Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Pims“nach Corona – bislang drei Fälle
Das „Pim“-syndrom, eine spezielle Corona-folgeerkrankung bei Kindern, ist gefährlich, aber selten. Deutschlandweit sind bislang nur 265 Fälle dokumentiert. Allein drei davon wurden in Dinslaken diagnostiziert.
DINSLAKEN Covid-19 kann Kinder auf ganz besondere – ernste und gefährliche – Weise treffen. Das „Pädiatrische Inflammatorische Multiorgan Syndrom“, kurz „Pims“, ist eine schwere Folgeerkrankung, die bei Kindern und Jugendlichen Wochen nach einer Corona-infektion auftreten kann. Und zwar ungeachtet der Frage, ob die ursprüngliche Infektion milde verlaufen oder sogar ganz unentdeckt geblieben ist.„pims“ist eine Entzündungsreaktion des Immunsystems, die den ganzen Körper befallen kann: Herz-kreislaufsystem und Verdauungssystem, die Haut, die Lunge, das Blut.
Im Dinslakener St.-vinzenz-hospital sind seit Beginn der Pandemie drei kleine Patienten mit dem Syndrom vorgestellt und behandelt worden. Dabei wurden deutschlandweit von Mai 2020 bis bis April 2021 insgesamt nur 265 Fälle dokumentiert. Die Erkrankung ist also zum Glück äußerst selten, und die Dinslakener Fallzahl rein statistisch auffällig.
Allerdings ordnet der Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik im Hospital, Christian Schmidt, den Wert anders ein. Die bisher dokumentierten Pims-fälle seien„grundsätzlich über die ganze Republik gleichmäßig verteilt“, erklärt er: „Dinslaken stellt in unseren Augen keinen Sonderfall dar.“
Es gibt schließlich eine Reihe von Faktoren, die Einfluss darauf haben, ob Pims-erkrankungen diagnostiziert werden. „Dort wo viel getestet wird und eine umfangreiche Diagnostik betrieben wird, werden natürlich auch vergleichsweise mehr Fälle festgestellt“, führt der Chefarzt aus. Und: „Bei uns im St.-vinzenz-hospital wird in Kenntnis des Krankheitsbildes eine besonders intensive und breit aufgestellte Diagnostik durchgeführt.“Auch habe man das Thema bereits gemeinsam mit niedergelassenen Kinderärzten in Fortbildungen behandelt, die also ebenfalls sensibilisiert sind.
Die Pims-fälle von Dinslaken, beziehungsweise aus dem Einzugsgebiet des Dinslakener Krankenhauses, sind seit Oktober 2020 aufgetreten. Die ersten Diagnosen gab es also mit der „Zweiten Welle“der Corona-pandemie: „Vorherige Testungen bei Verdacht auf Pims waren negativ.“Den Kindern sei es „den Umständen entsprechend gut“gegangen, „auch wenn sie zum Teil hohes Fieber hatten“, so Christian Schmidt. „Letztlich kam es aber nach leitliniengerechter Therapie zu einer raschen Besserung, und alle drei Kinder konnten gesund entlassen werden.“
Zu der Diagnostik im Vinzenz-hospital gehören im Falle eines Pims-verdachts unter anderem mehrfache Corona-labortests und auch eine Antikörpertestung. Zudem werden weitere medizinische Verfahren angewandt, die den ganzen Körper in den Blick nehmen. Dazu gehören Ultraschalluntersuchungen von Brustkorb und Bauch. Speziell das Herz wird mittels Enzym-bestimmung, die auf bestimmte Stoffwechselvorgänge schließen lässt, und Echokardiographie, also einer Ultraschalluntersuchung, unter die Lupe genommen.
Eltern, die fürchten, das bei ihrem Kind das „Pim“-syndrom vorliegen könnte, sollten ärztliche Hilfe suchen. Vor allem dann, wenn es Hinweise auf eine überstandene oder aktuelle Corona-infektion gibt, und insbesondere, wenn sie bestimmte „Alarmzeichen“erkennen. Dazu gehören schlecht erklärbares, hohes Fieber, Bindehautentzündung, Hautausschlag, allgemeine, starke Abgeschlagenheit sowie „unklare Schwellungen und Rötungen an Händen und Füßen“. Die Symptome können alle gemeinsam auftreten.
Nach überstandener Pims-krankheit sind Nachsorge und Kontrollen auf jeden Fall nötig. Diese führe das Vinzenz-krankenhaus gemeinsam mit niedergelassenen Kinderärzten durch, erklärt das Hospital.