Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
20 Jahre im Dienste des Waldes
CHRISTOPH BEEMELMANS Der Rvr-eigenbetrieb Ruhr Grün ist auch für die Üfter Mark zuständig. Ein Gespräch mit dem zuständigen Förster.
SCHERMBECK Im April 2001 gründete der ehemalige Kommunalverband Ruhrgebiet, der jetzige Regionalverband Ruhr (RVR), die eigenbetriebsähnliche Einrichtung RVR Ruhr Grün. Mit seinen 140 Mitarbeitern setzt RVR Ruhr Grün erfolgreich fort, was dem Verband schon in sein Stammbuch geschrieben wurde – regionale Freiraumsicherung und Freiflächenentwicklung. Der Eigenbetrieb bewirtschaftet etwa 19.000 Hektar Rvr-eigene Freiflächen, davon rund 16.000 Hektar Wald. Darunter sind 46 Halden, 97 Naturschutzgebiete, 1200 Kilometer Rad- und Wanderwege, 250 Kilometer Reitwege sowie einige Waldspielplätze. Zudem ist er als Dienstleister für die Unterhaltung von über 1000 Hektar kommunaler Flächen verantwortlich. Auch die Üfter Mark gehört zu den Flächen, um die sich Ruhr Grün kümmert. Betreut wird das Gebiet von Förster Christoph Beemelmans und seinem Team. Der Förster, der seit 2002 beim heutigen RVR beschäftigt ist, hat alle Aktivitäten von Ruhr Grün in der Üfter Mark in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten begleitet. Wir baten ihn um die Beantwortung einiger Fragen.
Was macht den besonderen Reiz der Üfter Mark aus?
CHRISTOPH BEEMELMANS Die Üfter Mark ist eines der größten Waldgebiete im Naturpark Hohe Mark. Das 1700 Hektar große Waldgebiet im Grenzbereich zwischen Rheinland und Westfalen ist voller Leben und Vielfalt. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten laden zum Entdecken ein und ermöglichen allen Besuchern ein interessantes Walderlebnis.
Wie hat sich die Üfter Mark unter Leitung von Ruhr Grün verändert? BEEMELMANS Der größte Teil der Üfter Mark diente seit dem 19. Jahrhundert als Holzlieferant für den Bergbau. Große Flächen wurden mit Kiefern bepflanzt. So entstand der zum Mannesmann-konzern gehörende Forst „Gewerkschaft Augustus“. Der RVR hat 2002 von Mannesmann das Waldgebiet erworben. Das Ziel bestand darin, ein ökologisch orientiertes Naturerlebnisgebiet zu entwickeln.
Wird keine Waldwirtschaft mehr betrieben?
BEEMELMANS Selbstverständlich entwickeln wir den Wald im Zuge der Pflege immer weiter. Wir entnehmen Neophyten (Amerikanische Traubenkirsche) und stabilisieren mittels Durchforstungen den Wald zur Förderung der Naturverjüngung. Gleichzeitig bringen wir Baumarten wie die Stieleiche, die zur potenziell natürlichen Vegetation der Uefter Mark gehören, per Pflanzung in den Wald ein. Mit einem klimaresilienten Waldumbau sorgt der Fachbereich dafür, dass die Üfter Mark widerstandsfähiger gegen Sturm, Hitze und Schädlinge wird. Dazu setzen wir auf einen Zukunftswald mit vielen verschiedenen Baumarten und möglichst einer natürlichen Verjüngung. Wir kümmern uns darum, dass der Wald die vielfältigen Ökosystemleistungen für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft erfüllen kann und dass diese auch für die nächsten Generationen erhalten bleiben.
Ein solcher Umbau des Waldes ist sicherlich in verschiedenen Phasen angegangen worden. Wie sahen die ersten Maßnahmen aus? BEEMELMANS Ja, in der ersten Zeit nach dem Erwerb des Waldes durch den RVR wurden die Waldbestände durchforstet. Eine große Herausforderung war die Beseitigung der Sturmschäden aus Kyrill und diversen Folgestürmen. Eine zentrale Aufgabe war die Besucher-lenkung zur Schaffung mittlerer Areale, die heute wichtige Rückzugsräume für verschiedene Arten wie die Nachtschwalbe, Schwarzkehlchen oder auch den Moorfrosch bilden. Gleichzeitig wurde aber auch viel für die erholungssuchende Bevölkerung getan. Von den Themenwegen bis hin zur Wildbeobachtung und den jeweiligen Führungen und Exkursionen erfahren die Bürger vieles über das Gebiet der Üfter Mark.
Haben auch Menschen mit körperlichen Behinderungen die Möglichkeit, die Üfter Mark kennenzulernen?
BEEMELMANS Je nach Einschränkung bieten wir die Möglichkeit, eigenständig den etwa 4,5 Kilometer langen barrierefreien Rundweg zu erfahren. Auf Nachfrage begleiten wir auch gerne mit unseren Rangern Interessierte auf diesem Pfad, um die Gelegenheit zu nutzen, Wissenswertes aus dem Gebiet zu erläutern.
Im September 2008 wurde ein Ameisenpfad mit mehreren Schulklassen eröffnet. Was erfährt man auf dem etwa 4,2 Kilometer langen Weg?
BEEMELMANS Der Ameisen- oder Barfußpfad kann virtuell oder aber gleich hautnah begangen werden. Zur Orientierung verhelfen in den Boden eingelassene Tierspuren, die die jeweilige Laufrichtung vorgeben. Der Nutzer erfährt etwas über die Geschichte, den Standort, das Gelände, die Bäume und nicht zuletzt über die Leittierart Ameise.
Regelmäßig bietet RVR Ruhr Grün Wildbeobachtungen in der Üfter Mark an. Welche Tiere können dabei beobachtet werden? BEEMELMANS Zentrales Thema der Wildtierbeobachtung ist die im Herbst stattfindende Hirschbrunft. Sowohl das Rotwild als auch das Schwarzwild wird in dieser Phase immer wieder erlebbar für die Bürger. Die zentral gelegene Beobachtungsstelle am Rhader Weg (etwa 400 Meter westlich der B 224) erfüllt genau diesen Anspruch. Wir begleiten regelmäßig interessierte Bürger, die sich direkt in unserem Forstbüro informieren können unter beemelmans@rvr.ruhr.
Wie führen Sie junge Menschen an den Naturerlebnisraum der Üfter Mark heran?
BEEMELMANS Learning by doing ist unserer Auffassung nach das beste Motto. Mittlerweile gibt es eine hohe Identifikation mit der Üfter Mark. Grund dafür sind unsere vielen Angebote. Projektarbeiten, etwa das internationale Workcamp, das Bergwaldprojekt, und diverse Pflanzaktionen – vom Bionadewald über den Schulwald bis hin zum Volksbankwald – wurden im Laufe der Jahre initiiert und weiterentwickelt. Von den Kindergärten über die Grund- und weiterführenden Schulen werden unsere Angebote gerne und nachhaltig angenommen.
Welche Führungen stehen in der nächsten (corona-freieren) Zeit an? BEEMELMANS Zurzeit planen wir die Fortsetzung des Volksbankwaldprojektes. Darüber hinaus laufen die organisatorischen Vorbereitungen für das nächste Bergwaldprojekt. Diverse Anfragen zu den verschiedenen Themen wie Klimawald, Waldgestaltung und naturschutzfachlichen Projekten stehen ebenfalls in der Warteschleife.
Gibt es Info-material zur Arbeit von Ruhr Grün?
BEEMELMANS Die Bibliothek im Haupthaus des Regionalverbandes Ruhr in Essen verfügt über eine große Bibliothek. Flyer sind auch in den Außendienststellen (Forsthöfen) erhältlich. Kostenfreie Exemplare der Flyer stehen im Internet unter www. rvr.ruhr als Downloads bereit.
Wie können Interessierte Kontakt mit dem RVR oder Ihnen aufnehmen?
BEEMELMANS Uefter Mark: Christoph Beemelmans, Forstbüro. Tel. 02866 4491; beemelmans@rvr.ruhr; RVR Ruhr Grün – Rangerwesen: Juliane Saebel, Büro, Tel. 02012069710; saebel@rvr.ruhr