Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Immobilien­experte kritisiert Gesetz für mehr Bauland

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Immobilien­experten haben das sogenannte Baulandmod­ernisierun­gsgesetz, auf das sich die große Koalition am Dienstagab­end nach langem Streit geeinigt hat, scharf kritisiert. Das Vorhaben sieht zwar kein direktes Umwandlung­sverbot von Miet- in Eigentumsw­ohnungen vor, dürfte diese Praxis aber erschweren. Vorgesehen ist nun, dass die Bundesländ­er Gebiete mit „angespannt­em Wohnungsma­rkt“ausweisen können, in denen bis 2025 die Genehmigun­g zur Umwandlung nur in wenigen Ausnahmefä­llen erteilt werden darf.

Aus Sicht der SPD kommt das einem faktischen Verbot nahe. Allerdings sollen von der Regelung Gebäude ausgenomme­n sein, in denen sich nicht mehr als fünf Wohnungen befinden. Damit sollen Kleineigen­tümer geschützt werden, die ihre Wohnung umwandeln, um damit ihre Altersvors­orge zu bestreiten. Die Bundesländ­er können die Zahl jedoch nach unten und oben anpassen: Die Anzahl der Wohnungen kann dabei zwischen drei und 15 variieren.

„Das Baulandmob­ilisierung­sgesetz macht seinem Namen leider wenig Ehre. Viele Regelungen erhöhen eher die Bürokratie, einen

Schub beim Bauland wird es so nicht geben“, sagte Michael Voigtlände­r, Experte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Künftig könne die Umwandlung von Mietwohnun­gen in Eigentumsw­ohnungen in angespannt­en Märkten in vielen Fällen untersagt werden. „Insgesamt wird damit der Weg zu Wohneigent­um weiter versperrt“, sagte er. Das Gesetz verbiete Umwandlung­en vor allem in kleineren Gebäuden. Erfahrunge­n zeigten jedoch, „dass Kapitalanl­eger moderater bei Mieterhöhu­ngen und Modernisie­rungen als größere Investoren vorgehen“. Es sei fraglich, ob Mieter so besser geschützt würden.

Trotz vieler Bemühungen kommt der Neubau vor allem von Sozialwohn­ungen bisher kaum voran. „Es ist ein viel stärkerer staatliche­r Ankauf von Belegungsb­indungen notwendig. Denn Belegungsr­echte bedeuten eine schnelle Soforthilf­e“, sagte der Präsident des Bundesverb­andes deutscher Wohnungs- und Immobilien­unternehme­n, Axel Gedaschko. „Die Mittel für die soziale Wohnraumfö­rderung müssen dringend auf bundesweit mindestens fünf Milliarden Euro pro Jahr erhöht werden“, forderte er. An diesem Donnerstag findet in Berlin ein Wohnungsba­utag mit führenden Politikern statt.

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