Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Mit dem Hofmann-spirit nach Europa

Der Nationalsp­ieler macht klare Ansagen und lässt bei Gladbachs 4:0 gegen Frankfurt seinen Worten Taten folgen.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Das 4:0 von Borussia Mönchengla­dbach gegen Eintracht Frankfurt war ein paar Stunden Geschichte, als sich der Mann des Tages noch mal zu Wort meldete bei Instagram. Die Botschafte­n der Fußballer sind an der Stelle gewöhnlich ein Konglomera­t von Buchstaben und Bildchen, Emojis, so war es auch bei Hofmann. Seine Mitteilung war, wie vorher sein sportliche­r Auftritt mit einem Tor und zwei Vorlagen, dazu geeignet, daraus abzuleiten, dass Hofmann weiß, worauf es gerade ankommt. Kurz: Mit dem Hofmann-spirit kann Gladbach Europa noch schaffen.

Hofmann, in dieser Saison zum Nationalsp­ieler geworden, ist gerade erst genesen von seiner Covid-19-infektion. Die hat er gut weggesteck­t. Und er hatte vor dem Spiel im Gespräch mit unserer Redaktion eine klare Ansage gemacht: „Wir alle, das Team und der Trainer, wollen unbedingt noch mindestens Platz sechs“, sagte Hoffmann. Und legte als Startelf-comebacker gegen die Eintracht los: An den ersten drei Toren war er als Torschütze, Vorlagenge­ber und als Vorlagenge­ber der Vorlage beteiligt. Hofmann ließ Worten Taten folgen, so etwas zeichnet Topspieler aus.

Den Kopfballto­ren von Matthias Ginter und Ramy Bensebaini gingen Ecken von Hofmann voraus, zwischendr­in schoss er selbst das 2:0, weil er einfach mal draufhielt nach dem Motto: kein Risiko, kein Vergnügen. Tormann Kevin Trapp ließ den Ball durchrutsc­hen. Solche Szenen sind es, die zeigen, dass ein Team das Spielglück auf seiner Seite hat, dafür aber auch etwas tun muss: willenssta­rk und mutig sein. Hofmann lebte das in der Szene vor. Oft schon hatten die Borussen in dieser Saison 1:0-Führungen daheim verspielt, das 2:0 war daher erlösend.

Ein bisschen Wut spielte da auch mit, zuvor hatte sich der 28-Jährige echauffier­t, dass Schiedsric­hter Deniz Aytekin bei Stefan Ilsankers Hand-kontakt wie vor der Pause keinen Elfmeter gab. Die Wut aber in Energie umzuwandel­n und in ein

Jetzt-erst-recht-tor, das ist die Reaktion, die es braucht, wenn man etwas erreichen will: nicht hadern, sondern handeln. In Abwesenhei­t von Lars Stindl übernahm Hofmann mit dem Ersatz-kapitän und Torschütze­n zum 1:0, Matthias Ginter, die Vorbild-rolle und spielte sie konsequent.

Weswegen der Schreck den Borussen in die Glieder fuhr, als Hofmann von Amin Younes am Kopf getroffen wurde und raus musste. Doch schon kurz nach dem Spiel gab Trainer Marco Rose Entwarnung und schließlic­h auch Hofmann in seiner Instagram-mitteilung: „Mir geht’s soweit ganz gut“, schrieb er und setzte ein „Daumen hoch“-bildchen dahinter.

Davor stellte er klar: „Wichtiger Sieg“und unterstric­h das zum einen mit einem Ausrufezei­chen und zum anderen mit einem Mucki-bildchen. Heißt: „Wir haben die Muskeln spielen lassen, wir haben den anderen gezeigt, dass wir den Kampf annehmen.“Frankfurt ist schließlic­h nicht irgendwer, sondern kam als bestes Bundesliga-team 2021 in den Borussia-park. Dort wurde das Team des künftigen Gladbach-trainers Adi Hütter abgekanzel­t von Hofmann und den anderen wild Entschloss­enen. Hofmann war dabei nicht nur als Torschütze und Vorlagenge­ber wichtig, sondern auch als Chefanläuf­er.

Die Borussen haben einen klaren Plan für Europa: Eine Punkterech­nung haben sie nicht, aber sie wollen Spiel für Spiel Boden gutma

chen. Vier der noch ausstehend­en Gegner stehen tabellaris­ch hinter den Borussen, Hofmann formuliert­e den Anspruch, diese Spiele zu gewinnen. Und die Bayern, den fünften Spielpartn­er im Schlussspu­rt, daran erinnerte er, hat Gladbach im Hinspiel 2:1 besiegt. Das 4:0 gegen die Eintracht machte aus der vollmundig­en Ansage ein beachtlich­es Statement: Gladbach ist noch was zuzutrauen.

Vier Spiele ohne Niederlage sind es jetzt, sie brachten zehn Punkte. Doch Borussia braucht mehr. Dass die Gladbacher wissen, worauf es ankommt, belegt Hofmanns Beitrag bei Instagram ebenfalls. Eine weitere Form in den sozialen Netzwerken Botschafte­n zu vermitteln, sind Hashtags. Einer, den Hofmann wählte: #dranbleibe­n. Das geht ans eigene Team ebenso wie an die Konkurrenz. „Wir dürfen nicht zufrieden sein, wenn wir ein Etappenzie­l erreicht haben. Da dürfen wir nicht nachlassen“, sagte er. Die nächste Ansage. Diese am Mittwoch bei 1899 Hoffenheim umzusetzen, ist der nächste Auftrag an Hofmann und die anderen Borussen.

Wenn dann die Arbeit getan ist, könnte es für Hofmann weitergehe­n: mit der EM. In der Frankfurt-form könnte für ihn da was gehen. Doch mit Zukunfts-thematiken will er sich, ebenso wie über die Frage, ob er in Gladbach bleibt oder einen Wechsel zum FC Chelsea zum Beispiel in Betracht zieht, erst befassen, wenn der Job dieser Saison gemacht ist: die Mission Europa.

 ?? FOTO: MARIUS BECKER/DPA ?? Gladbachs Jonas Hofmann strotzt vor Selbstvert­rauen. Gegen Eintracht Frankfurt traf er zum 2:0 und trieb seine Teamimmer wieder mutig und willenssta­rk an.
FOTO: MARIUS BECKER/DPA Gladbachs Jonas Hofmann strotzt vor Selbstvert­rauen. Gegen Eintracht Frankfurt traf er zum 2:0 und trieb seine Teamimmer wieder mutig und willenssta­rk an.

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