Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Hajo Sommers tritt für „Die Partei“an

Politik ist zu wichtig, um auf Satire zu verzichten, sagt der Bundestags­kandidat.

- VON DIRK HEIN

DINSLAKEN/OBERHAUSEN Hajo Sommers kandidiert für die Satirepart­ei „Partei“für den Bundestag. „Die Partei hat mich gefragt, und ich habe nach einer Bedenkzeit Ja gesagt“, blickt er zurück. Am Samstag stimmten die Verbände von Dinslaken und Oberhausen bei einer virtuellen Versammlun­g ab. Die Wahl fiel einstimmig auf den Rwo-präsidente­n und Chef der Kleinkunst­bühne Ebertbad. Das Ergebnis muss von den Parteianhä­ngern noch offiziell bestätigen werden. Dies gilt aber als Formsache. Außerdem muss Sommers noch 200 Unterstütz­er-unterschri­ften sammeln, um bei der Bundestags­wahl antreten zu dürfen.

Die Partei, die sich selbst in Großbuchst­aben schreibt, welche wiederum für „Partei für Arbeit, Rechtsstaa­t, Tierschutz, Elitenförd­erung und basisdemok­ratische Initiative“stehen, wurde 2004 von Redakteure­n des Satire-magazins Titanic gegründet. Ihr Bundesvors­itzender Martin Sonneborn arbeitete als Chefredakt­eur und Mitherausg­eber. Heute sitzt er im europäisch­en Parlament. Kritischen Stimmen, dass Satire-politik der Gesellscha­ft eher schaden und alle Politiker unter Generalver­dacht der Unfähigkei­t stellen könnte, hält Sommers entgegen: „Politik ist viel zu wichtig, um auf Satire verzichten zu können.“Inhaltlich gehe es für Sommers bei der „Partei“in die richtige Richtung. Gegen Rechts. Gegen die AFD. Jenseits von Lobbyismus und dem dicken Porsche. Sommers ist in Oberhausen Partei-mitglied, sitzt aber nicht im Vorstand. Ein Wahlprogra­mm? „Ganz klar. Ich möchte Kultur in beiden Städten fördern. Und mich für den Sport stark machen.“

Dass Künstler in der Satire-partei das Ruder übernehmen, ist nicht neu. 2017 trat Kabarett-kollege Serdar Somuncu als Spitzenkan­didat bei der Bundestags­wahl an und erreichte als Direktkand­idat in Berlin-friedrichs­hain, Kreuzberg und Prenzlauer Berg gut sieben Prozent der Erststimme­n.

Sommers ist als Präsident von Fußball-regionalli­gist Rot-weiß Oberhausen und Chef des Kleinkunst­theaters Ebertbad selbst für spektakulä­re Aktionen bekannt. In der Theaterpro­duktion „Ganz oder gar nicht – Ladies Night“mimte Sommers den Stripper. Zuletzt berichtete er im Tv-talk der Sportschau ungeschmin­kt über die finanziell­en Nöte unterklass­iger Fußball-vereine während der Corona-pandemie und rührige Sammelakti­onen der Fans.

Bei der Oberbürger­meisterwah­l 2015 machte sich der Kulturscha­ffende für den Spd-kandidaten Apostolos Tsalastras stark. Eine eigene Nähe zu den Genossen sieht er aber nicht. „Das habe ich damals für Posto gemacht.“Nun tritt er gegen Spd-kandidat Dirk Vöpel an.

2017 holte „Die Partei“im Bund ein Prozent der Zweitstimm­en und war damit noch weit weg von der Fünf-prozent-hürde, über die sie hätte setzen müssen, um ins Parlament einzuziehe­n. Hajo Sommers sagt: „Wäre keine Pandemie, würde ich auf der Marktstraß­e Bierstände aufstellen – so hat man früher Wahlen gewonnen.“

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H.BAHN/RWO Hajo Sommers will in den Bundestag.

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