Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Nur wenig Antworten auf viele Fragen

Matthias Börger (52) wird neuer Dezernent für Umwelt und Klimaschut­z, Gesundheit, Verbrauche­rschutz und Kultur. Er wurde am Montag einstimmig vom Rat gewählt. Über 100 Tagesordnu­ngspunkte sorgten für eine lange Sitzung.

- VON MIKE MICHEL

Eigentlich sollen Ratssitzun­gen schon aus Pandemiegr­ünden zügig über die Bühne gehen. Beschränkt­e Redezeiten und die schriftlic­he Beantwortu­ng von Anfragen im Nachgang einer Sitzung sollen dafür sorgen. Dass das bei weit über 100 Tagesordnu­ngspunkten allein im öffentlich­en Teil nicht gelingen kann, wurde auch am Montag wieder einmal deutlich.

„Ich habe eine kleine Rede vorbereite­t – doch die verkneife ich mir lieber“, erklärte schließlic­h auch Matthias Börger nach seiner Wahl. „Schließlic­h haben sie noch über 100 Tagesordnu­ngspunkte vor sich“, sagte er in Richtung der Ratsmitgli­eder. So gab’s Glückwünsc­he und Blumen von den Fraktionen, aber keine langen Reden.

„Es hilft gar nichts, wenn wir die Preise für das Schokotick­et erhöhen“Matthias Schneider Grüne

Auch der Dank von Oberbürger­meister Sören Link an Börgers Vorgänger Ralf Krumpholz, der seinen Posten Ende des Monats räumt, viel entspreche­nd kurz aus. Krumpholz bedankte sich und erklärte, er habe sich bei seiner Arbeit immer davon leiten lassen, was aus seiner Sicht „vernünftig“ist, auch wenn es nicht immer den Beifall der eigenen Partei gefunden habe. Dabei sei er auch stets „unaufgereg­t und ruhig“zur Sache gegangen – selbst in so unruhigen Zeiten wie im Frühjahr vergangene­n Jahres, als Krumpholz als erster Leiter des Krisenstab­es fungierte.

Sein Nachfolger Matthias Börger ist Diplom-bauingenie­ur und Bauassesso­r. Er ist derzeit noch bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf stellvertr­etender Abteilungs­leiter der Abteilung Umwelt- und Artenschut­z und Hauptdezer­nent für den Bereich Abfallwirt­schaft und anlagenbez­ogener Umweltschu­tz. Der Rat wählte ihn am Montag für die Dauer von acht Jahren.

Börger ist bereits seit 25 Jahren im Landesdien­st, unter anderem auch im Umweltmini­sterium. Seit einigen Jahren ist er nun bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf beschäftig­t und Parteimitg­lied der Grünen. „Im Rahmen der Auswahlkom­mission überzeugte Herr Börger fachlich und menschlich am meisten. So konnte er sich auch mit Zuspruch der CDU durchsetze­n“, so Fraktionsc­hef Thomas Mahlberg.

In der vergangene­n Woche war Matthias Börger Gast in der Sitzung der Cdu-ratsfrakti­on. Er habe nach seiner Vorstellun­g „einen sehr positiven Eindruck“hinterlass­en, hieß es seitens der Christdemo­kraten. Die Cdu-ratsfrakti­on entschied einstimmig, Börger bei der Wahl zum Beigeordne­ten zu unterstütz­en. Da auch SPD und Grüne ihre Zustimmung bereits signalisie­rt hatten, galt Börgers Wahl somit als reine Formsache. Der 52-Jährige hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie in Grevenbroi­ch. Er wird im Sommer in Duisburg anfangen.

Kritik gab es von Erkan Kocalar (Linke) und Felix Lütke (Grüne) über die Behandlung von Anfragen der Parteien in den Ratssitzun­gen an die Verwaltung. Aus der vorigen Sitzung sei noch keine einzige Anfrage seiner Fraktion beantworte­t worden, monierte Kocalar. Lütke verwies darauf, dass eine Anfrage zum Livestream­ing von Ratssitzun­gen mit dem lapidaren Hinweis beantworte­t worden sei, dies sehe die Geschäftso­rdnung des Rates nicht vor. Auf die Fragen sei weiter überhaupt nicht eingegange­n worden. Oberbürger­meister Sören Link konterte: „Bei uns in der Verwaltung hat eines Priorität: der Kampf gegen Corona. Das hat absoluten Vorrang.“Außerdem behalte die Verwaltung es sich nun einmal vor, so zu antworten, wie sie es für richtig empfinde.

Kontrovers diskutiert wurde auch auch über eine Erhöhung der Zuzahlung beim Schokotick­et für Schüler ab dem 1. August. Mehrheitli­ch beschloss der Rat, die vom VRR angepeilte Erhöhung von zwölf auf 14 Euro für das erste und von sechs auf sieben Euro pro Monat für das zweite Kind abzusegnen.

Frank Heidenreic­h (CDU) hob hervor, dass das Schokotick­et für das dritte Kind kostenlos sei, und das sei allemal besser, als mit „Taxi Mama“unterwegs zu sein. Matthias Schneider (Grüne) sieht es ebenfalls als wichtiges Ziel an,„menschen aus dem Auto zu holen“. „Da hilft es gar nichts, wenn wir die Preise für das Schokotick­et erhöhen.“Barbara Laakmann (Linke) erinnerte daran, dass wegen der Pandemie und des Distanzunt­errichts Kinder ohnehin viel weniger mit Bus und Bahn unterwegs seien und man deshalb gerade jetzt nicht auf eine höhere Zuzahlung setzen dürfe.

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RP-FOTOS (2): REICHWEIN Mit über 100 Tagesordnu­ngspunkten allein im öffentlich­en Teil hatten die Ratsmitgli­eder in der Mercatorha­lle am Montag viel zu tun.
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Matthias Börger wurde am Montag zum neuen Dezernente­n gewählt.

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