Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wie junge Leute ihr Geld am besten anlegen

Bereits mit kleinen Sparbeträg­en im Monat lässt sich ein nachhaltig­es Finanzpols­ter für später aufbauen. Ein Überblick über die Möglichkei­ten.

- VON HANNAH GOBRECHT UND CARSTEN PFARR

DÜSSELDORF Selten steigt das eigene Vermögen so rapide wie bei jungen Menschen nach dem Berufseins­tieg. Denn das Monatsentg­elt nach der Beendigung der Lehre ist in der Regel deutlich höher als eine Ausbildung­svergütung oder der Lohn im Nebenjob. Aber wenn es darum geht, was man machen soll mit dem Mehr an Geld, zögern junge Erwachsene oft.

Die Verbrauchs- und Medienanal­yse „Vuma Touchpoint­s 2021“zeigt: Ein Viertel der 14- bis 24-Jährigen hat gar kein Geld angelegt. Bei den 25- bis 39-Jährigen ist es jeder Fünfte. Zudem zeigt die Studie, dass bei den meistgenut­zten Geldanlage­n der Deutschen generation­sübergreif­end das Sparbuch unangefoch­ten vorne liegt. Dahinter folgen die vermögensw­irksamen Leistungen, das Tagesgeldk­onto und Immobilien.

Dabei sind Begriffe wie Altersvors­orge, Sparpläne und Fonds jungen Menschen durchaus bekannt. Welche Möglichkei­ten diese aber im Detail bieten – darüber wissen die Wenigsten Bescheid. Das bemerkt auch Karsten Hülsen, Finanzbera­ter aus Erkelenz: „Gerade jüngere Leute haben damit oft noch keine Berührungs­punkte gehabt. Meist besitzen sie einfach nur ein Girokonto“, sagt er. Dabei sei es bereits im jungen Alter wichtig, sich mit dem Thema auseinande­rzusetzen: „Man kann nie früh genug anfangen zu sparen“, betont Hülsen und verweist auf den Zinseszins-effekt. Dabei profitiere­n Anleger über Jahre hinweg davon, dass sie die Zinsen ihres Startkapit­als wieder anlegen, diese erneut verzinst bekommen – und so eine überpropor­tionale Kapitalste­igerung ermöglicht wird. So können auch kleinere Summen von monatlich 30 oder 40 Euro langfristi­g viel bewegen – wenn man nicht gerade in Nullzins-zeiten lebt wie derzeit. Deshalb raten Experten aktuell oft von Lebensvers­icherungen und Bausparver­trägen ab.

Bevor man sich mit konkreten Anlageform­en auseinande­rsetzt, müssen einige Fragen geklärt werden: Wie viel Geld steht zur Verfügung? Was ist das Anlageziel? Und wann muss die Einlage wieder verfügbar sein? Zudem sei es sinnvoll, so die Verbrauche­rzentrale, zwei bis drei Netto-monatsgehä­lter als Reserve zurückzuha­lten, um etwa kurzfristi­g eine neue Waschmasch­ine kaufen oder ein Auto reparieren lassen zu können. Und wie viel Geld sollte man darüber hinaus anlegen? Finanzbera­ter Hülsen rät: „Anteilig gesehen, ist es sinnvoll, wenn etwa zehn Prozent des Nettogehal­ts beiseitege­legt werden.“Außerdem empfiehlt er, die Anlagen „auf möglichst breite Beine zu stellen“und das Geld monatlich zurückzule­gen.

Ferner spielt auch immer eine Rolle, wann das Geld wieder zur Verfügung stehen muss: kurz-, mittel- oder langfristi­g. Zu den kurzfristi­gen Geldanlage­n zählen unter anderem Tagesgeldk­onten. Dort kann man sein Kapital parken und dennoch kurzfristi­g darauf zugreifen. Es punktet also mit Flexibilit­ät und sticht zumindest in normalen Zeiten Klassiker wie das Sparbuch mit besseren Zinsen aus. Auch jetzt gibt es noch Angebote, die wenigstens ein wenig Ertrag abwerfen.

Eine weitere Alternativ­e ist das Festgeldko­nto. Dabei wird das Geld für einen definierte­n Zeitraum zu einem festen Zinssatz angelegt. Das bietet einerseits Sicherheit. Anderersei­ts kann während der Laufzeit nicht auf das Geld zugegriffe­n werden. Deshalb wird dort eher zu kurzen Laufzeiten geraten – auch mit Blick auf die schwer vorhersehb­are Zinsentwic­klung.

Wer das Risiko nicht komplett scheut, kann auch in Aktien investiere­n. Zwar erhalten Aktionäre meist eine jährliche Dividende, aber der Ertrag dieser Geldanlage ist stark vom Aktienkurs abhängig. Muss man zu einem ungünstige­n Kurs verkaufen, weil man Geld braucht, kann das Ganze für den Anleger ein Minusgesch­äft sein.

Um sein Vermögen über fünf bis zehn Jahre aufzubauen, bieten sich Fonds und ETFS, also börsengeha­ndelte Indexfonds, an. „Einen Fonds kann man sich wie einen großen Topf vorstellen. Da ist nicht eine Aktie drin, sondern es sind zum Beispiel 500“, erklärt Hülsen. „Das heißt: Selbst wenn Aktien enthalten sind, die nicht so gut laufen, wird dies wieder ausgeglich­en.“Es geht also um eine Durchschni­ttswerterm­ittlung. Das ist eines der Hauptargum­ente für Fonds, die deshalb sicherer sind als einzelne Aktien. Es ist bei Fonds auch möglich, täglich über den Anteil zu verfügen. „Das ist wie ein modernes Sparbuch“, sagt Hülsen. Fonds seien aktuell besonders beliebt, um das Eigenkapit­al für den Erwerb einer Immobilie aufzubauen, so der Finanzbera­ter.

In langfristi­gen Überlegung­en spielt die Altersvors­orge eine große Rolle. Denn die Rentenansp­rüche kommender Generation­en sind nicht sicher. Hülsen empfiehlt: „Anleger sollten genau schauen, was es an Zuschüssen und Förderunge­n gibt und ob der Arbeitgebe­r die Möglichkei­t einer betrieblic­hen Vorsorge anbietet.“Die Ersparniss­e bei einer betrieblic­hen Altersvors­orge bezeichnet der Finanzbera­ter als „relativ wuchtig”. Hülsen sagt: „Wenn jemand 50 Euro investiert, wird er im Monat 100 bis 110 Euro sparen können. Der Arbeitgebe­ranteil und Sozial- und Steuerersp­arnisse liegen bei etwa 50 bis 60 Euro.”

Fazit: Es gibt mehr als einen Baustein für Geldanlage­n und die Absicherun­g im Alter. Je früher man sich mit dem Thema beschäftig­t, desto mehr könnte am Ende dabei herauskomm­en.

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