Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Dem Profigeschäft gefährlich nahe
Die gebürtige Gindericherin Inka Wesely, die mit Turbine Potsdam zweimal Deutsche Fußball-meisterin wurde, hatte nach vielen Verletzungen eigentlich ihre Karriere beendet. Doch mit Babelsberg spielt sie nun wieder in der Regionalliga.
Die gebürtige Gindericherin Inka Wesely hatte ihre Karriere als Profi-fußballerin schon beendet. Nun spielt sie wieder in der Regionalliga.
WESEL Der Name Inka Wesely erinnert an große Erfolge im Frauen-fußball. Zweimal feierte die gebürtige Weselerin die Deutsche Meisterschaft mit Turbine Potsdam, zudem bestritt sie zahlreiche Länderspiele für die U-nationalmannschaften des DFB – mit der U17 wurde sie 2008 Europameisterin und mit der U20 zwei Jahre später sogar Weltmeisterin. Wesely kann also auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Schwere Verletzungen gehörten aber auch zu ihrem sportlichen Werdegang. Doch ganz aufhören mit dem Fußball, dies kann die 29-Jährige bis heute nicht. Nur aus dem Profigeschäft hat sie sich verabschiedet.
Über den SV Ginderich, den SV Walbeck und den SV Brünen ging es für die junge Inka Wesely in die Nachwuchsabteilung der SG Essen-schönebeck. Ihr unbestrittenes Talent, gepaart mit viel Ehrgeiz, brachte sie dann schon als 16-Jährige zu ihrem ersten Einsatz in der Bundesliga. Es war der 19. August 2007, als Inka Wesely – mehr oder weniger überraschend – in der Startformation der SG Essen-schönebeck beim Heimspiel gegen den SC 07 Bad Neuenahr stand.
Das Ergebnis: Ein 0:0, an das sie sich heute eigentlich kaum noch richtig erinnern kann. Nichtsdestotrotz ein wichtiger Meilenstein in ihrer Laufbahn. Auf der Gegenseite, beim Gast aus Bad Neuenahr, stand mit Lena Goeßling übrigens eine echte Größe im Frauen-fußball, die es sogar auf mehr als 100 Länderspiele gebracht hat.
In Essen blieb Wesely bis zum Sommer 2010. Vom 24. Mai bis zum 5. Juni nahm sie mit der U19-auswahl des DFB an der Europameisterschaft in Nordmazedonien teil. Wesely spielte sich dort in den Vordergrund und kurze Zeit später schellte ihr Mobiltelefon. Am anderen Ende der Leitung war kein geringerer als Bernd Schröder, der nicht nur die Ddr-frauen, sondern auch jahrelang Turbine Potsdam trainiert hatte. „Das war“, erinnert sich Wesely, „der amtierende Champions-league-sieger. Das war ein Angebot, das ich nicht ausschlagen konnte.“Die junge Inka Wesely hatte sich mit Angeboten aus der Bundesliga oder Einsätzen im Dress der Nationalmannschaft nicht wirklich auseinandergesetzt. „So weit denkt man als junge Spielerin ja eigentlich gar nicht. Man will einfach nur spielen und Spaß haben.“
Spielen und Spaß haben war es weiterhin, nur mit etwas mehr Druck und deutlich professionelleren Strukturen. Für Inka Wesely folgten aber auch Zeiten, in denen es nicht mehr so viel Spaß machte, denn die Abwehrspielerin plagte sich lange Zeit mit Knieverletzungen herum. Schon zu ihrer Zeit in Essen, genauer gesagt 2009, erlitt sie ihren ersten Kreuzbandriss im linken Knie. Nach einer erfolgreichen Reha und der erwähnten EM wurde sie mit Turbine dann gleich zweimal Deutsche Meisterin (2011 und 2012). Im April 2012 folgte jedoch der nächste Rückschlag. Ein Kreuzbandriss im rechten Knie.
Nach nur fünf Monaten kehrte sie zurück in den Trainingsbetrieb und erlitt dieselbe Verletzung noch einmal. „Im Nachhinein ist klar, dass ich einfach zu früh wieder eingestiegen bin“, ist Wesely heute schlauer. Die Verletzung hielt sie in Summe ungefähr anderthalb Jahre auf. Ihre Karriere war dadurch zwar nicht vorbei, wurde in Folge aber immer wieder von kleineren Verletzungen ausgebremst. 2017 beschloss sie dann, dem Profifußball den Rücken zu kehren. „Ich wurde immer wieder fit gespritzt und habe meinen Körper immer weiter kaputt gemacht. So konnte das nicht weitergehen“, sagt Wesely rückblickend.
Sie merkte aber schnell, dass es so ganz ohne Fußball nicht funktioniert. Und so entschloss sie sich, eine Trainerlizenz zu machen. Während der Lehrgänge zur B-lizenz wurde ihr jedoch auch klar, dass sie noch viel lieber auf als neben dem Platz stehen möchte. So schloss sich Inka Wesely nach nur einem Jahr Pause dem Landesligisten FSV Babelsberg 74 an. „Dort kann ich ohne Druck zweimal pro Woche trainieren und meinem Hobby nachgehen“, berichtet sie mit Freude.
Auch der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Kaum war Wesely Teil der Mannschaft, gelang der Aufstieg in die Regionalliga. In der vierthöchsten Klasse ist sie dem Profigeschäft wieder gefährlich nahe. Mit den Babelsberger Damen hat sie aber andere Ziele: „Kurzfristig ist das erstmal der Klassenerhalt in der Regionalliga, etwas langfristiger sollte das Ziel dann lauten, sich dort auch zu etablieren.“Spielen möchte sie auf jeden Fall so lange wie der Körper mitmacht – und da ist 29 noch kein Alter.
Beruflich hat Inka Wesely deutlich mehr um die Ohren, sie arbeitet im Gesundheitsmanagement. „Früher kam nach Fußball das Studium – in der Reihenfolge. Heute steht die Arbeit an erster Stelle.“
Der Fußball wird in ihrem Leben aber immer eine wichtige Rolle spielen. Auch heute noch verfolgt sie das Geschehen bei Turbine und in der Bundesliga. Aber auch ins Ausland wirft Wesely gerne einen Blick. „Die englische Liga hat sich unheimlich entwickelt, da spielen auch ehemalige Mitspielerinnen von mir, das schaue ich schon gerne.“Und ihre Laufbahn als Trainerin steht ihr ohnehin noch bevor. Nach einem erfolgreichen Jahr bei der D-jugend übernimmt sie im Sommer die C-jugend bei FSV Babelsberg 74. Und wer weiß, vielleicht kehrt Inka Wesely ja irgendwann einmal in anderer Funktion wieder ins Profigeschäft zurück.