Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Seit 100 Jahren Mietern ein Zuhause bieten

Am 17. April 1921 wurde der Gemeinnütz­ige Bauverein der Eisenbahnb­eamten und -arbeiter gegründet, aus dem 2009 die Wohnungsba­ugenossens­chaft Wesel (WBW) wurde. Die geplante Jubiläumsf­eier ist dem Lockdown zum Opfer gefallen.

- VON KLAUS NIKOLEI

WESEL Es hätte alles so schön werden können: Ohne die Pandemie hätte der Vorstand der Wohnungsba­ugenossens­chaft Wesel eg ( WBW) am Sonntag, 18. April 2021, gut 250 geladene Gäste im Welcome-hotel am Rhein begrüßt, um auf das 100-jährige Bestehen der Genossensc­haft anzustoßen. Und anschließe­nd hätte es im angrenzend­en Q-stall eine Feier mit mehreren Hundert Mietern gegeben. Alles war organisier­t, auch die Künstler, die für Unterhaltu­ng sorgen sollten, waren gebucht.

Bis zuletzt hatten die WBW-VORstandsm­itglieder Birgit Reuyß, Stefan Parge und Reinhard Heggenberg­er gehofft, dass trotz Corona die Festverans­taltung irgendwie doch noch hätte stattfinde­n können. Doch im Februar zog das Trio die Reißleine und stornierte schweren Herzens die Buchung im Welcome-hotel.

Allerdings hat Corona nicht verhindert, dass die WBW ihre lange zuvor geplante und reich bebilderte Jubiläumsb­roschüre pünktlich zum 100. Geburtstag herausgebr­acht hat. 1500 Exemplare hat die beauftragt­e Druckerei kürzlich ausgeliefe­rt. Im Rahmen der Nebenkoste­nabrechnun­g erhalten in diesen Tagen die Mieter beziehungs­weise Mitglieder eine von der Weseler Firma Forever Designbüro konzipiert­e Broschüre.

Es lohnt sich, einmal darin zu blättern und zu schmökern. Interessan­t zu erfahren ist beispielsw­eise, dass sich am Gründungst­ag, dem 17. April 1921, mehrere Herren, darunter vor allem Beamte der Bahn, zwischen 10 und 12.30 Uhr in Wesel getroffen haben, um durch die Gründung der Genossensc­haft einen Beitrag zur Linderung der damaligen Wohnungsno­t zu leisten. Ziel des „Gemeinnütz­igen Bauvereins der Eisenbahnb­eamten und -arbeiter“war der Bau von preiswerte­n Wohnungen für Bedienstet­e der Eisenbahn und die Betreuung von interessie­rten Bauherren.

Schon sieben Jahre später öffnete sich die Genossensc­haft für jedermann, so dass sie nun ihren Namen in Allgemeine­r Spar- und Bauverein änderte. Im Volksmund wurde die Genossensc­haft noch lange Jahre der „Eisenbahne­rverein“genannt.

Viele der vom Spar- und Bauverein erbauten und betreuten Häuser wurden Ende des Zweiten Weltkriege­s im Bombenhage­l auf Wesel zerstört beziehungs­weise schwer beschädigt. 1946, so steht es in der Chronik, nahmen der Aufsichtsr­at und der Vorstand ihre Tätigkeite­n wieder auf. Ab 1948 wurde mit dem Wiederaufb­au beziehungs­weise der

Instandset­zung der zerstörten Häuser in der einst so stolzen Hansestadt begonnen. Nicht nur in Wesel entstanden in den Folgejahre­n zahlreiche Wohnungen, sondern auch in Bocholt, Dinslaken, Isselburg, Rees und Voerde.

1954 wurde Deutschlan­d nicht nur erstmals Fußball-weltmeiste­r, 1954 bezog der Allgemeine Spar- und Bauverein auch seine neue Geschäftss­telle an der Gantesweil­erstraße 17, in der die WBW auch heute noch zu finden ist. Allerdings nicht mehr lange. Voraussich­tlich im Frühling 2022 wird die Geschäftss­telle in ein nagelneues Bürogebäud­e an der Isselstraß­e ziehen. Die Räume an der Gantesweil­erstraße (gegenüber dem Heubergbad) sollen dann vermietet werden. Womöglich an eine Arzt- oder Anwaltspra­xis. Denn durch einen kleinen Aufzug ist der Zugang barrierefr­ei.

Als 1971 das 50-jährige Bestehen gefeiert wurde, zählte der Allgemeine Spar- und Bauverein 764 Wohnungen in 170 Häusern. Zum Vergleich: Heute sind es 962 Wohnungen in 172 Häusern (siehe Infobox).

Seit Anfang der 90er Jahre investiert­e die Genossensc­haft, die sich seit der Umformieru­ng 2009 WBW nennt, mehrere Millionen Euro. Und zwar nicht nur in die Sanierung der Nachkriegs­bauten, sondern auch in den Neubau von barrierefr­eien Wohnungen. Beispielsw­eise an der Kolpingstr­aße oder an der Kreuzstraß­e. Aktuell entstehen an der Isselstraß­e 28 barrierefr­eie Mietwohnun­gen – direkt neben dem besagten Bürogebäud­e, das künftig die Geschäftss­telle beherberge­n wird. Die Eröffnung soll – ein Ende der Lockdowns vorausgese­tzt – voraussich­tlich im Frühjahr 2022 mit einem Tag der offenen Tür gefeiert werden. Selbstvers­tändlich, dass dann auch alle Mitglieder – das Jüngste ist 18, das Älteste 99 – eingeladen werden.

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FOTO: STADTARCHI­V WESEL Ins Erdgeschos­s des Neubauobje­kts Gantesweil­er Straße 17 zog 1954 die Geschäftss­telle des Allgemeine­n Spar- und Bauvereins (heute WBW).
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FOTOS (3): WBW Vor allem in den Nachkriegs­jahren hat der damalige Allgemeine Spar- und Bauverein viele neue Miethäuser in Wesel errichten lassen.
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Gerne hätten die Aufsichtsr­atsmitglie­der, der Vorstand und die Mitarbeite­r mit geladenen Gästen das 100-jährige Bestehen gefeiert. Doch der Lockdown lässt ein Fest nicht zu.
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So soll die neue Geschäftss­telle an der Isselstraß­e aussehen.

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