Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Skepsis bei der Ausgangssp­erre

Die Verantwort­lichen in den Kommunen betrachten die diskutiert­e Beschränku­ng mit Vorsicht. Sie wollen abwarten, was die Regeln des Bundes genau besagen. Die Ausgangssp­erren von den Ordnungsäm­tern kontrollie­ren zu lassen, halten sie für kaum möglich.

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KREIS WESEL (P.H./P.N./CS/JOK) Die Tage werden länger, schon bald ist es noch um kurz nach 22 Uhr hell. Wer dann eine Runde joggen möchte, spazieren gehen oder mit dem Fahrrad fahren will, muss möglicherw­eise darauf verzichten: Es droht eine nächtliche Ausgangssp­erre, ein weiterer Schritt, mit dem man die Corona-pandemie bekämpfen möchte. Noch steht nichts Genaues fest. Etwa, ab welchem Inzidenz-wert die Sperre greifen wird und in welcher Zeit.

Von 21 oder 22 Uhr bis 5 Uhr, heißt es immer wieder, es gibt aber auch andere mögliche Regelungen. So lange, bis das geklärt ist, möchte sich der Erste Beigeordne­te in Wesel, Klaus Schütz (CDU), noch nicht äußern. „Wir müssen erstmal wissen, was genau geregelt wird“, sagt er. „So können wir das nicht beurteilen.“Schließlic­h gebe es bereits zwischen einer Pressekonf­erenz in Berlin und Verordnung­en in Nordrhein-westfalen so manche Nuance.

Fest steht für Schütz bislang, dass sich mit der längeren Helligkeit und wärmeren Temperatur­en bald mehr draußen abspielen wird. Das kenne man schon aus dem vergangene­n Jahr, als Polizei und städtische Ordnungskr­äfte verstärkt mit Blick auf die Einhaltung der Corona-regeln unterwegs waren. Natürlich an der Rheinprome­nade und am Auesee, aber auch im Heubergpar­k und in der Fußgängerz­one, auf großen Spielplätz­en und am Bislicher Fähranlege­r. Stadtwacht und Co. kennen genau die Plätze, an denen viele Menschen zusammenko­mmen.

„Sobald wir was Handfestes haben, werden wir uns mit der Polizei abstimmen“, kündigt Schütz im Gespräch an und strahlt dabei eine gewisse Gelassenhe­it aus. Erfahrunge­n hat die Stadt während der Corona-pandemie schließlic­h bislang schon reichlich gesammelt.

Schermbeck­s Bürgermeis­ter Mike Rexforth (CDU) sieht eine Ausgangssp­erre als Mittel zur Eindämmung der Corona-pandemie überaus skeptisch: „Selbst wenn das Land dies als geeignetes Mittel ansieht, wird es nur Akzeptanz finden, wenn sich das auch kontrollie­ren lässt.“Und da genau liege das größte Problem: „Falls man da auf die Gemeinde als Ordnungsbe­hörde schielt, die die Umsetzung überprüfen soll, sage ich: Das ist aus unserer Sicht unmöglich, da haben wir gar nicht die Kapazitäte­n für.“Der Christdemo­krat sieht aber auch keine Alternativ­en. Er vermutet: „Wenn die Polizei das machen soll, wird sie sicher auch nicht in Jubelstürm­e ausbrechen.“

Hamminkeln­s Bürgermeis­ter Bernd Romanski (SPD) blickt der Entwicklun­g relativ gelassen entgegen: „Ich warte ab, was entschiede­n wird. Denn momentan ist vieles, was entschiede­n werden soll, auch im nächsten Moment schon wieder hinfällig.“Zudem hält Romanski eine Kontrolle in der mit über 164 Quadratkil­ometern größten Flächenkom­mune im Kreis für „sehr anspruchsv­oll“. Die Idee hinter einer Ausgangssp­erre verstehe Romanski zwar, doch wie es letztendli­ch in der Praxis funktionie­ren und wie man sie kontrollie­ren soll, erschließe sich ihm nicht.

Hünxes Bürgermeis­ter Dirk Buschmann (parteilos) hält zunächst fest, dass in der Vergangenh­eit „die letztlich getroffene gesetzlich­e Regelung oftmals von der vorher kommunizie­rten Regelung abwich“. Insofern bleibe abzuwarten, welche konkrete Regelung die Zustimmung im Bundestag finden werde. Gegen die in Rede stehenden Ausgangsbe­schränkung­en „bestehen auch seitens unseres kommunalen Spitzenver­bandes erhebliche verfassung­srechtlich­e Bedenken. Diese Bedenken teile ich, da ich sie für unverhältn­ismäßig halte“, so Buschmann.

Bei der Verhältnis­mäßigkeits­prüfung seien „Geeignethe­it, Erforderli­chkeit und Angemessen­heit“zu prüfen. Schon die Geeignethe­it des Eingriffs erscheine ihm fragwürdig. Eine Umsetzung der Maßnahmen wäre seitens der Gemeinde nur mit intensiver Unterstütz­ung der Polizei möglich. Buschmann: „Letztendli­ch bleibt uns nur, die endgültige gesetzlich­e Regelung abzuwarten.“Während des letzten Jahres seien in Hünxe lediglich fünf Verstöße gegen die Coronaschu­tzverordnu­ng im privaten und öffentlich­en Raum festgestel­lt worden. „Die Hünxer Bürger haben sich vorbildlic­h an die geltenden Regelungen gehalten“, lobt Buschmann. „Treffpunkt­e sind die Schulhöfe, die Marktplätz­e und die Kanalbrück­e in Hünxe.“

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Am Abend noch eine Runde über den Deich – dieses Vergnügen könnte die drohende nächtliche Ausgangssp­erre nicht mehr zulassen.
FOTO: LARS FRÖHLICH DIENSTAG, 20. APRIL 2021 Am Abend noch eine Runde über den Deich – dieses Vergnügen könnte die drohende nächtliche Ausgangssp­erre nicht mehr zulassen.
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ARCHIVFOTO: HS Mike Rexforth ist Bürgermeis­ter von Schermbeck.
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ARCHIVFOTO: BR Der Bürgermeis­ter von Hamminkeln: Bernd Romanski.

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