Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Es dürfen quasi alle kommen“
Den Kitas in Duisburg sind die Corona-maßnahmen nicht streng genug, Unterstützung bekommen sie nun von Verdi. Wenig Hoffnung gibt es derweil darauf, dass die „Lolli-tests“auch in Duisburg verfügbar sein werden.
Wie testet man eigentlich ein drei Jahre altes Kind auf Corona? Nun, in Duisburg und vielen weiteren Städten im Land derzeit nicht anders als einen Erwachsenen auch – Stäbchen in die Nase, Probe aufs Testkit tropfen und 15 Minuten warten. Doch es könnte auch einfacher gehen, wie erste Versuche in Köln und Mönchengladbach zeigen. Mit sogenannten „Lolli-tests“werden dort ganze Gruppen von Kindern gleichzeitig getestet, die einige Sekunden an einem Abstrichtupfer lutschen.
Ob solche Tests in Zukunft auch in Duisburg eingesetzt werden, ist unklar. Nrw-familienminister Joachim Stamp (FDP) teilt auf Anfrage mit: „Auch den landesweiten Einsatz der Pcr-lolli-tests prüfen wir und stehen mit den Pilotprojekten und dem Schulministerium in engem Austausch.“Allerdings würden solche Pcr-tests so hohe Laborkapazitäten und Transporte bedürfen, dass diese wahrscheinlich nicht flächendeckend in der Kindertagesbetreuung eingesetzt werden können.
Mancherorts wäre man froh, man hätte überhaupt Tests zur Verfügung. Nur drei von 13 Kitas des Evangelischen Bildungswerks in Duisburg wurden bislang beliefert. Doch auch in diesen drei Fällen reichte die Anzahl nicht immer aus. „Wir haben für 45 Kinder und zehn Mitarbeitende insgesamt nur 40 Tests erhalten“, sagt Monika Sens, Leiterin der evangelischen Kita in Rahm. Laut Familienministerium kam es zu Lieferproblemen. Vergangene Woche hat Sens sich deshalb mit den Leiterinnen der zwölf andern Kitas im Bildungswerk zusammengeschlossen und einen offenen Brief an Minister Stamp geschickt (die RP berichtete). Sie fordern: Entweder ausreichende
Schnelltests oder einen echten Notbetrieb. Den gibt es aktuell nämlich nicht.
Täglich hat Sens fast die Hälfte der 45 Kinder im Haus. „Es dürfen quasi alle kommen“, sagt sie. „Wir hatten hier in den vergangenen Monaten keinen einzigen Tag, an dem kein Kind da war.“Zwar gilt offiziell ein Notbetrieb in den Kitas, theoretisch haben aber alle berufstätigen Eltern Anspruch auf eine Betreuung, solange sie diese nicht zu Hause organisieren können. Im Frühjahr 2020 waren teilweise nur
Eltern berechtigt, die in der kritischen Infrastruktur arbeiten, also etwa bei der Polizei, im Krankenhaus oder im Supermarkt. In dem Brief an Stamp heißt es: „Es ist nicht so, dass wir die Kinder nicht hier haben möchten. Auch wir wünschen uns Normalität! Aber die wird nicht kommen, wenn so leichtfertig mit den Kontaktbeschränkungen umgegangen wird.“
Unterdessen fordert auch die Gewerkschaft Verdi schärfere Regeln. „Die von Nrw-familienminister Stamp auf Grundlage der ,Bundesnotbremse’-regeln festgelegten Regelungen für die Kitas im Land, sind aus Sicht der Beschäftigten und der Gewerkschaft Verdi unzureichend und Augenwischerei“, teilte Verdi Duisburg/niederrhein am Montag mit. Dann gäbe es wohl noch mehr Streit um die Kita-gebühren. Sarah Philipp, parlamentarische Geschäfstführerin der SPD im Landtag, kritisierte die Landesregierung, wonach offenbar nur eine teilweise Erstattung der Kosten für die Eltern geplant ist: „CDU und FDP wollen lediglich für maximal zwei weitere
Monate die Hälfte der Kosten übernehmen. Für alles weitere sollen Familien und Kommunen ins Risiko gehen. Das geht so nicht.“
Sorgen macht den Kita-leiterinnen auch das Thema Impfen. Bislang seien noch nicht alle Mitarbeiter in den Einrichtungen geimpft worden, sagt Sens. Laut Stadt haben bislang 1971 Mitarbeiter in den Duisburger Kitas die Erstimpfung erhalten. Das entspricht in etwa mehr als der Hälfte des Personals. Stand Sonntag gab es an Duisburger Kitas 16 aktive Corona-fälle.