Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Paten holen sich Bäume in den Garten
Das Motto „Mehr Bäume für ein besseres Klima“überzeugt: Auch Bürger aus Voerde, Dinslaken und Hünxe haben sich bei dem Projekt des Regionalverbandes Ruhr (RVR) erfolgreich beworben.
VOERDE (P.K.) Sonne, ein strahlend blauer Himmel und ein Hauch von Frühlingstemperatur – beste Voraussetzungen also dafür, an diesem Samstag im Garten fleißig zu sein. Für vier Voerder, einen Dinslakener und einen Hünxer ist die Arbeit im Grünen mit einer besonderen Aktion verbunden: Sie alle haben sich erfolgreich darum beworben, Patin oder Pate eines Klimabaums zu werden. „Mehr Bäume für ein besseres Klima“lautet die Devise des Projektes, das der Regionalverband Ruhr (RVR) zusammen mit der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von
„Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur grünsten Industrieregion Europas“Nina Frense Rvr-beigeordnete Umwelt und Grüne Infrastruktur
morgen“und der Emschergenossenschaft gestartet hat. Die ersten hundert wurden an jenem Samstag an Verteilerstellen in 16 Kommunen ausgegeben – darunter in Voerde.
Dort wartet der städtische Klimaschutzmanager Simon Bielinski am Baubetriebshof darauf, dass die Patinnen und Paten ihre Pflanzen abholen. Dafür waren im Vorfeld coronakonform Termine im Zehn-minuten-takt vereinbart worden. Die ersten, die sich an der Verteilerstelle an der Grenzstraße einfinden, sind Nadine Kiesow und ihr Patenkind Paul aus Voerde. Die beiden haben noch die volle Auswahl, welches der insgesamt sechs Bäumchen es sein soll, die Simon Bielinski nebeneinander auf dem Boden platziert hat.
Der achtjährige Paul Kiesow hat sich darüber schon vorher Gedanken gemacht: Es soll unbedingt ein Apfelbaum sein, den seine Patentante bei sich im Garten einpflanzen möge. Und es wird ein roter, der Gloster, den die beiden schließlich mitnehmen.
Klimaschutzmanager Simon Bielinksi gibt Nadine Kiesow wie allen anderen, die später noch kommen werden, um ihren Baum abzuholen, eine Pflanzanleitung mit an die Hand, „damit der auch gut anwächst“. Und dazu noch ein kleines Bündel, in dem etwa ein „Voerder Tütchen“mit regionalen Wildblumensamen für den heimischen Garten, ein Klimasparbuch und ein Flyer mit Informationen zum Stadtradeln stecken.
Klimaschutzmanager Simon Bielinski findet die Aktion „super“. Dadurch werde ein kleiner Anreiz geschaffen, dass die Menschen Bäume in ihren Garten pflanzen. Eine Patenschaft dafür zu übernehmen, habe etwas mit Identität und mit Verantwortung zu tun, den Baum zu hegen und zu pflegen, sagt er. Zudem könnte dieses Projekt auch dazu bewegen, ein Umdenken einzuleiten. Der Klimawandel und dessen Folgen beträfen schließlich alle, „je mehr mitmachen, desto besser“, erklärt Nina Frense. Die Rvr-beigeordnete Umwelt und Grüne Infrastruktur, bezeichnet das Projekt als einen wichtigen Schritt „auf dem Weg zur grünsten Industrieregion Europas“. Dieses Thema werde gemeinsam mit Kommunen, Institutionen und insbesondere auch Bürgerinnen und Bürgern angepackt.
Das Interesse an der Vergabe der ersten hundert Bäume war groß – so groß, dass vor Ende der eigentlichen Frist das Bewerbungsformular von der Webseite genommen wurde, erklärt Rvr-sprecher Jens Hapke, auf Anfrage.
Nadine Kiesow war ganz überrascht, als sie die Zusage über eine Patenschaft für einen der hundert Klimabäume bekam, die jetzt in einem ersten Schritt im Zuge des Rvr-projektes abgegeben wurden. Die Voerderin ist momentan dabei, ihren Garten umzugestalten und insektenfreundlicher zu machen. Ihr Patenkind Paul Kiesow hilft dort gerne mit – selbstredend auch dabei, den Gloster in den Boden zu setzen. Nadine Kiesow weiß ihren Garten jetzt in Zeiten der Corona-pandemie noch einmal mehr zu schätzen, wie sie selbst erzählt.
Klimaschutzmanager Simon Bielinski bittet die Baumpatinnen und Baumpaten beim Abholtermin darum, ihm doch ein Foto nach dem Einpflanzen zu schicken. Im Garten von Holger Feldkamp wird der Neuzugang alles andere als ein einsames Dasein führen, stehen dort doch schon um die 20 Obstbäume, wie er erzählt. An ihnen fasziniert den Voerder alles – „von der Blüte angefangen“, bis zum Obst, das man von ihnen ernten kann. Der „Neue“wird einen Alten ersetzen, der den Umzug an einen anderen Standort nicht überstanden hat und deshalb jetzt abgängig ist, wie Holger Feldkamp berichtet. Er findet die Idee hinter dem Projekt gut.
Christa Bertling spricht von einer „ganz tollen Aktion“, von „etwas für die Zukunft“. Sie bringt den weißen Klarapfel für eine nachfolgende Generation in den Boden ihrer grünen Wiese in Löhnen: für Ina, das einjährige Enkelkind. „Das wird ihr Baum“, sagt Christa Bertling. Ihre Familie versuche, bei sich auf dem Grundstück den Naturgedanken zu unterstützen. Der weiße Klarpafel wird sich auf der grünen Wiese in Gesellschaft befinden. „Er ist nicht alleine“, versichert Christa Bertling. Dort stehen bereits Bäume.