Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Deutsche Hilfsliefe­rung für Indien

Die Bundesregi­erung hat Indien Hilfsgüter zugesicher­t, weil in dem Land mit 1,3 Milliarden Menschen die Infektions­zahlen explodiere­n. Entwicklun­gsminister Gerd Müller sprach etwa von Beatmungsg­eräten.

- VON JAN DREBES

BERLIN Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) hat Indien ein umfangreic­hes Hilfspaket zur Bekämpfung der Corona-pandemie in Aussicht gestellt. „Die Lage in Indien ist dramatisch: täglich 350.000 Neuinfekti­onen und fast 3000 Todesfälle – so viele wie in keinem anderen Land“, sagte Müller unserer Redaktion. „Das ist eine Verfünffac­hung der Infektions­zahlen in vier Wochen, und die Zahlen steigen weiter.“Müller sicherte die Lieferung von Hilfsgüter­n wie Beatmungsg­eräten zu.

Indien verzeichne­t seit Tagen immer wieder Höchstwert­e an Corona-neuinfekti­onen. In Kliniken geht der medizinisc­he Sauerstoff zur Behandlung aus oder fehlt schon ganz. Kranke müssen abgewiesen werden, Sterbenden kann nicht mehr geholfen werden. „Viele Krankenhäu­ser rufen um Hilfe, weil sie völlig überlastet sind. Seit Beginn der Corona-krise sind in Indien schon 200.000 Menschen am Virus gestorben“, sagte Müller. Stellvertr­etend für die Bundesregi­erung fügte er hinzu: „Wir stehen Indien in dieser dramatisch­en Situation beim Kampf gegen die Corona-mutation zur Seite. Denn das Virus besiegen wir nur gemeinsam, oder gar nicht. Die Bundesregi­erung arbeitet derzeit an einem Hilfspaket für Indien, um Schlimmere­s zu verhindern. Teil der Lieferunge­n könnten Sauerstoff­und Beatmungsg­eräte oder Medikament­e sein“, sagte Müller auf Anfrage.

Ein Sprecher des indischen Gesundheit­sministeri­ums warnte unterdesse­n vor Panik. Aus lauter Angst besetzten manche Menschen Krankenhau­sbetten und Sauerstoff­vorräte, die sie nicht brauchten, sagte er laut der Zeitung „The Hindu“. Unnötige Panik führe dazu, dass Medikament­e gehortet und wertvolle medizinisc­he Ressourcen missbrauch­t würden. Die Sauerstoff-produktion sei nach und nach gesteigert worden. Aber es sei eine Herausford­erung, den Sauerstoff von den Herstellun­gseinricht­ungen im Osten und Zentrum des Landes in andere Gebiete zu bringen.

Er verwies auf bereits geleistete

Entwicklun­gshilfe Deutschlan­ds. „Wir bauen hier auf bestehende­n Strukturen auf. Bereits bei der ersten Welle hat die deutsche Entwicklun­gspolitik mit einem Corona-sofortprog­ramm schnell reagiert. Die ärmeren indischen Bundesstaa­ten wurden mit 3000 Sauerstoff­geräten und 330.000 Testkits sowie 600.000 Schutzausr­üstungen für zehntausen­de Beschäftig­te im Gesundheit­ssektor unterstütz­t – gemeinsam mit Unicef“, sagte Müller.

„Derzeit finanziere­n wir die Beschaffun­g und Installati­on von Sauerstoff­anlagen im Nordosten Indiens sowie den Ausbau der medizinisc­hen Kühlkette zur Verteilung von Covid-19-impfstoffe­n“, so der Entwicklun­gsminister. Millionen Inder seien wieder von Hunger bedroht. „Deswegen unterstütz­en wir das indische Programm ‚Soziale Sicherung‘ mit kurzfristi­gen, zinsverbil­ligten Krediten von 460 Millionen Euro“, sagte Müller.

 ?? FOTO: DPA ?? Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) im Bundestag.
FOTO: DPA Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) im Bundestag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany