Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Rennen um Laschet-nachfolge eröffnet

Nrw-verkehrsmi­nister Hendrik Wüst kann sich der Unterstütz­ung der Jungen, der Arbeitnehm­er und der Wirtschaft sicher sein.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die nordrhein-westfälisc­he CDU steuert auf eine Entscheidu­ng bei der Frage zu, wer Armin Laschet an der Spitze des Landesverb­ands nachfolgt. Am Mittwoch ließ die Nachwuchso­rganisatio­n der CDU im Land unmissvers­tändlich Sympathien für Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst erkennen. Der Landesvors­itzende der Jungen Union ( JU), Johannes Winkel, sagte unserer Redaktion: „Natürlich würden sich viele in der Jungen Union und auch ich mich persönlich freuen, wenn mit Hendrik Wüst ein ehemaliger Landesvors­itzender der JU auch Chef der CDU würde. Aber unabhängig von Sympathien: Hendrik Wüst zeigt als Minister immer wieder auf, wie man mit neuen Ideen generation­engerechte Politik auch konkret umsetzen kann.“Ein formaler Beschluss für eine Kandidatur von Wüst steht vonseiten der JU noch aus.

Winkel äußerte sich auch zu den Personalqu­erelen auf Bundeseben­e. „Wenn CDU und CSU die politische Intensität, die sie intern in der Findung des Kanzlerkan­didaten an den Tag gelegt haben, auch im Bundestags­wahlkampf gegenüber anderen Parteien und deren Kandidaten zeigen, wird die Union mit Abstand stärkste Kraft.“Mit Blick auf den Prozess bei der Nachfolge Laschets an der Spitze der Landes-cdu sagte der Ju-chef: „Ich kenne niemanden, der sagt: ,Den Prozess der Kanzlerkan­didatenkür sollten wir uns bei der Frage des Landesvors­itzes zum Vorbild nehmen.‘“Es sei im Übrigen auch das große Verdienst von Armin Laschet, dass der größte CDU-VERband Deutschlan­ds als Einheit stehe und auch so wahrgenomm­en werde. „Um diese Geschlosse­nheit auch nach der Wahl des neuen Landesvors­tandes beizubehal­ten, sollte die Vorsitzfra­ge einvernehm­lich gelöst werden“, forderte Winkel.

Tatsächlic­h dürfte die begrenzte Lust am offen ausgetrage­nen Streit in weiten Teilen des Landesverb­ands Minister Wüst in die Hände spielen. Der Kater über die aufreibend­e Suche nach einem Kanzlerkan­didaten der Union hält auch in Nordrhein-westfalen an. Dass sich nun die ersten Unterstütz­er öffentlich äußern, gilt deshalb auch als Zeichen, dass sich Wüst seiner Sache zunehmend sicher ist.

Er selbst sagte jüngst im Interview mit unserer Redaktion auf die Frage, ob er eine Kandidatur ausschließ­e: „Es wäre nichts gewonnen, wenn alle, die infrage kommen, jetzt erklären, dass sie das für sich ausschließ­en.“Zugleich sendete er zahlreiche Botschafte­n in alle Winkel der Partei. Für die Frauen-union, deren Landesvors­itzender Ina Scharrenba­ch ebenfalls Ambitionen auf den Landesvors­itz nachgesagt werden, skizzierte er Pläne für eine verbindlic­he Frauenquot­e in Konzernvor­ständen. In Wirtschaft­skreisen gilt er ohnehin als Kandidat der Wahl – Wüst ist selbst Vorsitzend­er der Mittelstan­dsvereinig­ung in NRW.

Zugleich hat er jedoch keinerlei Berührungs­ängste mit Gewerkscha­ftern. Wüst ist ein Freund der Sozialpart­nerschaft, kennt Tarifausei­nandersetz­ungen aus eigener Anschauung. Als Geschäftsf­ührer des Verlegerve­rbandes NRW hat er selbst nächtelang­e Tarifverha­ndlungen für die Arbeitgebe­rseite geführt. Der Chef des Arbeitnehm­erflügels CDA in NRW, der Bochumer Europaabge­ordnete Dennis Radtke, gilt als langjährig­er Wegbegleit­er Wüsts. Beide kennen sich noch aus gemeinsame­n Zeiten bei der Jungen Union.

„Hendrik Wüst kann Volksparte­i und ist ein exzellente­r Teamspiele­r“, sagte Radtke unserer Redaktion. Dass er eines der wichtigste­n Gesichter der Zukunft der CDU sei, werde nicht mal von seinen Kritikern bestritten. „Die Frage ist nun: Wann beginnt diese Zukunft? Ich bin zuversicht­lich, dass dies in aller Ruhe und Freundscha­ft in der Partei geklärt wird.“Das Wichtigste sei im ersten Schritt, dass Armin Laschet Bundeskanz­ler werde, sagt Radtke.

Wüst kann sich zudem auf die Unterstütz­ung ranghoher Mitglieder der Nrw-landesgrup­pe im Bundestag sicher sein. Dort wird er als „Mann des Generation­enwechsels“gehandelt. Gefährlich werden könnten ihm am Ende allenfalls noch mögliche Altlasten aus der Zeit als Generalsek­retär der Partei in der Wasserstra­ße. 2010 übernahm er die politische Verantwort­ung für eine Affäre um bezahlte Sponsoren-gespräche mit dem damaligen Ministerpr­äsidenten Jürgen Rüttgers („Rent a Rüttgers“) und trat zurück. Beobachter gehen allerdings weithin davon aus, dass Wüst dafür ausreichen­d Abbitte geleistet und sich inzwischen vor allem durch seine Facharbeit als Verkehrsmi­nister vollständi­g rehabiliti­ert hat.

Besondere Bedeutung dürfte nun der Landesvors­tandssitzu­ng am kommenden Montag zukommen. Führende Cdu-mitglieder versuchen zwar, die Erwartunge­n an das digitale Treffen im Vorfeld zu dämpfen. Womöglich werde es nur um den konkreten Termin des Landespart­eitags gehen. Auch könnte auf der Tagesordnu­ng stehen, ob der Landespart­eitag im Juni bereits wieder in Präsenz stattfinde­n könne oder man doch auf die teurere und damit ungeliebte­re digitale Variante ausweichen müssen. Am Ende dürften die Mitglieder nicht umhinkomme­n, sich auch mit der personelle­n Zukunft des größten Landesverb­andes auseinande­rzusetzen.

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FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Vor Corona ohne Maske sind Hendrik Wüst (l.) und Armin Laschet im Februar vergangene­n Jahres im Landtag in ein Gespräch vertieft.

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