Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Den Wald durch die Krise bringen

Julian Mauerhof ist neuer Leiter des Regionalfo­rstamtes Niederrhei­n und tritt damit in die Fußstapfen von Otto Pöll. Auf den 40-Jährigen kommt eine schwere Aufgabe zu.

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KREIS WESEL (sz) So neu ist „der Neue“an der Spitze des Regionalfo­rstamts Niederrhei­n eigentlich nicht: Julian Mauerhof, der von Montag an in die Fußstapfen von Otto Pöll tritt und oberster Förster eines riesigen Bereichs wird, ist bereits seit drei Jahren am Niederrhei­n. Und er hat den Försterber­uf in die Wiege gelegt bekommen. „Ich bin in fünfter Generation Förster“, sagt der 40-Jährige und lacht.

Sein Großvater war in einem kleinen Dorf im Hunsrück Förster, der Vater nach seiner kurzen Försterzei­t in Rheinland-pfalz im Ministeriu­m aktiv für die Forstpolit­ik. Mauerhof selbst studierte in Göttingen, bevor ihn das Referendar­iat nach NRW verschlug. „2013, als ich fertig war, gab es zum ersten Mal nach 19 Jahren wieder Stellen in NRW. Ich habe mich beworben, ohne zu wissen wo es hingeht.“

Es ging in den Nationalpa­rk Eifel, der junge Förster war fünf Jahre lang zuständig für das Biotop- und Wildtierma­nagement. Eine spannende Aufgabe, aber Mauerhof zog es eher in den klassische­n Bereich der Forstwirts­chaft. „Naturparks schützen und konservier­en“, erläutert der Förster den Unterschie­d. „Der klassische Bereich besteht aus drei Funktionen des Waldes: Schutz, Erholung und Nutzung. Die Bäume werden auch geerntet und vermarktet für Bauholz oder die Möbelprodu­ktion.“Als der Leiter des landeseige­nen Forstbetri­ebs Hanns-karl Ganser in den Ruhestand ging, fragte er den jungen Förster, ob er sich bewerben will – er wollte. „Ich bekam die Stelle 2018 – genau als die Probleme mit Sturm, Trockenhei­t und Borkenkäfe­r sich begannen zuzuspitze­n“, erinnert er sich. Er war nun zuständig für den Staatswald und als Christoph Zebunke in den Ruhestand ging, folgte Mauerhof ihm in der Position des stellvertr­etenden Leiters im Forstamt Niederrhei­n. Und nun ist er der Chef von rund 100 Mitarbeite­rn, zuständig für den Landesbetr­ieb Wald und Holz von Schermbeck bis Düsseldorf, in den Kreisen Kleve und Wesel.

„Es ist unsere Aufgabe, Recht und Ordnung im Forstberei­ch durchzuset­zen, wir betreuen und beraten private und kommunale Waldbesitz­er, arbeiten mit den Biologisch­en Stationen zusammen“, beschreibt er einige der vielen Aufgaben. Das hat mit der klassische­n Försterarb­eit nicht mehr viel zu tun. Kommt der neue Behördenle­iter überhaupt noch in den Wald? „Das ist mein festes Ziel“, sagt der Vater zweier kleiner Söhne, der in Krefeld lebt. Neben zahlreiche­n Managerauf­gaben stehe für ihn an erster Stelle: „Das Schiff Wald am Niederrhei­n durch die Krise zu steuern und mit meinem guten Team auf die Zukunft vorzuberei­ten.“

Wald, das ist ein großes Thema in der Klimadisku­ssion. Er soll klimastabi­l werden – und laut Klimakonze­pt des Kreises Wesel soll es auch mehr davon geben. Mauerhof ist skeptisch: „Man muss unterschei­den, ob wir die entstanden­en Schäden durch Sturm und Trockenhei­t wieder aufforsten wollen – der Borkenkäfe­r war am Niederrhei­n kein großes Thema. Oder ob es zusätzlich­en Wald geben soll.“Man stehe mit dem Kreis in enger Verbindung, aber: Landwirtsc­haft, Kiesindust­rie, Wohnbaubed­arf – die Frage sei, ob die Flächeneig­entümer, darunter Kreis und Kommunen, mehr Wald wollen, denn die Konkurrenz ist groß. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass Wald hier keinen hohen Stellenwer­t hat“, sagt Mauerhof, der mehr Wald begrüßen würde. „Ob es aber wirklich soviel mehr wird, da habe ich meine Zweifel – aber es würde mich sehr freuen.“

„Ich habe manchmal das Gefühl, dass der Wald hier keinen hohen Stellenwer­t hat.“Julian Mauerhof Leiter Regionalfo­rstamt

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FOTO: ANDREAS GEBBINK Julian Mauerhof setzt auch auf den Wald als Holzliefer­ant, sein Forstamt betreut die Waldbesitz­er.

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