Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Wir haben zwei geniale Kandidaten“
Annalena Baerbock könnte Kanzlerin, und Robert Habeck könnte Kanzler. Beide würden die Interessen der Grünen gut vertreten, sagen Spitzenpolitikerinnen der Partei in Dinslaken, Voerde und Hünxe.
DINSLAKEN/VOERDE/HÜNXE (pst) Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland könnte es bei der kommenden Bundestagswahl dazu kommen, dass nicht eine der beiden „großen“Parteien CDU/CSU oder SPD den Bundeskanzler stellen.
Mit den beiden Parteivorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck haben die Grünen zwei aussichtsreiche Kandidaten auserkoren.
Die Entscheidung, wer von den beiden letztendlich als Kanzlerkandidat antreten wird, soll am 19. April bekanntgegeben werden. Intern haben sich die 40-jährige zweifache Mutter und der 51-jährige vierfache Vater wohl schon geeinigt.
Wir haben uns bei den Fraktionen in Dinslaken, Voerde und Hünxe umgehört, auf wessen Seite sie stehen und was die Grünen in den vergangenen Jahren so erfolgreich macht.
„Wir haben zwei so geniale Kandidaten, dass ich mich da nicht entscheiden kann. Da die beiden sich so hervorragend ergänzen, wäre es super, beide ins Rennen schicken zu können, aber das geht leider nicht. Grün ist mit der Doppelspitze eigentlich immer gut gefahren, auch wenn das manchmal irritiert, weil es sonst keiner macht“, findet Beate Stock-schröer, Fraktionsvorsitzende der Dinslakener Grünen.
„Die beiden blicken aus ganz unterschiedlichen Erfahrungsrichtungen auf die jeweiligen Themen, sprechen nach außen eine klare Sprache und vertreten sehr gut die Interessen unserer Partei“. Die Stärke der Grünen sei, dass „wir gute Themen haben und gute Arbeit machen und uns in der Ausrichtung immer treu geblieben sind. Außerdem haben wir viele gute Leute mit großem Sachverstand“, sagt die Fraktionsvorsitzende.
„Wir haben es nicht nötig, uns über die Skandale anderer aufzubauen, weil wir immer gute Politik gemacht haben“, meint StockSchröer mit Blick auf die Fehltritte der Union in den vergangenen Wochen und Monaten, die die beiden Parteien in den Umfragewerten noch enger haben zusammenrücken lassen. „Ich denke, am Ende wird es ein Kopf-an-kopf-rennen, wobei wir durchaus Chancen haben. Es braucht mal einen anderen Blickwinkel.“
Die Grünen-themen Klima und Ökologie, seien mittlerweile auch bei den anderen Parteien angekommen, doch „es ist die Frage, wie es umgesetzt wird. Außerdem müssen wir nicht nur schauen, wie wir Energie gewinnen, sondern auch einsparen“, betont Stock-schröer. Gerade mit der Umweltpolitik hätten die Grünen in den vergangenen Jahren gepunktet und sich den zweiten Platz in den Umfragen erarbeitet.
„Ich finde beide ziemlich gut. Da fällt mir eine Auswahl schwierig“, sagt Britta Dickmann, Vorsitzende des Ortsverbandes Voerde. „Beide vertreten sehr gut die Grünen Interessen, gerade was Umwelt und Energie betrifft, wobei Herr Habeck als ehemaliger Minister da noch etwas mehr eingespannt ist.“
Insgesamt würden die Partei gerade die Sachthemen stark machen, wo immer ein starker Konsens gefunden würde und man sich nicht in innerparteiliche Konflikte verstricke. Mit Blick auf die sinkenden Umfragewerte und Verfehlungen der Union in den vergangenen Wochen und Monaten, meint die Sprecherin: „Wir haben es nicht nötig, von den Fehlern der Anderen zu profitieren, wir sind auch so gut.“
Heike Kohlhase, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Hünxe, findet auch sowohl Annalena Baerbock als auch Robert Habeck gut, doch „ich tippe auf Frau Baerbock. Ich habe da keine Präferenz. Beide haben Standing, können sich gut positionieren und die Grüne Politik nach vorne bringen.“Baerbocks Vorteil sei, dass sie eine Frau ist, meint Kohlhase. „Ich finde aber auch, dass Frauen an der Spitze wichtig sind.“
Kanzlerin Merkel zum Beispiel habe in letzter Zeit zwar nichts mehr zu verlieren, aber sie habe sich tapfer geschlagen. „Ich denke auch nicht, dass einer von den Beiden beleidigt ist, wenn der/die andere nach vorne kommt. Die werden das auch mit den Leuten im Hintergrund vernünftig geklärt haben und es ist gut, dass wir nicht mehr lange warten müssen“, meint Kohlhase.
„Wenn man über Koalitionen nachdenkt, wäre mir ein linkes Bündnis am allerliebsten. Mit der CDU würde es schwierig werden, aber wenn das sein müsste, um die Regierung zu bilden, dann würde ich das in Kauf nehmen.“
Nach den Stärken der Grünen in den vergangenen Jahren gefragt, meint die Hünxer Fraktionssprecherin: „Wir haben gute Sachpolitik gemacht und die Klimapolitik ist endlich in der breiten Mehrheit angekommen. Dafür wurden wir jahrzehntelang belächelt. In den vergangenen Jahren standen wir schon sehr gut da, aber durch die Fehler der Union ist der Abstand noch einmal enger geworden.“