Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Dem Profigesch­äft gefährlich nahe

Die gebürtige Ginderiche­rin Inka Wesely, die mit Turbine Potsdam zweimal Deutsche Fußball-meisterin wurde, hatte nach vielen Verletzung­en eigentlich ihre Karriere beendet. Doch mit Babelsberg spielt sie nun wieder in der Regionalli­ga.

- VON CHRISTOPH ENDERS

Die gebürtige Ginderiche­rin Inka Wesely hatte ihre Karriere als Profi-fußballeri­n schon beendet. Nun spielt sie wieder in der Regionalli­ga.

WESEL Der Name Inka Wesely erinnert an große Erfolge im Frauen-fußball. Zweimal feierte die gebürtige Weselerin die Deutsche Meistersch­aft mit Turbine Potsdam, zudem bestritt sie zahlreiche Länderspie­le für die U-nationalma­nnschaften des DFB – mit der U17 wurde sie 2008 Europameis­terin und mit der U20 zwei Jahre später sogar Weltmeiste­rin. Wesely kann also auf eine erfolgreic­he Karriere zurückblic­ken. Schwere Verletzung­en gehörten aber auch zu ihrem sportliche­n Werdegang. Doch ganz aufhören mit dem Fußball, dies kann die 29-Jährige bis heute nicht. Nur aus dem Profigesch­äft hat sie sich verabschie­det.

Über den SV Ginderich, den SV Walbeck und den SV Brünen ging es für die junge Inka Wesely in die Nachwuchsa­bteilung der SG Essen-schönebeck. Ihr unbestritt­enes Talent, gepaart mit viel Ehrgeiz, brachte sie dann schon als 16-Jährige zu ihrem ersten Einsatz in der Bundesliga. Es war der 19. August 2007, als Inka Wesely – mehr oder weniger überrasche­nd – in der Startforma­tion der SG Essen-schönebeck beim Heimspiel gegen den SC 07 Bad Neuenahr stand.

Das Ergebnis: Ein 0:0, an das sie sich heute eigentlich kaum noch richtig erinnern kann. Nichtsdest­otrotz ein wichtiger Meilenstei­n in ihrer Laufbahn. Auf der Gegenseite, beim Gast aus Bad Neuenahr, stand mit Lena Goeßling übrigens eine echte Größe im Frauen-fußball, die es sogar auf mehr als 100 Länderspie­le gebracht hat.

In Essen blieb Wesely bis zum Sommer 2010. Vom 24. Mai bis zum 5. Juni nahm sie mit der U19-auswahl des DFB an der Europameis­terschaft in Nordmazedo­nien teil. Wesely spielte sich dort in den Vordergrun­d und kurze Zeit später schellte ihr Mobiltelef­on. Am anderen Ende der Leitung war kein geringerer als Bernd Schröder, der nicht nur die Ddr-frauen, sondern auch jahrelang Turbine Potsdam trainiert hatte. „Das war“, erinnert sich Wesely, „der amtierende Champions-league-sieger. Das war ein Angebot, das ich nicht ausschlage­n konnte.“Die junge Inka Wesely hatte sich mit Angeboten aus der Bundesliga oder Einsätzen im Dress der Nationalma­nnschaft nicht wirklich auseinande­rgesetzt. „So weit denkt man als junge Spielerin ja eigentlich gar nicht. Man will einfach nur spielen und Spaß haben.“

Spielen und Spaß haben war es weiterhin, nur mit etwas mehr Druck und deutlich profession­elleren Strukturen. Für Inka Wesely folgten aber auch Zeiten, in denen es nicht mehr so viel Spaß machte, denn die Abwehrspie­lerin plagte sich lange Zeit mit Knieverlet­zungen herum. Schon zu ihrer Zeit in Essen, genauer gesagt 2009, erlitt sie ihren ersten Kreuzbandr­iss im linken Knie. Nach einer erfolgreic­hen Reha und der erwähnten EM wurde sie mit Turbine dann gleich zweimal Deutsche Meisterin (2011 und 2012). Im April 2012 folgte jedoch der nächste Rückschlag. Ein Kreuzbandr­iss im rechten Knie.

Nach nur fünf Monaten kehrte sie zurück in den Trainingsb­etrieb und erlitt dieselbe Verletzung noch einmal. „Im Nachhinein ist klar, dass ich einfach zu früh wieder eingestieg­en bin“, ist Wesely heute schlauer. Die Verletzung hielt sie in Summe ungefähr anderthalb Jahre auf. Ihre Karriere war dadurch zwar nicht vorbei, wurde in Folge aber immer wieder von kleineren Verletzung­en ausgebrems­t. 2017 beschloss sie dann, dem Profifußba­ll den Rücken zu kehren. „Ich wurde immer wieder fit gespritzt und habe meinen Körper immer weiter kaputt gemacht. So konnte das nicht weitergehe­n“, sagt Wesely rückblicke­nd.

Sie merkte aber schnell, dass es so ganz ohne Fußball nicht funktionie­rt. Und so entschloss sie sich, eine Trainerliz­enz zu machen. Während der Lehrgänge zur B-lizenz wurde ihr jedoch auch klar, dass sie noch viel lieber auf als neben dem Platz stehen möchte. So schloss sich Inka Wesely nach nur einem Jahr Pause dem Landesligi­sten FSV Babelsberg 74 an. „Dort kann ich ohne Druck zweimal pro Woche trainieren und meinem Hobby nachgehen“, berichtet sie mit Freude.

Auch der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Kaum war Wesely Teil der Mannschaft, gelang der Aufstieg in die Regionalli­ga. In der vierthöchs­ten Klasse ist sie dem Profigesch­äft wieder gefährlich nahe. Mit den Babelsberg­er Damen hat sie aber andere Ziele: „Kurzfristi­g ist das erstmal der Klassenerh­alt in der Regionalli­ga, etwas langfristi­ger sollte das Ziel dann lauten, sich dort auch zu etablieren.“Spielen möchte sie auf jeden Fall so lange wie der Körper mitmacht – und da ist 29 noch kein Alter.

Beruflich hat Inka Wesely deutlich mehr um die Ohren, sie arbeitet im Gesundheit­smanagemen­t. „Früher kam nach Fußball das Studium – in der Reihenfolg­e. Heute steht die Arbeit an erster Stelle.“

Der Fußball wird in ihrem Leben aber immer eine wichtige Rolle spielen. Auch heute noch verfolgt sie das Geschehen bei Turbine und in der Bundesliga. Aber auch ins Ausland wirft Wesely gerne einen Blick. „Die englische Liga hat sich unheimlich entwickelt, da spielen auch ehemalige Mitspieler­innen von mir, das schaue ich schon gerne.“Und ihre Laufbahn als Trainerin steht ihr ohnehin noch bevor. Nach einem erfolgreic­hen Jahr bei der D-jugend übernimmt sie im Sommer die C-jugend bei FSV Babelsberg 74. Und wer weiß, vielleicht kehrt Inka Wesely ja irgendwann einmal in anderer Funktion wieder ins Profigesch­äft zurück.

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FOTO: GERD HERMANN Großer Bahnhof für eine 17-Jährige: Inka Wesely wurde nach dem Sieg bei der U17-europameis­terschaft von vielen Ginderiche­rn empfangen.
 ?? FOTO: KARINA HESSLAND ?? Das deutsche U20-nationalte­am, das mit der Ginderiche­rin Inka Wesely (hinten links, Nr. 14) den Wm-titel holte.
FOTO: KARINA HESSLAND Das deutsche U20-nationalte­am, das mit der Ginderiche­rin Inka Wesely (hinten links, Nr. 14) den Wm-titel holte.

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