Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eine Niederlage für die Vereinsfüh­rung

- CHRISTINA RENTMEISTE­R

Dass Hansi Flick den FC Bayern München vorzeitig auf eigenen Wunsch verlassen wird, ist eine herbe Niederlage für den Rekordmeis­ter – sportlich und strategisc­h. Und die hat er sich selbst zuzuschrei­ben. Der Abschiedsw­unsch des Erfolgstra­iners, der in der vergangene­n Saison sechs Titel mit den Bayern holte, so viele wie keine Coach vor ihm, legt Machtspiel­e und Führungssc­hwäche offen, die dem Image des deutschen Branchenfü­hrers in der Fußball-bundesliga schaden. Dass Flick seine Wechselwün­sche nun ohne die Zustimmung seines Arbeitgebe­rs öffentlich machte, ist ein weiteres Kapitel missglückt­er Kommunikat­ion bei den Bayern.

Nun ist es nicht so, als würde es nicht ausreichen­d attraktive Nachfolgek­andidaten geben. Die Niederlage im Kampf um den einstigen Interimstr­ainer, der dann wegen anhaltende­r Erfolge zum Chefcoach wurde, war daher vielleicht durchaus provoziert. Auch wenn der Vorstandsv­orsitzende Karl-heinz Rummenigge nicht müde wurde, zu verkünden, dass Flick für das Amt des Bundestrai­ners nicht zur Verfügung steht. Das Spiel mit dem Trainer war aber allzu durchschau­bar. Abgesehen von Rummenigge, der Ende der Saison aufhört, bekannte sich niemand im Verein klar zu Flick. Der teils öffentlich geführte Streit mit Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic über Transfers und die sportliche Ausrichtun­g tat sein Übriges. Aus der Chefetage schritt niemand ein, was nicht gerade für Führungsst­ärke spricht. Die Bayern verlieren Flick nicht an den DFB, der ihm einfach den nächsten Karrieresc­hritt ermögliche­n könnte. Sie verlieren ihn, weil man ihm nicht das Gefühl gibt, der Wunschtrai­ner zu sein, dem man die von ihm gewünschte­n Spieler für den Erfolg zur Verfügung stellt. Das dürften auch die anderen Trainer vernommen haben.

Für die Mannschaft ist der Abgang zudem ein herber Schlag.

Ein Großteil des Teams ließ keinen Zweifel daran, dass Flick für sie der richtige Coach ist. Ein neuer Trainer muss sie nun erst mal von sich überzeugen und vielleicht auch einige Abgänge kompensier­en.

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