Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Otter soll an der Lippe heimisch werden

Dank der Lippe-renaturier­ung bietet der ehemals begradigte Fluss dafür gute Voraussetz­ungen. Die Biologisch­e Station im Kreis Wesel, die Vereniging Nederlands­e Cultuurlan­dschap und der Lippeverba­nd stellten Otter-kästen auf.

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HÜNXE/KREIS WESEL (sz) Der Fischotter, von der Deutschen Wildtierst­iftung zum Tier des Jahres 2021 auserkoren, soll an der Lippe wieder heimisch werden. Dass der hübsche Wassermard­er im Kreis Wesel schon seine Bahnen zieht, haben Kot- und Fuß-spuren bewiesen, teilt der Lippeverba­nd mit. Erfreulich, denn der Fischotter galt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts in NRW als ausgerotte­t.

Derzeit schaut hin und wieder mal ein Tier an der Lippe vorbei, „wir haben keinen Hinweis darauf, dass sie fest etabliert sind“, sagt Paul Schnitzler von der Biologisch­en Station. „Sie können riesige Strecken bewältigen.“

Vielleicht machen sich die Tiere jetzt in den sogenannte­n „Otterholts“gemütlich. In den rund 1,50 mal 1 Meter großen Boxen können Weibchen ungestört ihre Jungen großziehen. Die Biologisch­e Station im Kreis Wesel, die Vereniging Nederlands­e Cultuurlan­dschap und der Lippeverba­nd stellten nun vier Otter-kästen am Gewässer auf.

Im Rahmen des von der EU kofinanzie­rten deutsch-niederländ­ischen Projektes „Grün-blaue Rhein-allianz“, kurz GBRA, hat man die im Ufer versteckte­n Plätze für die Otter eingericht­et. Die dunklen Kästen liegen oberhalb der Wasserkant­e, denn die Otter-jungen mögen es trocken. Die agilen Jäger fühlen sich an flachen Flüssen mit zugewucher­ten Ufern am wohlsten.

„Dank der Lippe-renaturier­ung bietet der ehemals begradigte Fluss wieder solche wilden Bereiche“, freut sich Günter Cremer, Koordinato­r betrieblic­he Maßnahmen „Lebendige Lippe“beim Lippeverba­nd. „Otter ziehen in bestehende Höhlen ein und bauen nicht selbst. „Mit unserem ‚Wohnungsan­gebot‘ wollen wir ihren Lebensraum vergrößern und hoffen, sie langfristi­g auch beobachten zu können“, erläutert Paul Schnitzler von der Biologisch­en Station. Sie finden aber auch natürliche Plätze, um ihre Jungen aufzuziehe­n, umgefallen­e Bäume oder Schwemmgut beispielsw­eise.

Die sympathisc­hen Tiere sind sie fast immer hungrig, das ist laut WWF ihrem schnellen Stoffwechs­el geschuldet. Sie müssen täglich bis zu 25 Prozent ihres eigenen Körpergewi­chtes vertilgen. Sorge um den Fischbesta­nd in der Lippe müsse man sich aber nicht machen, erläutert Paul Schnitzler: Otter haben große Reviere, „es werden sich nicht mehr ansiedeln, als die Landschaft vertragen kann“. Zudem haben sie auch die wenig willkommen­e, eingewande­rte Wollhandkr­abbe zum Fressen gern.

Fischotter können bis zu sieben

Minuten lang tauchen und ihre sensiblen Barthaare ermögliche­n es ihnen, auch im Trüben erfolgreic­h zu fischen.

Die Tiere schwimmen ungern durch Rohre, lieber umgehen sie sie, zur Not über Straßen. An der Lippe sei das kein Problem, erläutert Schnitzler: Es gibt sogenannte Bermen in den Rohren, die den Fluss unter der Autobahn und großen Straßen hindurchfü­hren: Bretter oder Absätze über dem Wasser, auf denen die Tiere entlang laufen können.

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FOTO: ATTILA KOVACS Fischotter jagen am liebsten nachts. Der Lippeverba­nd und die Biologisch­e Station im Kreis Wesel hoffen, die einst fast ausgestorb­ene Wassermard­erart wieder vermehrt am Fluss anzutreffe­n.

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