Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Auswandern nach Mallorca
Susanne Prinz hat schon viele Monate auf der Baleareninsel verbracht. Nun bricht die 58-jährige Diplom-pädagogin ihre Zelte in Deutschland ab und zieht ganz dorthin. Ihr Ehemann erwartet sie bereits sehnsüchtig.
Susanne Prinz hat schon viele Monate auf der Baleareninsel verbracht. Nun zieht die gebürtige Dinslakenerin ganz dorthin.
DINSLAKEN Diese Gemeinde im Landesinneren ist bekannt für ihre Aprikosenhaine und Weinberge. Urlauber kommen auch wegen der Kapelle Santuari de Monti-sión oder der Pfarrkirche Senyora de Consolació hierhin. In Porreres leben knapp 5000 Menschen. Es ist kein typischer Touristenort. Porreres liegt nicht am Mittelmeer, sondern etwa 40 Kilometer von Palma entfernt im Landesinneren. Das Dorf strahlt den besonderen mallorquinischen Charme aus, den Susanne Prinz nicht mehr missen möchte. Die gebürtige Dinslakenerin wird auswandern. Mit 58 Jahren. Die Diplom-pädagogin löst derzeit ihre Wohnung in Oberhausen auf. Anfang Mai geht’s mit Pkw und Fähre zurück auf die Baleareninsel.
Susanne Prinz wird dann schon sehnsüchtig erwartet. Von ihrem Ehemann, den sie vor fünf Jahren geheiratet hat. Während der schon länger auf der Finca lebt, zog es die ehemalige Handball-torhüterin des VFB Lohberg für längere Aufenthalte immer wieder zurück nach Deutschland. Aus beruflichen Gründen. Prinz arbeitet als Fortbildungsreferentin im Kinderschutz. Sie war vor der Corona-krise bundesweit unterwegs. Im Zuge der Pandemie fielen immer mehr Präsenzveranstaltungen aus, die Wissensvermittlung verlagerte sich auf Online-videoplattformen. Von August 2020 bis dieses Jahr Ostern weilte Prinz durchgehend auf Mallorca: „In dieser Zeit ist in mir die Idee gereift, ganz auf der Insel zu bleiben.“Zur Freude ihres 71-jähriger Ehemanns.
Die beiden fühlen sich in Porreres willkommen und sind angetan von der engen Gemeinschaft der Einwohner, die auch in der Corona-zeit Bestand hat. „Die Krise hat Mallorca hart getroffen. Bis zu 80 Prozent der Menschen sind im Tourismussektor beschäftigt“, weiß Prinz. „Hier sind die Corona-einschränkungen zwar noch härter, die Menschen aber dennoch entspannter als in Deutschland. Freundlicher, nicht so gereizt, obwohl es viele wirklich nicht einfach haben.“
So sei es schon öfter vorgekommen, dass Einheimische zur Finca kamen und nach Arbeit fragten. Persönlich oder auf einem Blatt Papier, das unter einem Stein gelegen habe. „Die Liste der Bedürftigen wird leider immer noch länger.“Prinz, die am Ernst-barlach-gymnasium ihr Abitur machte, bekam im vergangenen Dezember hautnah mit, wie schlecht es vielen Mallorquinern geht. Bei einem Charity-event in Pa
guera wurden auch Weihnachtsgeschenke für Kinder verpackt. Als Susanne Prinz davon erzählt, wirkt sie traurig. Sie weiß aus persönlichen Gesprächen von Familien-schicksalen, die sie betroffen machen. Wo in der Corona-krise das Geld für die kleinsten Anschaffungen fehlt, denen das Wasser bis zum Hals steht.
Wie prekär die Situation gerade im Gastronomie- und Tourismusbereich ist, machen seit Wochen Plakate einer Initiative mit dem Schriftzug „SOS Turismo“deutlich. „Die sind überall auf der Insel zu sehen. Auch in kleineren Dörfern.“Es gebe eine große Solidarität auf Mallorca. Es sei für alle sehr schwer, sich an den Anblick der leeren Strände zu gewöhnen. Mit Schrecken denkt Prinz an die wochenlange strenge Ausgangssperre im vergangenen Jahr zurück. „Aber die Leute haben sich daran gehalten. Sicherlich auch, weil die Corona-strafen auf der Insel viel höher sind als in Deutschland.“
Die Sozialtherapeutin für Suchterkrankung nutzt die Zeit in Deutschland auch dafür, sich mit Freunden zu treffen oder ihren Vater in Dinslaken-bruch zu besuchen. Dabei wird die 58-Jährige auch gefragt, ob sie sich ihren Schritt gut überlegt habe. Das hat sie. Für Susanne Prinz ist die Finca in Porreres mit den Mandel-, Orangen und Feigenbäumen vor der Terrasse schon ihr Zuhause. „Und ich kann mir endlich einen eigenen Gemüsegarten anlegen.“