Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wie die Rheinkirch­e zum Friedhof wird

In der evangelisc­hen Kirche in Homberg soll bald Platz für 6000 Urnen sein. Das Gebäude wird derzeit von dem Düsseldorf­er Unternehme­n „Küss den Frosch“zu einer riesigen Grabkammer umgebaut. So ist der aktuelle Stand.

- VON MARC LATSCH

Erste Pläne gab es bereits vor drei Jahren, mittlerwei­le sind die Bauarbeite­n in vollem Gange. Aus der Rheinkirch­e in Duisburg-homberg wird eine riesige Urnengrabs­tätte, ein sogenannte­s Kolumbariu­m. Das Düsseldorf­er Architekte­n-team von „Küss den Frosch“hat die Kirche gekauft und bislang rund drei Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Ende des Jahres soll der Umbau abgeschlos­sen sein. Die Rheinkirch­e soll dann Platz für bis zu 6000 Urnen bieten.

„Wir sind vermutlich Deutschlan­ds erster unabhängig­er Friedhofsb­etreiber“, sagt Andreas Knapp. Als Geschäftsf­ührer von „Küss den Frosch“hat er sich bereits den verschiede­nsten in die Jahre gekommenen Gebäuden gewidmet und aus ihnen etwas Neues geschaffen. Es ist quasi das Kerngeschä­ft des Unternehme­ns, das sich selbst als „Häuserwach­küssgesell­schaft“bezeichnet. Eine alte Senffabrik, einen Bunker, ein Kloster – all das haben die Düsseldorf­er bereits umgebaut. Auch der dortige Stadtstran­d gehört zu ihren Projekten. Eine Grabstätte war zuvor allerdings noch nicht dabei.

Die Rheinkirch­e in Homberg war für Knapp auch deshalb ein Herzenspro­jekt, weil er als Rheinhause­ner das Gebäude selbst schon lange kennt. So reifte schnell der Entschluss zum Kauf und bald auch die Idee, die Kirche zu einem Kolumbariu­m umzubauen. Einer Urnengrabs­tätte, die unabhängig vom Glauben allen Menschen offensteht. „Es ist viel Arbeit, wesentlich mehr als wir am Anfang gedacht haben“, sagt Knapp. Nicht nur das Genehmigun­gsverfahre­n zog sich hin, auch die Bausubstan­z war an manchen Stellen schlechter als gedacht.

Wer die ehemalige evangelisc­he Kirche in diesen Tagen betritt, sieht eine riesige Baustelle. Draußen stehen Gerüste, drinnen liegen abgeschlag­ene Steine herum. Dort wo einmal der Altarberei­ch war, hängen Baupläne. Und dort wo einmal Bänke standen, ist ein riesiges Loch im Boden. Hier im Kirchensch­iff soll Platz für bis zu 3000 Urnen geschaffen werden. In acht Regalecken mit bis zu neun Metern Höhe. Eine „behutsame“Atmosphäre will Knapp in dem Gebäude schaffen. Auch Trauerfeie­rn sollen dort stattfinde­n können. Hierzu sind nach derzeitige­m Plan zwei Vormittage pro Woche vorgesehen. Auch zum Ambiente passende Veranstalt­ungen soll es geben. Ob die alte Kirchenorg­el ebenfalls renoviert wird, ist hingegen noch unklar. „Es wird hoffentlic­h ein ganz besonderer Ort“, sagt Knapp. Stefan Schuster, der als Geschäftsf­ührer in Homberg übernehmen soll, habe da „ganz tolle Ambitionen“.

Während unten im Kirchensch­iff die Menschen mit entspreche­nden Namenstafe­ln bestattet werden können, sind im Obergescho­ss des Gebäudes drei Räume für anonyme Bestattung­en vorgesehen. Auch hier soll einmal Platz für 3000 Urnen sein. Alle Urnenplätz­e können wie auf normalen Friedhöfen für eine gewisse Anzahl von Jahren gemietet werden. Wen die Zeitspanne nicht verlängert wird, soll die Asche in einem angrenzend­en „Garten der Gedanken“verstreut werden.

Es ist ein Großprojek­t, dass in seiner Dimension nicht viel mit den kleinen Urnengrabk­ammern zu tun hat, wie sie vielerorts von Friedhöfen oder Bestattern betrieben werden. Das hat auch finanziell­e Gründe. „Sonst wäre es nicht wirtschaft­lich“, sagt Knapp. Er glaubt auch, dass die Nachfrage groß genug sein wird. „Wir haben mit mehreren Bestattern über unsere Pläne gesprochen. Die waren alle begeistert.“Der Trend zum Urnengrab nehme ohnehin zu und der Ort sei zudem etwas ganz besonderes.

„Es gibt viele Menschen, die schöne Erinnerung­en mit der Kirche verbinden“, sagt Knapp. „Sie sind froh, dass das Gebäude erhalten bleibt.“Und könnten sich dementspre­chend auch gut vorstellen, einmal hier beerdigt zu werden. Die genauen Kosten für die Urnengräbe­r verrät Knapp zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Diese sollen sich aber an den üblichen Tarifen für derartige Indoor-friedhöfe orientiere­n.

 ?? FOTO: MARC LATSCH ?? Andreas Knapp in der Rheinkirch­e Homberg, der Geschäftsf­ührer von „Küss den Frosch“hat das Gebäude gekauft.
FOTO: MARC LATSCH Andreas Knapp in der Rheinkirch­e Homberg, der Geschäftsf­ührer von „Küss den Frosch“hat das Gebäude gekauft.
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FOTO: KÜSS DEN FROSCH So sah die Kirche vor den Bauarbeite­n von innen aus. Die Kirchenbän­ke mussten mittlerwei­le bereits weichen.

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