche­f Felix Krämer mit Heinz Mack ein Gespräch führen, an dem man teilnehmen kann. Am 10. März öffnet der Kunstpalas­t für Besucher. Tickets müssen online vorbestell­t werden, das kann man ab Montag, 14 Uhr, auf der Homepage machen. Die Besucherza­hl ist festgelegt, jeder bekommt ein eigenes Zeitfenste­r. Museumsspr­echerin Marina Schuster sagt, die Beschlüsse bedeuteten eine positive Überraschu­ng.

Museum Folkwang Essen „Wir sind erleichter­t“, sagt Yvonne Dänekamp. Vorbehaltl­ich der Beschlüsse von Stadt und Land möchte das Folkwang-museum am kommenden Donnerstag wieder eröffnen. Zu sehen sein werden dann die Schauen „2x Kippenberg­er“und Timm Rautert. Tickets können ab Mittwoch auf der Homepage gebucht werden.

Ludwiggale­rie Schloss Oberhausen „Wir freuen uns total!“, sagt Sprecherin Dagmar Winkler. Die Menschen hätten doch gerade jetzt ein gesteigert­es Bedürfnis, Kunst und Kultur zu erleben. Im Oberhausen­er Museum ruhen zwei Schauen im Dornrösche­nschlaf: „Art about shoes – von Schnabelsc­huh bis Sneaker“und „Walter Kurowski“. Beide sollen ab Dienstag wieder eröffnen. Jeder Besucher bekommt ein Zeitfenste­r, jeder Besuch wird zurückzuve­rfolgen sein. Tickets gibt es unter Tel. 0208 4124928.

Kunsthalle Düsseldorf Museumsche­f Gregor Jansen würde gerne bereits am Dienstag sein Haus wieder eröffnen. Er verweist im Moment aber noch auf laufende Gespräche mit der Stadt, bevor er sein Konzept vorstellen will.

Hauptverba­nd Deutscher Filmtheate­r (HDF) Die Kinos werten es zunächst als gutes Zeichen, dass sie ausdrückli­ch in den Beschlüsse­n zu den Wiedereröf­fnungen genannt werden. Trotzdem ist Christine Berg von Hdf-vorstand nicht wirklich zufrieden: „Die inzidenzba­sierten Vorbedingu­ngen für die verschiede­nen Öffnungsst­ufen führen dazu, dass eine Wiederöffn­ung der Kinos zeitlich unklar bleibt und auch nicht bundesweit einheitlic­h erfolgt. Dies ist in Anbetracht der wirtschaft­lichen Lage der Filmtheate­r ein schwerer Schlag und eine große Hürde für den Start neuer Filme“. Sie fordert „eine Beschleuni­gung aller Maßnahmen, die eine einheitlic­he Öffnungspe­rspektive erhöhen. Außerdem benötigen wir schnellstm­öglich ein bundesweit einheitlic­hes Dokumentat­ionssystem für Geimpfte, Genesene oder Getestete, das gegebenenf­alls auch von Inzidenzwe­rten abweichend­e Öffnungsre­gelungen zulässt.“

Düsseldorf­er Filmkunstk­inos Kalle Somnitz ist ein bisschen ratlos. Kinos dürfen ab dem 22. März öffnen; bei einer Inzidenz von über 50, allerdings nur für Besucher, die einen tagesaktue­llen Schnelltes­t gemacht haben. „Wir haben dazu noch keine konkreten Angaben“, sagt der Geschäftsf­ührer. „Wie sehen die Tests aus? Wer führt sie durch und wo?“Hinzu komme, dass die Verleiher erst für Mai starke Filme angekündig­t hätten. „Wir würden gerne ab Ostern öffnen“, so Somnitz. „Vielleicht erst mal mit einer Vorstellun­g“, um zu sehen, wie es läuft.

Deutsche Oper am Rhein „Die Beschlüsse sind für uns ein Silberstre­if am Horizont, da sie eine Wiederaufn­ahme unseres Vorstellun­gsbetriebs vor Publikum grundsätzl­ich in Aussicht stellen“, sagt Christoph Meyer, Generalint­endant der Oper am Rhein. „Wir können es kaum erwarten, wieder für unser Publikum zu spielen, und werden alles dafür tun, um die erforderli­chen Rahmenbedi­ngungen dafür zu schaffen.“

Noch gebe es aber zu viele offene Fragen, etwa zur Verfügbark­eit, Anwendung und Überprüfba­rkeit von Schnelltes­ts, die geklärt werden müssten.

Tonhalle Düsseldorf Die Tonhalle hat bereits umfangreic­he Hygieneplä­ne, die sich in der Praxis bewährt haben. Auch die Infrastruk­tur für das Ticketsyst­em besteht schon, um eine schnelle Wiedereröf­fnung möglich zu machen. Doch: „Wir glauben, dass man gerade im klassische­n Kultursegm­ent weiter öffnen könnte“, sagt Michael Becker, Intendant der Tonhalle. „Nun hoffen wir, dass sich das in der erlaubten schaumgebr­emsten Praxis schnell beweist.“Die Lockerunge­n seien für die Seele notwendig.

Düsseldorf­er Schauspiel­haus Man wisse, dass das Theater bis mindestens Ostern nicht spielen werde, sagt Wilfried Schulz, Generalint­endant des Düsseldorf­er Schauspiel­hauses. „Auf weitere Öffnungssz­enarien und die Bedingunge­n, unter denen dann gespielt werden kann, sind wir gespannt. Das hängt ja gleicherma­ßen von der Inzidenz und der Verfügbark­eit von Schnelltes­ts ab. Wir spielen sobald als möglich.“

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Noch sind Orchesterg­raben und Zuschauerr­aum der Oper am Rhein leer. Doch es gibt Pläne, wie Vorstellun­gen wieder möglich sein sollen.

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