Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Von Null auf Oase
Der Sonsbecker Landschaftsbaubetrieb Grütters stellt drei Projekte als Vorher-nachher-reportagen im Buch „Vom Traum zum Traumgarten“vor.
SONSBECK Wo einst eine halbrunde Pergola mit massiven Holzbalken die Sicht versperrte, eröffnet sich nun dank schlanker Alu-konstruktion mit Glasdach der Blick von der Terrasse in den Garten. Früher überfrachteten ein Teich, Betonsteinpflaster und eine Gartenhütte die gerade einmal 250 Quadratmeter große Anlage. Heute wirkt sie offener, reduzierter, ruhiger, und ist doch in drei abgestimmte Gartenräume mit unterschiedlichen Sitzgelegenheiten gegliedert. Ein Garten für Designfreunde, die in großformatigen Blaustein-platten, einer akkurat geschnittenen Eibenhecke, einem kubischen Wasserspiel ihren formalen Stil wiederfinden. Ein Garten aus der Hand des Sonsbecker Landschaftsbaubetriebs Grütters – und eines von drei Projekten, mit denen das Unternehmen im gesamten deutschsprachigen Raum auf sich aufmerksam macht.
Denn die Firma aus Sonsbeck ist mit drei Projekten in dem von der Genossenschaft Gärtner von Eden kürzlich herausgebrachten Buch „Vom Traum zum Traumgarten“vertreten. Der 240 Seiten starke Bildband stellt insgesamt 40 Umbauprojekte in Form von Vorher-nachher-reportagen vor. Das Spektrum reicht vom 60 Quadratmeter kleinen Reihenhausgrundstück bis zum parkähnlichen Areal am Wasser. „Der Genossenschaft gehören 55 Betriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz an“, sagt Grütters-geschäftsführer Erik Peters. „Da ist es schon etwas Besonderes, gleich drei eigene Projekte in dem Buch vorstellen zu dürfen“, ergänzt er ein wenig stolz.
Neben dem modernen, gradlinigen Garten, der in Sonsbeck selbst verwirklicht wurde, ist auch ein naturnah gestalteter Familiengarten aus Geldern in dem Buch zu finden. „Bei diesem Projekt kamen einige Herausforderungen zusammen“, erzählt Peters. Auf dem Grundstück befindet sich ein altes Bauernhaus, das drei Generationen ein Zuhause bietet. Für die im vorderen Teil lebende junge Familie sollte der großzügige Vorgarten zum Aufenthaltsort umfunktioniert werden und dabei die Bedürfnisse der spielfreudigen Kinder sowie der Erholung suchenden Eltern vereinen. „Das Haus allerdings lag tiefer als die Straße, weshalb die Höhenunterschiede aufgefangen werden mussten“, sagt Peters. Der alte Baumbestand sollte weitgehend erhalten bleiben, das rund 400 Quadratmeter große Areal gleichzeitig aber heller und einladender werden.
Entstanden ist ein naturbelassener Wohngarten, in dem nun zahlreiche einheimische Blühpflanzen ausgewählte vorhandene Bäume in Szene setzen. Der Spielbereich fügt sich harmonisch in das Bild ein: Statt quietschbunter Plastikspielzeuge gibt es eine Sandgrube mit Viehtränke zum Matschen, die sich an eine gewölbte Trockenmauer schmiegt. Die mit Naturstein gestalteten Hochbeete dienen zugleich dazu, die Höhenunterschiede aufzufangen. Das Projekt wurde bereits 2020 mit dem von der Genossenschaft ausgelobten Edgar-preis in der Kategorie Vorgarten ausgezeichnet, jetzt ziert die liebevolle Gestaltung auch das neue Traumgartenbuch.
„Die Planung erfolgt stets in enger Abstimmung mit den Auftraggebern“, betont Peters. Bei dem Sonsbecker Gartenbaubetrieb sind vier Planerinnen allein damit beschäftigt, die Kundenwünsche in ansprechende Entwürfe zu fassen. „Seltenst haben die Kunden gar keine Vorstellung davon, wie ihr künftiger Traumgarten aussehen soll. Meist haben sie sich schon vorab in Büchern informiert, andere Gärten besichtigt und wissen, auf welche Gestaltungselemente sie Wert legen“, sagt der Geschäftsführer.
Das führt Peters nicht zuletzt auf die gestiegene Wertschätzung für Gärten zurück. „Vor 30, 40 Jahren bestanden Privatgärten aus einer Rasenfläche, die von einem schlichten Beet mit ein paar Zypressen umrandet war. Vielleicht gab es einen kleinen Gemüsegarten“, sagt Peters.
„Heute sind Gärten Rückzugsorte, die in einer immer hektischer werdenden Welt Erholung versprechen, sie erweitern den Wohnbereich und sind Ausdruck des eigenen Stils.“
Die meisten Gartenbesitzer ließen sich laut Peters in vier Stil-typen unterteilen: die Naturmenschen, die eine üppige Bepflanzung und natürliche Materialien bevorzugen, die Designfreunde, die es reduziert und gradlinig mögen, die Ästheten, die außergewöhnliche Blatt- und Rindenstrukturen bei einer dezenten Farbgebung favorisieren, und die Genießer, die ihren farbenfrohen und vielseitigen Garten in allen Jahreszeiten nutzen wollen. Dennoch stünden die individuellen Vorstellungen natürlich im Vordergrund, betont Peters. „Ein naturnaher Garten schließt zum Beispiel nicht aus, modernste Technik von der Beleuchtung bis zur automatischen Bewässerung zu integrieren.“Ebenso seien Gärten für Designfreunde und Ästheten nicht nur etwas fürs Auge, sondern müssten ebenso gemütlich sein.
Ein typischer Genießergarten ist das dritte Projekt aus der Hand des Sonsbecker Unternehmens, das im Buch „Vom Traum zum Traumgar
„Heute sind Gärten Rückzugsorte, die in einer immer hektischer werdenden Welt Erholung versprechen“Erik Peters Grütters-geschäftsführer
ten“vorgestellt wird: Eine großzügige überdachte Terrasse, die das Draußensein auch bei Regen erlaubt, grenzt an einen Schwimmteich an, der von zahlreichen blühfreudigen Pflanzen umringt ist. Im hinteren Bereich befindet sich zudem eine Sauna, Spalierbäume und ein Holzlattenzaun sorgen für Privatsphäre. „Die Herausforderung bestand darin, den nur 200 Quadratmeter kleinen Garten mit den vielen gewünschten Elementen nicht zu überfrachten“, sagt Peters. Erreicht wurde dies durch klare Formen und Beete, die zwar üppig bepflanzt sind, aber nur wenige Pflanzensorten beinhalten, um mehr Ruhe in das Gesamtbild zu bringen.
„Die Pflanzen sind stets die Hauptakteure unserer Gärten“, betont Peters. „Man kann über Wochen alle architektonischen Elemente wie Wege, Hochbeete und Terrassen anlegen, der Wow-effekt tritt erst in den letzten zwei Arbeitstagen ein, wenn die Pflanzen in den Garten kommen.“Bei früheren Projekten wollten die Kunden häufig die Bepflanzung selbst übernehmen, erinnert sich der Geschäftsführer. „Doch gerade bei der Pflanzenauswahl gibt es viel zu
beachten, vom richtigen Standort über ein harmonisches Farbbild der Blüten bis zur Laubfärbung, damit der Garten auch jenseits der Sommermonate gut aussieht.“
Bei Grütters gibt es alles aus einer Hand. Neben den vier Planerinnen, wobei eine davon eigens auf die Bepflanzung spezialisiert ist, gehören noch zwölf Teams mit je zwei bis drei Mitarbeitern zum Unternehmen, die für die Umsetzung zuständig sind. Sechs Teams kümmern sich um den Komplettumbau von Grünanlagen, drei weitere übernehmen kleinere Projekte wie den Einbau von Bewässerungsanlagen oder Baumpflanzungen. Nochmals drei Teams kümmern sich um die Dauerpflege. Rund 80 feste Kunden hat Grütters in diesem Bereich. Dazu gehören auch die Designfreunde aus Sonsbeck, deren akkurate Hecke mit Hilfe eines Nivelliergeräts in Form gehalten wird. Ergänzt wird die Mannschaft durch acht Köpfe im Büro sowie einen Techniker.
Mit somit knapp 50 Mitarbeitern gehört Grütters zu einem der größten Gartenfachbetriebe in der Region. Weiter wachsen will das Sonsbecker Unternehmen nicht, selbst wenn es der Markt hergebe. „Die Gartenbranche boomt schon seit einigen Jahren, durch die Corona-pandemie wurde die Entwicklung noch befördert“, sagt Peters. Die Auftragsbücher sind voll. „Für dieses Jahr sind wir bereits ausgebucht.“Wer seinen Garten neu gestalten will, sollte ein Jahr Vorlaufzeit einplanen. So müssen einige wohl noch etwas länger von ihrem Wunschgarten träumen, das Buch „Vom Traum zum Traumgarten“verkürzt die Wartezeit aber vielleicht.