Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Neue Baumart soll Klimawande­l trotzen

In den vergangene­n Jahren ist zu wenig Regen gefallen und der Grundwasse­rpegel gesunken. Darunter leiden die Bäume. Deshalb probiert die Stadt Xanten aus, ob der Kiri mit den Bedingunge­n besser zurechtkom­mt.

- VON MARKUS WERNING

XANTEN Nach mehreren trockenen Jahren testet die Stadt Xanten eine neue Baumart im Kurpark, die mit den Folgen des Klimawande­ls besser zurechtkom­men soll. Der Dienstleis­tungsbetri­eb (DBX) hat drei junge Kiribäume gepflanzt, auch Paulownia oder Blauglocke­nbäume genannt. Sie wachsen sehr schnell und haben tiefere Wurzeln als andere Bäume, sodass sie sich auch noch mit Grundwasse­r versorgen können, wenn es nach einem Dürresomme­r gesunken ist. Außerdem bilden sie große Blätter und nehmen darüber viel Kohlendiox­id auf. Allerdings stammt der Kiri nicht aus Europa, sondern aus Asien. Deshalb will der DBX erst einmal schauen, ob er im Kurpark gut wächst, aber keine einheimisc­hen Baumarten verdrängt.

Die drei jungen Kiris sind zwischen dem Klever Tor und der Siegfrieds­traße im Kurpark gepflanzt worden. Noch tragen sie weder Blätter noch Blüten. Ihre Stämme und die wenigen Äste sind noch nackt. Aber die Bäume wachsen sehr schnell, es können mehrere Meter im Jahr sein, und bald, in einigen Jahren, werden sie blühen und wie blaue Glocken aussehen – daher kommt ihr Name in Deutschlan­d. Durch ihr Aussehen werde auch der Kurpark aufgewerte­t, sagt Dbx-mitarbeite­r Christian Schmitz, der für die öffentlich­en Grünanlage­n zuständig ist. Die neuen Bäume wachsen auf einer Rasenfläch­e, direkt neben dem Rundweg und gegenüber von Parkbänken. Weitere Bäume wie Eichen, Ahorn und Kirschen stehen in der Nähe. „Es ist ein toller Platz.“Und das soll er bleiben, selbst wenn auch die nächsten Sommer trocken werden.

Auch in Xanten machen sich die Folgen des Klimawande­ls bemerkbar. In den vergangene­n Jahren fiel zu wenig Regen, und wegen der anhaltende­n Trockenhei­t gingen in einigen Regionen die Grundwasse­rstände deutlich zurück. Manchen Bäumen fehlt dadurch Wasser, gerade im Sommer. Vom DBX wird dann oft verlangt, dass er die Bäume gießen solle. Das sei aber nicht möglich, bei etwa 13.000 Bäumen im Stadtgebie­t, erklärt Schmitz. Es bringe bei den großen Bäumen auch nichts, das hätten sie schon ausprobier­t. „Es funktionie­rt nicht.“

An der Viktorstra­ße sei ein Baum einen Tag lang durchgehen­d gegossen worden. Dann habe der DBX gemessen, wie tief das Wasser im Boden versickert und ob es bis an die Wurzeln herangekom­men sei, so Schmitz. Es seien gerade einmal die oberen 20 bis 30 Zentimeter der Erde feucht gewesen, weil sich das Wasser vor allem in der Breite verteilt habe. „Es dringt nicht tief genug in den Boden ein.“Wenn aber von oben kein Wasser kommt und gleichzeit­ig das Grundwasse­r zurückgeht, bekommen die Bäume zu wenig oder gar kein Wasser – es sei denn, ihre Wurzeln reichen tief genug. Deshalb nun der Versuch mit den Kiri.

Es sind drei von 74 Bäumen, die der DBX in diesen Monaten im gesamten Stadtgebie­t pflanzt. Dabei nimmt er vor allem die Sorten Linde, Ahorn und Amber, es wurden aber auch zwei Mammutbäum­e gesetzt. 64 stehen schon, zehn kommen noch dazu. Es sind vor allem sogenannte Ersatzpfla­nzungen. Sie werden also gepflanzt, weil vorher andere Bäume entnommen werden mussten, meistens weil ihnen Trockenhei­t, Schädlinge, Krankheite­n oder Pilze zugesetzt hatten, sie krank geworden, teilweise oder ganz abgestorbe­n waren und umzufallen drohten. 30 Bäume wurden deshalb in den vergangene­n Monaten gefällt, einige auch aus anderen Gründen.

Im Durchschni­tt wurden also zwei neue Bäume für einen gefällten gepflanzt. Zum Beispiel in Marien

baum, wo neun Bäume für die Bauarbeite­n an der B57 gefällt werden mussten – dafür kamen nachher 18 neue Linden dorthin, um die Allee wieder zu vervollstä­ndigen. Manchmal werden auch mehr Bäume gepflanzt als gefällt, etwa am Westwall: Dort, wo die Kiris jetzt stehen, wurden noch zwei Amberbäume gepflanzt. Alle fünf ersetzen eine Kirsche, die gefällt wurde, weil sie von einem Pilz befallen war und sich im Stamm Fäulnis ausgebreit­et hatte.

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RP-FOTOS: RANDOLF VASTMANS In der Nähe des Klever Tores hat der DBX drei Kiribäume gepflanzt. Es sind die ersten auf städtische­n Grundstück­en.
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Christian Schmitz vom DBX stellte die Kiribäume in einem Pressegesp­räch vor.
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Die weiße Farbe soll vor einem Austrockne­n schützen.

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