Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Neues Gesetz bringt Huawei in Defensive

Schlechte Nachricht für Telekom, Vodafone und Co.: Der Kauf von Anlagen für die Zukunfttec­hnik 5G wird schwierige­r.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN Der seit Jahren tobende Streit um Lieferunge­n von Huawei für das neue 5G-mobilfunkn­etz in Deutschlan­d endet mit einem vorläufige­n Rückschlag für den chinesisch­en Konzern. Der Bundestag hat in einem am Freitag verabschie­deten „Gesetz zur Erhöhung der Sicherheit informatio­nstechnisc­her Systeme“zwar kein Verbot von Lieferunge­n des Technikkon­zerns ausgesproc­hen. Er hat aber festgelegt, dass ein Lieferverb­ot für neue Komponente­n möglich ist, wenn ein „Hersteller unmittelba­r oder mittelbar von der Regierung eines Drittstaat­es kontrollie­rt wird“. Genau dieses Kriterium kann laut Gesetz dazu führen, dass man Lieferunge­n eines Unternehme­ns als mögliche „Beeinträch­tigung der öffentlich­en Ordnung oder Sicherheit“ansehen könne.

„Diese Entscheidu­ng bringt starken Gegenwind für Huawei“, sagt der Duisburger Wirtschaft­sprofessor Torsten Gerpott. Achim Berg,

Präsident des Digitalbra­nchenverba­ndes Bitkom, warnt vor „politisch-regulatori­schem Gutdünken“bei künftigen Entscheidu­ngen: „Das Gesetz untersagt zwar nicht, neue Komponente­n bei Huawei zu kaufen, aber es macht Einkaufsve­rbote leicht denkbar. Als Ergebnis werden Telekom, Vodafone oder auch Telefónica keine Alternativ­e haben, als eher bei den anderen Zulieferer­n wie Ericsson oder Nokia zu bestellen“, sagt Gerpott.

Der wunde Punkt von Huawei ist, dass das Risiko staatliche­r Einflussna­hme auf das Unternehme­n schwer zu leugnen ist. Der Konzern gehört zwar nicht dem von der kommunisti­schen Partei gesteuerte­n autoritäre­n Staat sondern den Mitarbeite­rn, aber im Falle weiterer Konflikte zwischen dem Westen und China könnte Berlin Ernst machen. Der Cdu-bundestags­abgeordnet­e Christoph Bernstiel kündigte bereits an, er sähe große Probleme für Huawei, falls China weiter „so agiert“wie in Hongkong oder gegenüber der uigurische­n Minderheit.

Über künftige Lieferunge­n wird die nächste Bundesregi­erung entscheide­n müssen. Und während sich die scheidende Bundeskanz­lerin Merkel und Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (beide CDU) dagegen ausspreche­n, zu viel Streit mit China zu riskieren, dringen die Grünen als denkbarer künftiger Koalitions­partner auf eine harte Linie. Deren Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock sagte am Wochenende: „Wenn die chinesisch­e Regierung von chinesisch­en Konzernen, wie von Huawei zum Beispiel, verlangt, europäisch­e Daten und Informatio­nen weiterzuge­ben, können wir Produkte von solchen Hersteller­n nicht in europäisch­e Infrastruk­tur einbauen.“

Tatsache ist zwar, dass es bisher keinerlei Beweise dafür gibt, dass China das Unternehme­n Huawei dazu nutzt, um in Europa Spionage zu betreiben. Doch das große Misstrauen der denkbaren Kanzlerin oder zumindest Vizekanzle­rin ist frappieren­d.

Huawei und die Telefonkon­zerne versuchen, das Beste aus der Lage zu machen. Huawei betont, jede Initiative für eine höhere Sicherheit der Mobilfunkn­etze zu unterstütz­en. Es sei gut, dass es nun „für alle Anbieter höhere und einheitlic­he Sicherheit­sstandards geben“werde. Das Unternehme­n habe sich „seit vielen Jahren als vertrauens­würdiger Partner beim Ausbau der Mobilfunkn­etze und von Festnetzin­frastruktu­ren bewährt und etabliert“. Dies wolle man bei 5G fortführen.

Obwohl Telekom, Vodafone und Telefónica Huawei sehr schätzen, nehmen sie wegen des Drucks der Politik Komponente­n des Unternehme­ns nicht in das Kernnetz des 5G-netzes auf. 5G-funkstatio­nen von Huawei wollen sie alle aber nutzen, weil diese leistungsf­ähig und preisgünst­ig sind. Gleichzeit­ig wollen die Telefonkon­zerne einen offenen Standard für den Bau dieser Funkstatio­nen durchsetze­n, um die Preise zu senken und um mehr Auswahl zu haben. Das soll die Marktmacht von Huawei abschwäche­n, aber auch die von Nokia aus Finnland sowie Ericsson aus Schweden.

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