Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Richtiger Schritt bei Impfpriori­sierung

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Es gibt ein Ergebnis. In einem Punkt war man sich am Montag im Kanzleramt einig: Bund und Länder streben bei den Corona-impfungen spätestens im Juni ein Ende der Priorisier­ung an. Das ist ein gutes, ein wichtiges Ergebnis des Bund-länder-gipfels. Die Praxis beim Impfen zeigt, dass aufgrund von unterschie­dlichen Länderrege­lungen ohnehin in der Praxis schon alles durcheinan­derläuft. Im Alltag findet längst eine schleichen­de Ent-priorisier­ung statt. Leider ohne Plan: während in dem einen Bundesland Astrazenec­a liegenblei­bt, wird es im anderen händeringe­nd gesucht. Hier bräuchte es eine länderüber­greifende Koordinier­ungsstelle. Vielleicht wäre man da bei der Bundeswehr am richtigen Ort, diese Fragen für die nächsten Wochen generalsta­bsmäßig zu koordinier­en.

Und es ist auch wahr, dass die Hausärzte die entscheide­nde Änderung beim Impftempo brachten. Damit wurde aber ohnehin schon ein Teil der Priorisier­ung hinfällig. Statt eines straffen Einladungs­systems in Impfzentre­n nach Risikogrup­pen zählen in den Praxen letztlich Einzelfall­entscheidu­ngen – die nach der Impfverord­nung übrigens ausdrückli­ch zugelassen sind. Ärztevertr­eter betonen, dass man sich auch in den Praxen danach richte, wer besonders dringend eine Impfung benötige.

Gut auch, dass sich das Augenmerk auf die Betriebsär­zte richtet und diese nun in die Kampagne aufgenomme­n werden. Ob eine Erbsenzähl­erei der Impfdosen in Abwägung zwischen Größe eines Unternehme­ns und der Dosen, die einem Bundesland zustehen, wirklich zielführen­d ist, mag bezweifelt werden. Am Ende zählt: Jeder Geimpfte ist ein Segen für die Gesellscha­ft. Bei den Rechten für Geimpfte ist man allerdings noch nicht wirklich weitergeko­mmen. Debatte vertagt. Thema verfehlt.

BERICHT IMPFPRIORI­SIERUNG SOLL IM JUNI ENDEN, TITELSEITE

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