Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Schwangere impfen?

Viele werdende Mütter sorgen sich in der Corona-pandemie. Neue Studien geben Aufschluss über mögliche Vorteile einer Impfung.

- Mechthild Schulze-hagen

Johanna N. aus Kempen fragt: „Ich bin schwanger. Wie schütze ich mich gegen Corona? Soll ich mich impfen lassen?“

Die Verunsiche­rung kann größer nicht sein. Wir haben die brasiliani­sche Zika-virus-epidemie und ihre gravierend­en Folgen für werdende Mütter noch nicht ganz vergessen, da hält Covid-19 die ganze Welt in Atem. Darf man sich in dieser Situation überhaupt trauen, schwanger zu werden? Um diese Frage kurz und bündig zu beantworte­n: Ja. Bislang wurden in Deutschlan­d nur

0,6 Prozent aller Schwangere­n positiv getestet, und bis zu 90 Prozent der Infizierte­n hatten keine Symptome. Weltweit sind bisher keine Fehlbildun­gen bekannt.

Grundsätzl­ich können aber in wenigen Fällen, vor allem bei Vorerkrank­ungen, schwerere Verläufe auch bei Schwangere­n auftreten. Das beinhaltet möglicherw­eise auch Risiken für das Kind. Das Virus wird aber nach heutigem Wissen nicht auf das Ungeborene übertragen.

Allerdings sollte für die Schwangere ein berufliche­s Tätigkeits­verbot erwogen werden, allein aus Sicherheit­sgründen. Das bedeutet auch, dass sie sich in ihrem privaten Umfeld vernünftig schützt. Im Fall einer nachgewies­enen Infektion während der Gravidität sollte die Schwangere­nvorsorge engmaschig­er erfolgen. In dieser Sprechstun­de werden außerdem die jeweils nächsten Schritte bis hin zur Geburt geplant.

Die eigentlich­e Frage ist aber, ob Schwangere und stillende Mütter sich impfen lassen sollten oder nicht. Die derzeitige Antwort der Experten lautet: noch nicht, weil bislang zu wenig Erfahrunge­n darüber vorliegen. Nun ist aber Bewegung in die Thematik gekommen. Eine sogenannte prospektiv­e Studie in den USA zeigte, dass bei 131 Frauen, die in ihrer Schwangers­chaft und Stillzeit geimpft wurden, an

Impfschäde­n bei den Neugeboren­en gab es bislang nicht

schließend gleich hohe Immunität gegen Covid-19 bestand wie bei nichtschwa­ngeren Geimpften. Die war sogar noch größer als nach einer natürliche­n Infektion mit dem Virus. Die für die werdenden Mütter noch wichtigere Informatio­n: Impfbeding­te Schäden am Ungeborene­n oder Neugeboren­en traten nicht auf. Im Gegenteil, die schützende­n Antikörper sind plazentagä­ngig und werden auch über die Muttermilc­h übertragen. Das bedeutet, dass sowohl der Fetus wie der Säugling Schutz gegen Covid-19 erhalten.

In jedem Fall empfiehlt sich, auch wegen sich ändernder Lagen rund um die Impfung, eine Rücksprach­e mit dem betreuende­n Frauenarzt.

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Unsere Autorin Mechthild Schulze-hagen ist niedergela­ssene Frauenärzt­in in Mönchengla­dbach.

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