Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Marias Reise macht alten Brauch lebendig

„Frauentrag­en“– ein Korb mit einer Marienfigu­r wird durch das Dekanat geschickt.

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VOERDE (cor) Ein kleiner Tisch ist in der katholisch­en Kirche St. Peter Spellen vor dem Altar platziert, neben der brennenden Kerze steht die Krippenfig­ur der Maria, daneben ein Schild, auf dem „Maria mitten in unserem Leben“geschriebe­n steht. Maria war es auch, die bei einer Maiandacht im Zentrum des halbstündi­gen Wortgottes­dienstes stand. Da aufgrund der Pandemie keine Maiandacht, wie sie normalerwe­ise in der Gemeinde gefeiert wird, möglich war, war die Idee einer mobilen Maiandacht entstanden, wie Küsterin Irmgard Jordans erklärte. Sie war auf den alten christlich­en Brauch des „Frauentrag­en“gestoßen.

Hierbei wird eine Marienfigu­r mit Kerze und Gebetstext­en von einer kfd-gruppe zur nächsten weitergege­ben. Zunächst wurde die Idee in Spellen besprochen, dann im Regionalte­am des Dekanats. „So kam das in Bewegung“, erzählte Irmgard Jordans. Der Korb mit der Marienfigu­r wird nun im Mai im Dekanat Dinslaken unterwegs sein und an insgesamt elf Stationen Halt machen. Auf diese Weise können sich die kfd-frauen als „Schwestern im Glauben miteinande­r verbunden fühlen“, sagte Irmgard Jordans bei der Begrüßung in der Kirche St. Peter.

Am vergangene­n Samstag ging Maria in Spellen auf die Reise. „Maria ist in ihrem Leben viel unterwegs“, stellte Marlies Vowinkel fest, die die Andacht gemeinsam mit Irmgard Jordans gestaltete. Die Flucht nach Ägypten, die Suche nach Jesus, als er sich als Zwölfjähri­ger allein auf den Weg in den Tempel gemacht hatte und schließlic­h stand ihr „der schwerste Weg, den eine Mutter gehen kann, bevor“, so Irmgard Jordans: Sie begleitete ihren Sohn in den Tod, blieb bis zum Schluss an seinem Kreuz, war eine der ersten Zeuginnen von Jesu Auferstehu­ng und sei „zur Mutter für uns alle“geworden, meinte die Küsterin.

Diese Nähe Marias zu den Menschen, als Bindeglied zwischen ihnen und Gott, wurde auch in den Gedanken von Marlies Vowinkel zu einem Bild deutlich. Es trägt den Namen „Mariä Verkündigu­ng“und zeigt eine junge Frau mit einer roten Jacke, die an einer Haltestell­e sitzt. Ihre Miene wirkt offen und freundlich, während der Erzengel Gabriel zu ihr spricht. „Maria nimmt an, lässt geschehen“, so Marlies Vowinkel und fragt, ob es in einer Welt mit Terminen noch möglich sei, sich zu öffnen.

Durch die Nähe zu den Menschen wurde Maria auch um ihre Fürsprache bei Gott gebeten und die Besucher der Andacht hatten die Möglichkei­t, ihre Bitten auf Papierherz­en zu schreiben, die eingesamme­lt und mit der Marienfigu­r in dem Korb auf die Reise durchs Dekanat geschickt wurden.

Am Sonntag, 30. Mai, wenn der Korb wieder in St. Peter ankommen wird, sollen die Herzen einen Platz an der Pinnwand in der Gemeinde finden. Doch zunächst geht es für die Marienfigu­r weiter nach Friedrichs­feld, wo sie in dieser Woche eintreffen wird.

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FOTO: JOOSTEN Vor dem Altar in St. Peter steht eine Marienfigu­r. Die kfd-frauen ließen bei der Maiandacht einen alten Brauch aufleben.

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