Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Neue Baumart soll Klimawandel trotzen
In den vergangenen Jahren ist zu wenig Regen gefallen und der Grundwasserpegel gesunken. Darunter leiden die Bäume. Deshalb probiert die Stadt Xanten aus, ob der Kiri mit den Bedingungen besser zurechtkommt.
XANTEN Nach mehreren trockenen Jahren testet die Stadt Xanten eine neue Baumart im Kurpark, die mit den Folgen des Klimawandels besser zurechtkommen soll. Der Dienstleistungsbetrieb (DBX) hat drei junge Kiribäume gepflanzt, auch Paulownia oder Blauglockenbäume genannt. Sie wachsen sehr schnell und haben tiefere Wurzeln als andere Bäume, sodass sie sich auch noch mit Grundwasser versorgen können, wenn es nach einem Dürresommer gesunken ist. Außerdem bilden sie große Blätter und nehmen darüber viel Kohlendioxid auf. Allerdings stammt der Kiri nicht aus Europa, sondern aus Asien. Deshalb will der DBX erst einmal schauen, ob er im Kurpark gut wächst, aber keine einheimischen Baumarten verdrängt.
Die drei jungen Kiris sind zwischen dem Klever Tor und der Siegfriedstraße im Kurpark gepflanzt worden. Noch tragen sie weder Blätter noch Blüten. Ihre Stämme und die wenigen Äste sind noch nackt. Aber die Bäume wachsen sehr schnell, es können mehrere Meter im Jahr sein, und bald, in einigen Jahren, werden sie blühen und wie blaue Glocken aussehen – daher kommt ihr Name in Deutschland. Durch ihr Aussehen werde auch der Kurpark aufgewertet, sagt Dbx-mitarbeiter Christian Schmitz, der für die öffentlichen Grünanlagen zuständig ist. Die neuen Bäume wachsen auf einer Rasenfläche, direkt neben dem Rundweg und gegenüber von Parkbänken. Weitere Bäume wie Eichen, Ahorn und Kirschen stehen in der Nähe. „Es ist ein toller Platz.“Und das soll er bleiben, selbst wenn auch die nächsten Sommer trocken werden.
Auch in Xanten machen sich die Folgen des Klimawandels bemerkbar. In den vergangenen Jahren fiel zu wenig Regen, und wegen der anhaltenden Trockenheit gingen in einigen Regionen die Grundwasserstände deutlich zurück. Manchen Bäumen fehlt dadurch Wasser, gerade im Sommer. Vom DBX wird dann oft verlangt, dass er die Bäume gießen solle. Das sei aber nicht möglich, bei etwa 13.000 Bäumen im Stadtgebiet, erklärt Schmitz. Es bringe bei den großen Bäumen auch nichts, das hätten sie schon ausprobiert. „Es funktioniert nicht.“
An der Viktorstraße sei ein Baum einen Tag lang durchgehend gegossen worden. Dann habe der DBX gemessen, wie tief das Wasser im Boden versickert und ob es bis an die Wurzeln herangekommen sei, so Schmitz. Es seien gerade einmal die oberen 20 bis 30 Zentimeter der Erde feucht gewesen, weil sich das Wasser vor allem in der Breite verteilt habe. „Es dringt nicht tief genug in den Boden ein.“Wenn aber von oben kein Wasser kommt und gleichzeitig das Grundwasser zurückgeht, bekommen die Bäume zu wenig oder gar kein Wasser – es sei denn, ihre Wurzeln reichen tief genug. Deshalb nun der Versuch mit den Kiri.
Es sind drei von 74 Bäumen, die der DBX in diesen Monaten im gesamten Stadtgebiet pflanzt. Dabei nimmt er vor allem die Sorten Linde, Ahorn und Amber, es wurden aber auch zwei Mammutbäume gesetzt. 64 stehen schon, zehn kommen noch dazu. Es sind vor allem sogenannte Ersatzpflanzungen. Sie werden also gepflanzt, weil vorher andere Bäume entnommen werden mussten, meistens weil ihnen Trockenheit, Schädlinge, Krankheiten oder Pilze zugesetzt hatten, sie krank geworden, teilweise oder ganz abgestorben waren und umzufallen drohten. 30 Bäume wurden deshalb in den vergangenen Monaten gefällt, einige auch aus anderen Gründen.
Im Durchschnitt wurden also zwei neue Bäume für einen gefällten gepflanzt. Zum Beispiel in Marien
baum, wo neun Bäume für die Bauarbeiten an der B57 gefällt werden mussten – dafür kamen nachher 18 neue Linden dorthin, um die Allee wieder zu vervollständigen. Manchmal werden auch mehr Bäume gepflanzt als gefällt, etwa am Westwall: Dort, wo die Kiris jetzt stehen, wurden noch zwei Amberbäume gepflanzt. Alle fünf ersetzen eine Kirsche, die gefällt wurde, weil sie von einem Pilz befallen war und sich im Stamm Fäulnis ausgebreitet hatte.