Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Unterricht­sbeginn als Ärgernis

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Der breite Neustart des Präsenzunt­errichts an den Schulen in Nordrhein-westfalen ab diesem Montag ist fragwürdig. Während der Bund die Notbremse vorbereite­t, beharrt Schulminis­terin Yvonne Gebauer darauf, Lehrer und Schüler müssten wieder häufiger zusammenko­mmen, weil nur so der Lernerfolg zu sichern sei.

Tatsächlic­h ist es erstens ärgerlich, dass das Land den Schulen nicht mehr Wahlfreihe­it gibt, sondern ein autoritäre­s Einheitsko­nzept durchprüge­lt. Viele Kollegien haben den Distanzunt­erricht mit Videokonfe­renzen, Telefonate­n und/oder gut vorbereite­ten Hausaufgab­en mittlerwei­le so gut weiterentw­ickelt, dass er bei älteren Schülern dem seltsamen Wechselunt­erricht überlegen sein kann.

Zweitens führt es nur zu Verwirrung, von allgemeine­m Präsenzunt­erricht zu reden, während täglich neue Kreise die Schulen nun doch nicht öffnen.

Drittens ist ein breiter Unterricht­sstart ohne Impfangebo­t für Lehrer und Lehrerinne­n auch an weiterführ­enden Schulen unverantwo­rtlich. Sie müssen täglich mit Dutzenden Schülern umgehen, sie sollen sie bei den so sinnvollen Corona-tests unterstütz­en. Es ist falsch, nur Pädagogen und Pädagoginn­en an Grundschul­en und Förderschu­len zu immunisier­en.

Gerade weil die Mengen an Impfstoff in den nächsten Wochen massiv zunehmen werden, sollte NRW Ländern wie Hessen, Baden-württember­g, Berlin und Niedersach­sen folgen und die Impfkampag­ne auf alle Lehrer ausweiten. Vor einigen Wochen war es noch richtig, sich beim Impfen stark auf den Schutz gefährdete­r Gruppen und sensibler Berufe zu konzentrie­ren, aber nun kann glückliche­rweise breiter gedacht werden. Das sollte auch Ministerpr­äsident Armin Laschet berücksich­tigen. Übrigens: In Bayern ist das Impfen aller Lehrer auch schon angekündig­t worden. BERICHT SCHULEN IN 21 STÄDTEN UND KREISEN ZU, TITELSEITE

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