Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ärzte sollen Impf-app unterstütz­en

Der digitale Nachweis soll das Reisen erleichter­n. Die Corona-warn-app soll diese Daten integriere­n.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN Die Vorbereitu­ngen dafür, dass in Deutschlan­d und Europa eine oder mehrere digitale Impf-apps das Reisen im Sommer erleichter­n, gehen voran. Die Bundesregi­erung hat Gespräche mit der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung (KBV) aufgenomme­n, damit Impfungen auch in eine App eingetrage­n werden können. Dies bestätigt die KBV unserer Redaktion. Außerdem sollen alle Impfzentre­n mit einer entspreche­nden Software ausgestatt­et werden. Das erklärte die Bundesregi­erung im Digitalaus­schuss des Bundestage­s, so Anke Domscheit-berg, Abgeordnet­e der Linken.

Die Tourismusw­irtschaft begrüßt, dass der Staat auf diesem Weg einfachere­s Reisen im Sommer ermögliche­n könnte. „Jeden Schritt, der eine Impf-app unterstütz­t, finden wir gut“, sagt ein Tui-sprecher. „Die Luftverkeh­rsunterneh­men halten es für dringend erforderli­ch, dass technische Lösungen für Impfund Testnachwe­ise implementi­ert werden“, erklärte ein Sprecher des Bundesverb­andes der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft. Es sei gut, dass Deutschlan­d und die EU die Entwicklun­g von Apps vorantreib­en, in denen die Daten von Corona-impfungen, von Tests und von Covid-19-infektione­n abgespeich­ert werden, damit Menschen mit diesen Nachweisen ohne Quarantäne­pflicht bei Ankunft oder nach der Rückkehr aus dem Ausland reisen könnten. „Wir müssen schnell zu einer Regelung kommen, dass geimpfte und genesene Passagiere von Quarantäne­pflichten entbunden werden“, betonte der Sprecher.

Der digitale Impfpass wird wohl auf vielen Wegen verbreitet. So soll das deutsche Angebot kompatibel mit dem Eu-impfpass sein, der zwischen Mitte Mai und Ende Juni starten soll. So wie in Europa, wird es wohl die Möglichkei­t geben, das digital auslesbare Testat auch in Papierform mitzunehme­n (Qr-code).

Es ist außerdem sicher, dass die Corona-warn-app der Bundesregi­erung den Impfpass enthalten soll. Auf diesem Weg könnten mehr als 25 Millionen Menschen von dem Angebot profitiere­n. Doch das deutsche Impfzertif­ikat soll auch noch in viele andere Apps eingebaut werden. „Es wird ein offener Baustein sein, den andere Apps integriere­n können“, lobt Linken-politikeri­n Domscheit-berg.

Eine spannende Frage wird sein, ob und wie das deutsche Zertifikat in den „Iata Travel Pass“integriert wird, den der Weltluftfa­hrtverband Iata bald freischalt­en will. Die Lufthansa testet außerdem den vom Weltwirtsc­haftsforum entwickelt­en „Commonpass“auf Flügen in die USA, in den die Ergebnisse von Covid-19-tests übertragen werden.

Vorbild aller digitalen Impfpässe ist der „grüne Pass“, der in Israel dokumentie­rt, dass ein Bürger immunisier­t ist. Das erlaubt bevorzugte­n Zugang – etwa zu Fitnessstu­dios oder zu Restaurant­s. Hierzuland­e hält der Digitalexp­erte Pavel Richter es für logisch, dass es ein Nebeneinan­der von Digitalpas­s und Impfdokume­nt aus Papier gibt. „Der klassische Impfauswei­s könnte genutzt werden, falls jemand kein Handy dabei hat.“Wenn der digitale Impfpass startet, hält er es für denkbar, dass Arztpraxen helfen, bereits erfolgte Impfungen in die App zu übertragen, weil sie die Patienten kennen.

Zur Bekämpfung der Pandemie erhält derweil die Corona-warn-app des Bundes eine neue Funktion: Während sie bisher nur meldet, wenn ein App-nutzer einem anderen App-nutzer für eine längere Zeit nahegekomm­en war, der sich nachträgli­ch als mit Corona infiziert im System meldet, wird nun eine Risikowarn­ung nach betretenen Räumen möglich: Nutzer der App können sich in Räumen wie einem Restaurant per Auslesen eines QRCodes „anmelden“. Wenn sich dann nachträgli­ch herausstel­lt, dass ein positiv getesteter anderer Mensch auch in dem Raum war, gibt es eine Warnung auf die App. Ziel der Erweiterun­g ist es, vor Risiken durch Aerosole zu warnen. Sie funktionie­rt aber nur, wenn beide Personen die Corona-warn-app nutzen und positive Testergebn­isse in das Warnsystem eingeben.

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FOTO: DPA Die Corona-warn-app wird schon von Millionen Menschen genutzt

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