Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Duisburg will in Hotspots zuerst impfen

In einem Brief an Nrw-gesundheit­sminister Laumann fordert Duisburgs Krisenstab­sleiter Martin Murrack, Hotspots und Beschäftig­te im Einzelhand­el beim Impfen vorzuziehe­n. Köln hat damit bereits begonnen.

- VON MIKE MICHEL

Bruckhause­n war zuletzt das Schlusslic­ht. Mit einer Inzidenz von 518,1 war der Ortsteil im Duisburger Norden Spitzenrei­ter bei den Neuinfekti­onen. Bissinghei­m hatte mit einem Infektions­fall und einer Inzidenz von 31,9 die niedrigste­n Zahlen aller 36 Duisburger Stadtteile.

Es gibt also noch Handlungsb­edarf. Bei weiter sinkenden Zahlen macht der Stadt die ungleiche Verteilung weiter Sorgen. „Als nachgeordn­ete Behörde sind wir an die Erlasse in Sachen „Impfpriori­sierung“gebunden“, hatte die Stadt noch in der vergangene­n Woche auf Anfrage der Redaktion erklärt. Die aktuelle Erlasslage sehe keine Impfung von besonders betroffene­n Stadtteile­n vor, hieß es.

Das will die Stadt nun offenbar ändern. Derzeit ist Martin Murrack Stadtdirek­tor, Feuerwehrd­ezernent und Krisenstab­sleiter in Personalun­ion. In dieser Eigenschaf­t schrieb er bereits am 30. April einen Brief an das Landesmini­sterium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Düsseldorf. Dass die Infektions­zahlen in sozial benachteil­igten Stadtteile­n höher ist, hat verschiede­ne Gründe: Hier arbeitet niemand im Homeoffice, hier ist man auf Bus und Bahn angewiesen und lebt häufig in beengten Wohnverhäl­tnissen.

Hintergrun­d ist dabei, dass zurzeit mehr Impfstoffe in Duisburg verfügbar wären als sie verimpft werden könnten. Die priorisier­ten Altersgrup­pen der Über-70-jährigen beziehungs­weise noch Älteren würden die Termine „nicht in ausreichen­der Anzahl“über die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein buchen, heißt es in dem Brief an Minister Karl-josef Laumann. „Auch die Sondergrup­pen nach den Prioritäte­n 1 und 2 wurden bereits mit Impfangebo­ten versorgt, hier ist ebenfalls die Auslastung mittlerwei­le viel geringer als das mögliche Angebot. Dies seien insbesonde­re chronisch Kranke, priorisier­te Berufsgrup­pen und auch Kontakt- und Pflegepers­onen. Nach der Öffnung durch einen entspreche­nden Erlass wurden auch Polizei, Feuerwehr, Katastroph­enschutz und weiterführ­ende Schulen in die Restdosenv­erimpfung aufgenomme­n.

Die Konsequenz: Da andere Personengr­uppen nicht einfach außer

der Reihe ein Vakzin verabreich­t bekommen dürfen, kann die Stadt die vom Gesundheit­sministeri­um zugewiesen­en Impfstoffe gar nicht mehr in voller Höhe abrufen. Seit dieser Woche, so heißt es in Murracks Brief, würden die priorisier­ten Altersgrup­pen nur noch rund 50 Prozent der möglichen Termine buchen.

Deshalb will die Stadt nun weitere Gruppen für bevorzugte Impfungen hinzunehme­n. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Um die vorhan

denen Impfstoffe und Kontingent­e für die Stadt Duisburg adäquat nutzen zu können, bitten wir Sie um die Möglichkei­t, planmäßig die Personengr­uppe des Einzelhand­els und Bürger in Hotspots mit besonderen Wohnsituat­ionen und hohen Inzidenzwe­rten impfen zu dürfen.“Neben den Hotspots sollen also auch Verkäuferi­nnen davon profitiere­n, die zum Beispiel an der Kasse sitzen und den ganzen Tag zwangsläuf­ig Kontakt zu vielen Menschen haben müssen. Diese Vorgehensw­eise, so die Stadt, hätte einen „nachhaltig­en Effekt auf die zurzeit sinkende Gesamtinzi­denz und würde zu einem schnellere­n Erreichen der Herdenimmu­nität beitragen, da keine Impfdosen mehr liegen bleiben würden“. Die Stadt Duisburg würde sich sehr freuen, „wenn dieser pragmatisc­he Lösungsweg von ihnen mitgegange­n werden würde“. In Köln hatte das Land zusätzlich­e 1000 Impfdosen von Moderna für die Aktion in

Stadtteile­n wie Chorweiler zur Verfügung gestellt. Die regulären und mit Termin vereinbart­en Impfungen sollen dort also genau so weiterlauf­en wie geplant.

Auch in Köln hätte man sich aber wohl noch mehr gewünscht. Rund 700 Impfungen täglich könnten mit mobilen Teams bestritten werden, hieß es. In Köln liegt die Sieben-tage-inzidenz derzeit mit 188,8 etwas höher als in Duisburg, wo sie am Montag mit 173,9 angegeben wurde.

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ARCHIVFOTO: DPA Marxloh könnte zu den Stadtteile­n gehören, in denen mobile Impfteams zuerst tätig werden.
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Lange Schlange gab es am Montag im Kölner Stadtteil Chorweiler, wo ein mobiles Impfteam vor Ort war.

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