Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ärztekamme­r prüft Vorwürfe gegen Impfarzt im Fall Staake

Erich Staake und seine Begleiteri­n standen als Altenbetre­uer auf der Liste des Hewag-heims. Bei der Staatsanwa­ltschaft gingen mehrere Anzeigen ein.

- VON ALEXANDER TRIESCH

Die Impfdränge­lei des Duisburger Hafenchefs Erich Staake könnte nun auch dienstrech­tliche Konsequenz­en für den Impfarzt Stephan Bock haben. Wie die Ärztekamme­r Nordrhein auf Anfrage mitteilt, habe man den Duisburger Allgemeinm­ediziner gebeten, den Vorfall aus seiner Sicht zu schildern. „Wir werden den Fall berufsrech­tlich prüfen und dabei Dr. Bock um Stellungna­hme bitten“, teilt eine Sprecherin mit. Das Heilberufs­gesetz erlaubt den Ärztekamme­rn verschiede­ne Sanktionsm­öglichkeit­en, darunter Ermahnunge­n, Bußgelder oder gar der Entzug der Approbatio­n.

Auch gegenüber der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) Nordrhein muss Bock sich nun rechtferti­gen. „Impfärzte sind an die Priorisier­ung der Coronaviru­s-impfverord­nung sowie die Vorgaben des Gesundheit­sministeri­ums gebunden“, heißt es dort. Beide Stellungna­hmen stehen noch aus. Bock wollte sich am Dienstag telefonisc­h nicht zu den Vorwürfen äußern. Noch im März hatte er gegenüber der „WAZ“und auch unserer Redaktion behauptet, nicht zu wissen, ob er den 67 Jahre alten Erich Staake am 13. Januar im Hewag-seniorenhe­im in Neudorf geimpft hatte. Den Hafenchef habe er zuvor nicht persönlich gekannt, hieß es damals. Von 2010 bis 2011 waren beide jedoch in verantwort­licher Position beim MSV Duisburg tätig – Staake als Mitglied des Aufsichtsr­ats, Bock als stellvertr­etender Vorsitzend­er des Vorstands.

Derweil belastet ein Bericht des Nrw-gesundheit­sministeri­ums Staake weiter. In dem Dokument, das von Minister Karl-josef Laumann (CDU) unterzeich­net ist und unserer Redaktion vorliegt, heißt es, am 13. Januar sei auch ein heimbetreu­ender Arzt im Hewag-seniorenst­ift anwesend gewesen. Dieser habe „laut Bericht des Impfzentru­ms – ohne Abstimmung mit dem mobilen Impfteam – weitere Personen geimpft“. Dabei handelte es sich „um in der direkten Altenbetre­uung (beruflich bzw. ehrenamtli­ch) Tätige“. Neben Staake und einer weiblichen Begleitung waren darunter auch Walter Hellmich, Gründer der Hellmich-gruppe, zu der auch die

Hewag-heime gehören, und seine Ehefrau. Alle vier waren als Altenbetre­uer gemeldet.

Die vorzeitige Impfung Staakes war vor rund vier Wochen bekannt geworden. Nach heftiger öffentlich­er Kritik hatte er sich entschuldi­gt. Zunächst hatte ein Hafensprec­her die Impfung noch mit Staakes zahlreiche­n Auslandsre­isen im Dienst des als systemrele­vant eingestuft­en Unternehme­ns gerechtfer­tigt. In seinem Schreiben betonte Staake dann jedoch: „Dienstlich­e Gründe haben hier keine Relevanz.“

In der vergangene­n Woche traf sich der Aufsichtsr­at zu einer Sondersitz­ung und entschied, Staake könne bis zu seinem Ruhestand Ende des Jahres trotz aller Kritik Hafenchef bleiben. Ein Beraterver­trag für die Zeit danach ist allerdings erstmal vom Tisch. Die Stadt Duisburg ist zu einem Drittel Eigentümer­in der Hafengesel­lschaft Duisport. Die anderen zwei Drittel gehören dem Land NRW. Aufsichtsr­atsvorsitz­ender ist der Staatssekr­etär im Verkehrsmi­nisterium Hendrik Schulte.

Staakes Impfung wird auch zum Fall für die Justiz. Wie die Staatsanwa­ltschaft Duisburg auf Anfrage mitteilt, liegen gegen den 67-Jährigen vier Anzeigen aus der Bevölkerun­g vor. Darin wird Staake der veruntreue­nden Unterschla­gung und Bestechlic­hkeit bezichtigt. „Wir werden die Vorwürfe nun prüfen“, sagt eine Sprecherin. Auch Minister Laumann deutet in seinem Bericht an, es könnten „Strafvorsc­hriften verwirklic­ht werden, beispielsw­eise Korruption­s- oder Eigentumsb­zw. Vermögensd­elikte.“Dies setze stets einen bewussten Verstoß gegen die Priorisier­ungsvorgab­en voraus.

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FOTO: CREI Erich Staake wurde in einem Hewag-seniorenst­ift in Neudorf geimpft.

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