Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wie die Rheinkirche zum Friedhof wird
In der evangelischen Kirche in Homberg soll bald Platz für 6000 Urnen sein. Das Gebäude wird derzeit von dem Düsseldorfer Unternehmen „Küss den Frosch“zu einer riesigen Grabkammer umgebaut. So ist der aktuelle Stand.
Erste Pläne gab es bereits vor drei Jahren, mittlerweile sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Aus der Rheinkirche in Duisburg-homberg wird eine riesige Urnengrabstätte, ein sogenanntes Kolumbarium. Das Düsseldorfer Architekten-team von „Küss den Frosch“hat die Kirche gekauft und bislang rund drei Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Ende des Jahres soll der Umbau abgeschlossen sein. Die Rheinkirche soll dann Platz für bis zu 6000 Urnen bieten.
„Wir sind vermutlich Deutschlands erster unabhängiger Friedhofsbetreiber“, sagt Andreas Knapp. Als Geschäftsführer von „Küss den Frosch“hat er sich bereits den verschiedensten in die Jahre gekommenen Gebäuden gewidmet und aus ihnen etwas Neues geschaffen. Es ist quasi das Kerngeschäft des Unternehmens, das sich selbst als „Häuserwachküssgesellschaft“bezeichnet. Eine alte Senffabrik, einen Bunker, ein Kloster – all das haben die Düsseldorfer bereits umgebaut. Auch der dortige Stadtstrand gehört zu ihren Projekten. Eine Grabstätte war zuvor allerdings noch nicht dabei.
Die Rheinkirche in Homberg war für Knapp auch deshalb ein Herzensprojekt, weil er als Rheinhausener das Gebäude selbst schon lange kennt. So reifte schnell der Entschluss zum Kauf und bald auch die Idee, die Kirche zu einem Kolumbarium umzubauen. Einer Urnengrabstätte, die unabhängig vom Glauben allen Menschen offensteht. „Es ist viel Arbeit, wesentlich mehr als wir am Anfang gedacht haben“, sagt Knapp. Nicht nur das Genehmigungsverfahren zog sich hin, auch die Bausubstanz war an manchen Stellen schlechter als gedacht.
Wer die ehemalige evangelische Kirche in diesen Tagen betritt, sieht eine riesige Baustelle. Draußen stehen Gerüste, drinnen liegen abgeschlagene Steine herum. Dort wo einmal der Altarbereich war, hängen Baupläne. Und dort wo einmal Bänke standen, ist ein riesiges Loch im Boden. Hier im Kirchenschiff soll Platz für bis zu 3000 Urnen geschaffen werden. In acht Regalecken mit bis zu neun Metern Höhe. Eine „behutsame“Atmosphäre will Knapp in dem Gebäude schaffen. Auch Trauerfeiern sollen dort stattfinden können. Hierzu sind nach derzeitigem Plan zwei Vormittage pro Woche vorgesehen. Auch zum Ambiente passende Veranstaltungen soll es geben. Ob die alte Kirchenorgel ebenfalls renoviert wird, ist hingegen noch unklar. „Es wird hoffentlich ein ganz besonderer Ort“, sagt Knapp. Stefan Schuster, der als Geschäftsführer in Homberg übernehmen soll, habe da „ganz tolle Ambitionen“.
Während unten im Kirchenschiff die Menschen mit entsprechenden Namenstafeln bestattet werden können, sind im Obergeschoss des Gebäudes drei Räume für anonyme Bestattungen vorgesehen. Auch hier soll einmal Platz für 3000 Urnen sein. Alle Urnenplätze können wie auf normalen Friedhöfen für eine gewisse Anzahl von Jahren gemietet werden. Wen die Zeitspanne nicht verlängert wird, soll die Asche in einem angrenzenden „Garten der Gedanken“verstreut werden.
Es ist ein Großprojekt, dass in seiner Dimension nicht viel mit den kleinen Urnengrabkammern zu tun hat, wie sie vielerorts von Friedhöfen oder Bestattern betrieben werden. Das hat auch finanzielle Gründe. „Sonst wäre es nicht wirtschaftlich“, sagt Knapp. Er glaubt auch, dass die Nachfrage groß genug sein wird. „Wir haben mit mehreren Bestattern über unsere Pläne gesprochen. Die waren alle begeistert.“Der Trend zum Urnengrab nehme ohnehin zu und der Ort sei zudem etwas ganz besonderes.
„Es gibt viele Menschen, die schöne Erinnerungen mit der Kirche verbinden“, sagt Knapp. „Sie sind froh, dass das Gebäude erhalten bleibt.“Und könnten sich dementsprechend auch gut vorstellen, einmal hier beerdigt zu werden. Die genauen Kosten für die Urnengräber verrät Knapp zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Diese sollen sich aber an den üblichen Tarifen für derartige Indoor-friedhöfe orientieren.