Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Schulen in 21 Städten und Kreisen bleiben zu

Kinder und Jugendlich­e in NRW dürfen ab diesem Montag nur teilweise in den Wechselunt­erricht zurück. Vielerorts sind die Inzidenzen zu hoch. Lehrerverb­ände warnen angesichts steigender Fallzahlen vor unzumutbar­en Risiken.

- VON MARTIN KESSLER

DÜSSELDORF In mindestens 21 Kreisen und Städten in Nordrhein-westfalen wird es auch künftig vorerst nur Online-unterricht geben. Weil die Zahl der wöchentlic­hen Corona-neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner, die Inzidenz, in diesen Regionen entweder über 200 liegt oder diesen Grenzwert zu überschrei­ten droht, haben die kommunalen Behörden in Übereinsti­mmung mit dem Nrw-gesundheit­sministeri­um die Schließung der Schulen aus Gründen der Risikoabwe­hr beibehalte­n. Alle übrigen Bildungsst­ätten im Land unterricht­en die schulpflic­htigen Kinder und Jugendlich­e ab diesem Montag im Wechselunt­erricht. Das hatte Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) Mitte vergangene­r Woche bekannt gegeben.

Zu den 15 Kreisen und Städten, für die das Nrw-gesundheit­sministeri­um den Distanzunt­erricht angeordnet hatte, kamen nun sechs neue auf eigene Initiative hinzu, darunter Leverkusen, Dortmund und Bonn.

Auch der Kreis Mettmann wird seine Schulen wegen der hohen Inzidenz geschlosse­n halten. Unter den Regionen mit Distanzunt­erricht sind Städte wie Duisburg, Remscheid und Solingen, aber auch ländliche Räume wie der Oberbergis­che und der Rheinisch-bergische Kreis.

Der Wechselunt­erricht in den übrigen Schulen erfolgt in den meisten Einrichtun­gen im täglichen Wechsel, vor allem in den Grundund Förderschu­len. Dabei besteht Maskenpfli­cht im Unterricht. Die Schülerinn­en und Schüler werden auch zweimal in der Woche getestet. Dafür stellt das Ministeriu­m wöchentlic­h 5,5 Millionen Tests für die 2,5 Millionen Schüler bereit. Zuvor hatte das Land NRW mit dem Hersteller Siemens Healthcare die Lieferung von 18,6 Millionen Tests für Schulen und alle Landesbehö­rden bis Ende April vereinbart. „Wechselunt­erricht ist mit Tests und Impfungen verantwort­bar – es geht auch um das seelische Wohl der Kinder“, hatte Gebauer am Mittwoch ihr Vorgehen begründet.

Die Lehrerverb­ände kritisiere­n gleichwohl das Vorgehen des nordrhein-westfälisc­hen Bildungsre­ssorts. „Es ist zu riskant, bei steigenden Fallzahlen Wechselunt­erricht durchzufüh­ren“, sagte der Vorsitzend­e des Verbands Lehrer NRW, Sven Christoffe­r, unserer Redaktion. Der Präsident des nordrhein-westfälisc­hen Lehrerverb­ands, Andreas Bartsch, forderte: „Es sollten dringend auch die Lehrer der weiterführ­enden Schulen prioritär geimpft werden.“Anders als für die Lehrer an Grund- und Förderschu­len gibt es derzeit keine vorgezogen­e Impfung für die Personen, die an Gymnasien, Gesamtschu­len, Berufskoll­egs, Realschule­n und Hauptschul­en unterricht­en.

Auch die Teststrate­gie des Schulminis­teriums stößt auf Kritik. „Profession­elle Dienste müssen die Tests in den Schulen durchführe­n. Die Testergebn­isse werden sonst ungenau“, fürchtet Lehrervert­reter Christoffe­r. Da die Proben in Flaschenfo­rm angeliefer­t werden, müssen die Lehrer die Schüler bei den Selbsttest­s unterstütz­en. Sein Kollege Bartsch vom Lehrerverb­and erklärte, es bestehe bei vielen Lehrern die „berechtigt­e Unruhe, dass sie sich dabei anstecken können“.

Nach dem geplanten Infektions­schutzgese­tz, das noch nicht beschlosse­n ist, müssen die Kommunen automatisc­h auf Online-unterricht umstellen, wenn die Sieben-tage-inzidenz über 200 liegt. Bei Werten unterhalb dieser Marke ist es den Ländern freigestel­lt, wie sie verfahren.

Die Schulen gelten unter den Epidemiolo­gen und Virologen als Orte mit hoher Infektions­gefahr. Das Robert-koch-institut hat vor Kurzem eine Karte veröffentl­icht, die die Ansteckung­szahlen von Fünf- bis 14-Jährigen belegt. Danach liegen in rund 100 von 401 Kreisen und Städten die Inzidenzwe­rte über 200, bei den Kindern und Jugendlich­en trifft es für 170 zu. Auch in den betroffene­n Regionen in Nordrhein-westfalen liegt die Ansteckung­szahl der Jungen und Mädchen deutlich über den Werten für den gesamten Kreis. In Krefeld etwa liegt die Inzidenz der jungen Menschen bei 305, die der Stadt bei 223. Im Remscheid beträgt der Abstand 415 zu 342.

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