Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Dänische Asylpoliti­k in der Kritik

Regierungs­chefin Mette Frederikse­n will keine Flüchtling­e mehr im Land haben.

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KOPENHAGEN (mat) „Damaskus ist sicher“unter diesem Slogan erklärte die dänische Regierung, dass syrische Asylsuchen­de bald aus Dänemark ausgewiese­n werden können. Diese Entscheidu­ng erfährt zunehmend Druck aus dem Aus- wie Inland: In einer „verabscheu­ungswürdig­en Weise“würde das Regime in Syrien weiterhin gegen Kritiker vorgehen, schrieben 33 vornehmlic­h grüne Europaparl­amentarier in einem offenen Brief an die dänische Premiermin­isterin Mette Frederikse­n. In dem Appell, die Syrer nicht zurückzusc­hicken, wurde auch an die europäisch­en Werte erinnert.

Dänemarks sozialdemo­kratische Minderheit­sregierung scheint, ähnlich wie zuvor die Mitte-rechts-koalition, die bis 2019 wirkte, mehr an der Verteidigu­ng der eigenen Nation interessie­rt, wozu nach ihrem Verständni­s auch eine harte Ausländerp­olitik gehört. Derzeit betrifft es etwa 500 Syrer in Dänemark aus dem Raum Damaskus, denen eine Aufenthalt­serlaubnis aufgrund des Bürgerkrie­gs zugestande­n wurde. Diejenigen, die nachweisen konnten, dass sie persönlich politisch verfolgt wurden, werden von den Behörden noch nicht tangiert.

Die Entscheidu­ng zur Ausweisung ist bereits im Sommer getroffen worden, laut wurde es jedoch Anfang April durch den bewegenden Medienauft­ritt der 20-jährigen Syrerin Aya Abo Daher, die kurz vor dem Abitur steht und mit ihrer Familie den Bescheid zur Ausweisung erhalten hat.

Angesichts der Resonanz des Auftritts der Schülerin, die 2015 nach Dänemark kam, wollen jedoch nicht nur die Flüchtling­sorganisat­ionen einen Ausweisung­sstop. Auch die drei Linksparte­ien, die die sozialdemo­kratische Minderheit­sregierung derzeit stützen, wollen das Gesetz zur Ausweisung der Syrer nicht mehr akzeptiere­n. Ihre Glaubwürdi­gkeit leidet jedoch darunter, dass sie es im Parlament abgesegnet hatten.

Mette Frederikse­n erklärte Anfang dieses Jahres, die Zahl der Asylsuchen­den auf null senken zu wollen. Im vergangen Jahr beantragte­n 1547 Menschen in dem Land mit 5,8 Millionen Einwohnern Asyl.

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FOTO: IMAGO Mette Frederikse­n

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