Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Es dürfen quasi alle kommen“

Den Kitas in Duisburg sind die Corona-maßnahmen nicht streng genug, Unterstütz­ung bekommen sie nun von Verdi. Wenig Hoffnung gibt es derweil darauf, dass die „Lolli-tests“auch in Duisburg verfügbar sein werden.

- VON ALEXANDER TRIESCH

Wie testet man eigentlich ein drei Jahre altes Kind auf Corona? Nun, in Duisburg und vielen weiteren Städten im Land derzeit nicht anders als einen Erwachsene­n auch – Stäbchen in die Nase, Probe aufs Testkit tropfen und 15 Minuten warten. Doch es könnte auch einfacher gehen, wie erste Versuche in Köln und Mönchengla­dbach zeigen. Mit sogenannte­n „Lolli-tests“werden dort ganze Gruppen von Kindern gleichzeit­ig getestet, die einige Sekunden an einem Abstrichtu­pfer lutschen.

Ob solche Tests in Zukunft auch in Duisburg eingesetzt werden, ist unklar. Nrw-familienmi­nister Joachim Stamp (FDP) teilt auf Anfrage mit: „Auch den landesweit­en Einsatz der Pcr-lolli-tests prüfen wir und stehen mit den Pilotproje­kten und dem Schulminis­terium in engem Austausch.“Allerdings würden solche Pcr-tests so hohe Laborkapaz­itäten und Transporte bedürfen, dass diese wahrschein­lich nicht flächendec­kend in der Kindertage­sbetreuung eingesetzt werden können.

Mancherort­s wäre man froh, man hätte überhaupt Tests zur Verfügung. Nur drei von 13 Kitas des Evangelisc­hen Bildungswe­rks in Duisburg wurden bislang beliefert. Doch auch in diesen drei Fällen reichte die Anzahl nicht immer aus. „Wir haben für 45 Kinder und zehn Mitarbeite­nde insgesamt nur 40 Tests erhalten“, sagt Monika Sens, Leiterin der evangelisc­hen Kita in Rahm. Laut Familienmi­nisterium kam es zu Lieferprob­lemen. Vergangene Woche hat Sens sich deshalb mit den Leiterinne­n der zwölf andern Kitas im Bildungswe­rk zusammenge­schlossen und einen offenen Brief an Minister Stamp geschickt (die RP berichtete). Sie fordern: Entweder ausreichen­de

Schnelltes­ts oder einen echten Notbetrieb. Den gibt es aktuell nämlich nicht.

Täglich hat Sens fast die Hälfte der 45 Kinder im Haus. „Es dürfen quasi alle kommen“, sagt sie. „Wir hatten hier in den vergangene­n Monaten keinen einzigen Tag, an dem kein Kind da war.“Zwar gilt offiziell ein Notbetrieb in den Kitas, theoretisc­h haben aber alle berufstäti­gen Eltern Anspruch auf eine Betreuung, solange sie diese nicht zu Hause organisier­en können. Im Frühjahr 2020 waren teilweise nur

Eltern berechtigt, die in der kritischen Infrastruk­tur arbeiten, also etwa bei der Polizei, im Krankenhau­s oder im Supermarkt. In dem Brief an Stamp heißt es: „Es ist nicht so, dass wir die Kinder nicht hier haben möchten. Auch wir wünschen uns Normalität! Aber die wird nicht kommen, wenn so leichtfert­ig mit den Kontaktbes­chränkunge­n umgegangen wird.“

Unterdesse­n fordert auch die Gewerkscha­ft Verdi schärfere Regeln. „Die von Nrw-familienmi­nister Stamp auf Grundlage der ,Bundesnotb­remse’-regeln festgelegt­en Regelungen für die Kitas im Land, sind aus Sicht der Beschäftig­ten und der Gewerkscha­ft Verdi unzureiche­nd und Augenwisch­erei“, teilte Verdi Duisburg/niederrhei­n am Montag mit. Dann gäbe es wohl noch mehr Streit um die Kita-gebühren. Sarah Philipp, parlamenta­rische Geschäfstf­ührerin der SPD im Landtag, kritisiert­e die Landesregi­erung, wonach offenbar nur eine teilweise Erstattung der Kosten für die Eltern geplant ist: „CDU und FDP wollen lediglich für maximal zwei weitere

Monate die Hälfte der Kosten übernehmen. Für alles weitere sollen Familien und Kommunen ins Risiko gehen. Das geht so nicht.“

Sorgen macht den Kita-leiterinne­n auch das Thema Impfen. Bislang seien noch nicht alle Mitarbeite­r in den Einrichtun­gen geimpft worden, sagt Sens. Laut Stadt haben bislang 1971 Mitarbeite­r in den Duisburger Kitas die Erstimpfun­g erhalten. Das entspricht in etwa mehr als der Hälfte des Personals. Stand Sonntag gab es an Duisburger Kitas 16 aktive Corona-fälle.

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FOTO: CREI/ARCHIV Kita-leiterin Diana Walter ist eine der Unterzeich­nerinnen des offenen Briefs an Familienmi­nister Joachim Stamp.

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