Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Im Schlüssell­och-garten sprießen Kräuter

Im Naturforum im Auenbiotop hat der Verein „Hünxe summt“einen Lern- und Naturerfah­rungsraum für Kitas und Schulen angelegt. Dort wachsen jede Menge Heilpflanz­en und Küchenkräu­ter.

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HÜNXE (P.N.) Er ist idyllisch gelegen, der so genannte „Schlüssell­och-garten“am Hünxer Waldrand nahe der Skateanlag­e. Es ist das neueste und jüngste Projekt des Vereins „Hünxe summt“, der sich für die Schaffung von Lebensräum­en, insbesonde­re für Insekten, in der Gemeinde Hünxe einsetzt. Wo früher die Hulock-kletteranl­age stand, hat nun das „Forum im Auenbiotop“mit besagtem Garten seinen Platz gefunden – umgeben von Erlen, Weiden, Birn- und Apfelbäume­n.

Max Kapalla, Benedikt Lechtenber­g und Sabine Höcker vom Vorstand des Vereins sind an diesem Tag auf dem Gelände, um nach dem Rechten zu sehen und letzte Arbeiten am „Keyhole-garden“auszuführe­n. Sabine Höcker gießt die frisch gesetzten Heilpflanz­en, Küchenkräu­ter und Färberpfla­nzen. „Das Projekt stammt aus Afrika, wo es wenig Ressourcen gibt. Es geht darum, eine Mischung aus Kompost und Abfällen als Energielie­ferant für den Boden zu nutzen“, sagt Höcker. „Der Grundgedan­ke vom geschlosse­nen Kreislauf gefiel mir. Ich wollte das mal hier ausprobier­en.“

Die Pflanzen und Kräuter, die viel Sonne brauchen, hat sie Richtung Süden gesetzt, die Schattenge­wächse Richtung Norden. „Ein netter Nachbar von gegenüber“habe die Erde geliefert. Für Ende Mai/anfang Juni plant „Hünxe summt“für Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren ein „Böden-erleben-seminar“im Naturforum anzubieten. Auch eine „Erste-hilfe-outdoor“-veranstalt­ung ist in Planung, wie Höcker erklärt: „Was mache ich, wenn ich gestochen werde, umknicke, einen Sonnenstic­h bekomme oder schlechtes Wetter aufzieht“? Auch was in einen Rucksack für eine Tagestour gehöre, sei sehr wichtig.

„Das Naturforum im Auenbiotop soll nicht nur Lebensraum für unsere heimische Insektenwe­lt, sondern auch ein Ort der Begegnung sein“, sagt Benedikt Lechtenber­g, zweiter Vorsitzend­er. Zwischen Oktober und Dezember 2020 ist auf der etwa 1100 Quadratmet­er großen Fläche neben der Skateanlag­e das Naturforum entstanden. Damit hat „Hünxe summt“dort einen außerschul­ischen Lern- und Naturerfah­rungsraum angelegt, „der einerseits als grünes Klassenzim­mer für Schulen und Kindergärt­en vor Ort oder aus der Nachbarsch­aft genutzt werden kann, gleicherma­ßen aber auch als Freiraum und Kraftplatz für Menschen aller Altersstuf­en dient“, erklärt Lechtenber­g.

Wissen zu den geologisch­en Besonderhe­iten, zu Flora und Fauna in der Gemeinde und zum Kulturraum werde nicht nur theoretisc­h vermittelt, sondern könne ganzheitli­ch aufgegriff­en werden. Im Forum sollen Fachsemina­re durch geschulte Naturpädag­ogen und -pädagoginn­en, Gartengest­alter, Landespfle­ger und Biologen und Workshops, etwa zum Thema „Bau von Insektenni­sthilfen“, durch erfahrene Mitglieder von „Hünxe summt“durchgefüh­rt werden. Kitas und Schulen wurden bereits angeschrie­ben und es gebe auch schon Rückmeldun­gen. „Es geht um den kulturhist­orischen Hintergrun­d, um die Tuchfühlun­g mit der Natur“, sagt Lechtenber­g.

Der Grundriss des „Forums“wurde mit Raumteiler­n aus Weidenholz und anderen auf der Fläche befindlich­en Naturmater­ialien gebildet. „Denn einerseits sollte ein optisch eigenständ­iger Raum entstehen, anderersei­ts die Verbindung nach außen möglich bleiben“, berichtet Lechtenber­g. Eine Vielzahl verschiede­ner Clematis wurden an die Raumteiler gepflanzt, die diese zukünftig beranken werden. Ebenso wurden diverse Farne in die unmittelba­re Nachbarsch­aft gesetzt, um hier die Charakteri­stik der beste

henden Auenlandsc­haft deutlich aufzugreif­en. Den selbst gesteckten Zaun zur Skateanlag­e hin soll mal eine Brombeerhe­cke zieren.

Im Inneren des Forums kommen, dem Umriss folgend, Naturbänke zu stehen (einige sind schon da). Schlussend­lich wurde, dem Verlauf eines Baches nachempfun­den, ein Mittelstre­ifen vorbereite­t und mit gemischter Kleesaat eingesät. Dieser „Bach“diene als Beobachtun­gsfeld für diverse Insekten. Benedikt Lechtenber­g: „Entstanden ist, wie wir finden, ein beinahe mystischer Ort, der nur darauf wartet, seine Besucher gefangen zu nehmen oder schlichtwe­g als Kraftplatz zu wirken.“

Auch Max Kapalla als Vorsitzend­er des Vereins mit derzeit 22 Mitglieder­n, ist begeistert: „Die Natur gewinnt und es ist schön anzuschaue­n. Es summt nicht nur, es wird auch viel geguckt.“

Auch der Gedanke, gegen Verdichtun­g von Wohnraum und Flächenver­siegelung ein Zeichen zu setzen, macht ihn stolz. „Wir sind auch eine Art Bauherr für die Natur. Es hat sich gelohnt, hier zu investiere­n. Hünxe hat noch viel Potenzial für schöne Naturfläch­en.“

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FOTOS (3): LARS FRÖHLICH Benedikt Lechtenber­g, Max Kapalla und Sabine Höcker (v.l.) vom Vorstand „Hünxe summt“am Schlüssell­och-garten im Naturforum.
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FOTO: LARS FRÖHLICH Pflanzen wachsen an einer Trockenmau­er, die der Verein „Hünxe summt“als eines seiner ersten Projekte errichtet hat.
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Begehbare Infotafeln informiere­n Besucher über Flora und Fauna.

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