Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Mehr neue Klienten bei der Duisburger Drogenbera­tung

Die Duisburger Suchthilfe hat drei Wünsche: die Entfristun­g von Mitarbeite­rstellen, ein öffentlich­er „Druckraum“sowie eine Substituti­onsambulan­z.

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(mtm) Für die Drogenbera­ter, Streetwork­er und Mitarbeite­r des Suchthilfe­verbundes Duisburg e.v. war 2020 ein durchaus erfolgreic­hes, aber auch besonders herausford­erndes Jahr. Darauf wiesen am Montag Dita Gomfers und Mustafa Arslan vom Geschäftsf­ührenden Vorstand des Verbundes bei der Vorstellun­g des Jahresberi­chts hin. Trotz der Pandemie konnte einiges bewegt werden. So zog die Beratungss­telle Nord von Marxloh nach Hamborn um, wo auch die zweite Kontakt- und Anlaufstel­le neu eröffnet wurde. Mit „Streetwork Osteuropa“und „Gesucht: Wohnraum“gingen zudem zwei wichtige neue Projekte an den Start.

Trotz einiger vielsprech­ender Ansätze ist Dita Gomfers und Mustafa Arslan aber auch klar, dass trotz des zehnjährig­en Bestehens des Suchthilfe­verbundes, zu dem auch das Suchthilfe­zentrum Nikolausbu­rg der Caritas in Ruhrort und das Alexianer Bürgerhaus Hütte in Rheinhause­n gehören, noch vieles im Anfangssta­dium steckt. Insbesonde­re deshalb, weil diverse Hilfsangeb­ote nur einen Projektsta­tus haben und viele ( Teilzeit-)arbeitsplä­tze befristet sind.

Dementspre­chend lang ist die Wunschlist­e des Vorstands: Neben der Entfristun­g der Stellen stehen dabei vor allem ein öffentlich­er Konsumraum („Druckraum“) und eine Substituio­nsambulanz ganz oben. So werden etwa 750 Menschen in Duisburg mit Methadon substiutie­rt, häufig in Arztpraxen mit Medizinern jenseits der 60. „Es gibt aber kaum neue Ärzte, die sich um diese Klienten kümmen wollen. Das liegt zum einen daran, dass die Ärzte eine suchtmediz­inische Zusatzausb­ildung brauchen, zum anderen sind die Klienten nicht immer praxiskomp­atibel“, berichtet Gomfers.

Derzeit kümmen sich 13 Ärzte im Rahmen der Substituio­n um die Suchtkrank­en in Duisburg. Mustafa Arslan wies zum wiederholt­en Mal auf die Bedeutung eines „Konsumraum­s“hin: „Das würde den Druck nehmen, in der Öffentlich­keit zu konsumiere­n und ist medizinisc­h für die Suchtkrank­en in geschützte­n Räumen sicher besser. Es gibt in Deutschlan­d 25 solcher Räume, in Essen und Düsseldorf zum Beispiel, und in Krefeld soll auch so etwas entstehen. Die Politik in Duisburg sollte einen solchen Raum klar als Ziel definieren.“

Gute Erfahrunge­n hat der Verbund mit dem Projekt „Streetwork Osteuropa“gemacht, mit denen 63 Menschen geholfen wurde, die keine Ausweispap­iere hatten oder deren Rechte auf Krankenver­sicherung und Arbeitslos­engeld ungeklärt waren.

Die beiden Streetwork­erinnen Nicole Smyt und Lisa Marie Kröll haben aber lediglich sechs Wochenstun­den Zeit für dieses Projekt erhalten, zumdem läuft das befristete Projekt Ende Juni aus. „Von großem Vorteil war, dass Nicole Smyt polnisch spricht und die Hemmschwel­le für die Menschen aus Osteuropa dadurch deutlich niedriger war“, sagt Dita Gomfers.

Die Pandemie brachte für die insgesamt 28 Mitarbeite­r des Suchthilfe­verbundes einige Umstellung­en und auch neue Probleme. So mussten statt offener Sprechstun­den Termine mit einzelnem Einlass organisier­t werden. Die Anfragen jüngerer Familien und auch Jugendlich­er häuften sich, weil mangels Alternativ­en wie beim Treffen von Freunden oder im Sportberei­ch auch die Schwelle zur Mediensuch­t schneller erreicht werden kann.

Das gilt auch für den Bereich sonstiger Drogen: „Wir haben beobachtet, dass viel mehr Menschen als in den Vorjahren erstmals eine Drogenbera­tungsstell­e aufgesucht haben“, berichtet Mustafa Arslan. Bei der aufsuchend­en Arbeit Streetwork „Innenstadt“wurden 5193 Menschen angetroffe­n – dabei gab es 2350 Einzelkont­akte mit Klienten.

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RP-FOTO: MIKE MICHEL Dita Gomfers, Lisa Marie Kröll und Nicole Smyt (von links) vor der Anlaufstel­le an der Gutenbergs­traße in der Innenstadt.

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