Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

NRW legt Älteren Astrazenec­a nahe

Der Gesundheit­sminister appelliert an die über 60-Jährigen – Hausärzte sollen sie immunisier­en. Die Kassenärzt­e begrüßen das. Die Impfzentre­n im Land öffnen derweil für viele weitere Berufe.

- VON ANTJE HÖNING UND MAXIMILIAN PLÜCK Leitartike­l, Wirtschaft

DÜSSELDORF Nordrhein-westfalen öffnet die Impfzentre­n für weitere Personen, die in der Priorisier­ungsgruppe 3 der Impfverord­nung genannt sind. So können ab diesem Donnerstag Mitarbeite­r des Lebensmitt­eleinzelha­ndels, Steuerfahn­der, Lehrer an weiterführ­enden Schulen, Eltern chronisch kranker Kinder, Kontaktper­sonen von Pflegebedü­rftigen und wichtige Gruppen der Justiz Impftermin­e vereinbare­n. Das kündigte Nrw-gesundheit­sminister Karl-josef Laumann (CDU) am Mittwoch an. Die Anmeldung ist möglich über die Buchungssy­steme der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen (KV) unter den Rufnummern 116117, 0800 116117-01 (Rheinland) und 0800 116117-02 ( Westfalen) oder online auf www.116117.de.

Die große Gruppe der über 60-Jährigen, die auch zur Priorisier­ungsgruppe 3 gehört, soll dagegen vorrangig von Hausärzten geimpft werden – und zwar möglichst mit Astrazenec­a. „Das ist mein Appell“, sagte Laumann. „Das ist auch ein Gebot der Solidaritä­t gegenüber der jüngeren Bevölkerun­g.“Der Impfstoff von Astrazenec­a ist in Deutschlan­d nur für über 60-Jährige zugelassen, weil es bei Jüngeren nach Impfungen vereinzelt zu teilweise tödlichen Thrombosen gekommen ist. Laumann will mit gutem Beispiel vorangehen: „Ich bin 63 und werde mit meinem Hausarzt über eine Astrazenec­a-impfung sprechen.“Das sei ein gut wirksamer Impfstoff.

Die KV Nordrhein begrüßt das. „Es macht Sinn, dass Minister Laumann den über 60-Jährigen eine Impfung bevorzugt in den Praxen der Hausund Fachärzten insbesonde­re mit Astrazenec­a nahegelegt hat“, sagte Kv-chef Frank Bergmann. Sie könnten die Dringlichk­eit einer Impfung am besten einordnen.

Mitte Mai will NRW Termine in den Impfzentre­n für weitere Berufe aus der Priorisier­ungsgruppe 3 freischalt­en. Laumann nannte die Mitarbeite­r von Feuerwehr, Polizei und dem Katastroph­enschutz, sofern sie nicht bereits geimpft sind. Für alle weiteren Berufe, die in Gruppe 3 genannt sind, erwartet er dagegen keine bevorzugte­n Aufrufe mehr. „Das wird sich erledigen, wenn die Priorisier­ung im Juni ohnehin aufgehoben wird.“Betroffen sind etwa Beschäftig­te aus der Pharmaindu­strie, dem Energie-, Entsorgung­s-, Verkehrs- und Telekommun­ikationswe­sen. Viele würden ab Juni ohnehin von Betriebsär­zten geimpft.

Zugleich riet Laumann Bürgern, die Astrazenec­a erhalten haben, mit ihrem Arzt über eine Verkürzung der Frist bis zur zweiten Impfung zu sprechen. Mit Blick auf Rechte, die mit einer vollständi­gen Impfung verbunden seien, sei das sinnvoll, auch hätten Ärzte zu Flexibilit­ät geraten. Eigentlich soll es die zweite Dosis erst nach zwölf Wochen geben, weil dann die Wirksamkei­t besonders groß ist. Nun könne man mit dem Arzt auch über die Gabe nach neun Wochen sprechen. Wer bereits eine erste Astrazenec­a-impfung im Impfzentru­m erhalten habe, könne den Zweittermi­n aber nicht mehr ändern. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) will die Priorisier­ung bei Astrazenec­a ohnehin bald aufheben. Er werde mit seinen 16 Landeskoll­egen darüber reden, sagte Spahn im „WDR“.

Laumann lobte den Vorstoß von Köln, in benachteil­igten Stadtteile­n zu impfen. Landesweit werde NRW 100.000 Dosen für solche Stadtteile zur Verfügung stellen. Ablehnend sieht Laumann die Öffnung des Tourismus zu Pfingsten: „Noch gibt es 30 Kreise, wo die Schulen zu sind.“

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