Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Das ging nach hinten los
Da kann man nur rätselraten, was die Verantwortlichen in der Dinslakener Stadtverwaltung tatsächlich geritten hat, als sie entschieden, den Zugang zur Skateanlage an der Eissporthalle mit einer Mauer zu versperren. Gerechtfertigt wurde dies damit, dass sich dort Gruppen von bis zu 40 Menschen getroffen hätten und es partyähnlich zugegangen sei. Dass es mit einer Mauer nicht gelingen würde, Skater, Bmx-fahrer oder andere Personen von der wegen der Corona-pandemie geschlossenen Anlage fernzuhalten, hätte eigentlich allen von vornherein klar sein müssen. Selbst ein meterhoher Zaun oder eine Mauer stellen kein unüberwindbares Hindernis dar – mancher Zeitgenosse begreift dies eher als eine Herausforderung, die es zu meistern gilt. Und so ist dann ja auch gekommen.
Um die Mauer aus den großen Betonblöcken, die zweitweise zur Abwehr von terroristischen Angriffen eingesetzt wurden und von denen jeder über eine Tonne wiegt, zu errichten, musste die Verwaltung einigen Aufwand betreiben und schweres Gerät einsetzen. Was hat es gebracht? Nicht das, was man sich wohl erhofft hatte. Der erwünschte Erfolg blieb aus, der Schuss ging nach hinten los. Im Netz – und nicht nur dort – wurde die Aktion der Kommune mit Hohn und Spott bedacht. Da war die Rede von Posse, peinlicher und übertriebener Aktion, von Verschwendung von Steuergeldern. Und natürlich fehlten Hinweise auf die Berliner Mauer und deren Fall nicht. Auch aus der Kommunalpolitik wurde deutliche Kritik an der Aktion laut.
Wenn die Verwaltung ein Exempel statuieren und Härte bei der Durchsetzung von Corona-schutzbestimmungen zeigen wollte, dann ist ihr das in diesem Fall wirklich gründlich misslungen. Sie hat sich vielmehr bis auf die Knochen blamiert.
Wenigsten hat die Verwaltung frühzeitig Einsichtsfähigkeit bewiesen und erkannt, dass sich das Problem nicht durch Errichtung einer Mauer lösen lässt. Folglich wurde die Beton-absperrung zügig wieder zurückgebaut, dies allerdings auch mit dem Hinweis, dass von den dort aufgebrochenen Zäunen Verletzungsgefahren ausgehen würden.
Ich wünschen Ihnen ein erholsames Wochenende.
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