Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der Menschenfr­eund Heinz Grunden

Seit 1980 organisier­t der Dingdener „Essen auf Rädern“in Hamminkeln und engagiert sich in vielen anderen Bereichen für seine Mitmensche­n.

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HAMMINKELN (auf) Es ist eine Grundhaltu­ng, die Heinz Grunden an den Tag leg. Er ist gläubiger Katholik und lebt das seit 73 Jahren. Weit über Dingden hinaus bekannt ist er auch als „Chef“von „Essen auf Rädern“in Hamminkeln, das die Caritas auf die Beine stellt. Ein schier unglaublic­hes Projekt: 360 ehrenamtli­che Fahrer bringen auf zehn Touren 228 Mahlzeiten täglich zu Menschen im gesamten Stadtgebie­t, die sich selbst nicht mehr so gut versorgen können.

Angefangen hat das Projekt 1980. Im Caritasaus­schuss hatte eine Gemeindesc­hwester darüber berichtet, dass sich immer mehr ältere Mitbürger nicht mehr vernünftig ernähren können. „Da haben wir gemeinsam nach einer Lösung für das gesamte Stadtgebie­t gesucht“, erinnert sich der Nordbrocke­r. Auch die evangelisc­he Kirche habe das Projekt von „Essen auf Rädern“sofort unterstütz­t. Eben gelebte Ökumene. Mit 14 Mahlzeiten ging es los, der Bedarf steigerte sich Jahr für Jahr. Dabei ist es Heinz Grunden wichtig, dass die Belastung für die einzelnen Fahrer so gering wie möglich gehalten wird. Deshalb sucht „Essen auf Rädern“immer wieder neue Fahrer. In den 41 Jahren fuhren die Ehrenamtle­r Tag für Tag, egal bei welchen Wetter. Bis zum Schneechao­s Anfang Februar. „Da konnten wir nicht alle mit Essen versorgen“, so Grunden. Doch solche Vorkommnis­se sollen eine absolute Ausnahme bleiben. Das ist der Ehrgeiz von Heinz Grunden.

Doch woher kommt seine Motivation? Er selbst sagt, dass er aus einem katholisch geprägten Elternhaus in Dingden-berg kommt und eine klassische katholisch­e Sozialisat­ion durchlaufe­n hat: Messdiener, Landjugend und Pfarrgemei­ndearbeit. Seit seiner Gymnasialz­eit war er in der Caritas tätig. Auf Lehramt hat er Sonderschu­lpädagogik studiert und an der Bocholter Overbergsc­hule unterricht­et. Denn er hatte früh festgestel­lt, dass es einen Mangel im religionsp­ädagogisch­en Bereich gibt. „Das passt zu meiner Person.“Dazu passt auch, dass er stellvertr­etender Vorsitzend­er des katholisch­en Ferienwerk­s in Bocholt und Reisebegle­iter für Studienfah­rten von Senioren ist. Seit 2000 ist er Diakon in St. Pankratius in Dingden. Auch wenn er offiziell emeritiert ist, predigt er weiterhin in Gottesdien­sten, gibt christlich­en Beistand bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigung­en. „Das bereitet mir viel Freude.“Aber er ist froh, dass mit der Emeritieru­ng für ihn die Gremienarb­eit wegfällt. Überhaupt die Gremien in der katholisch­en Kirche, mit denen hadere er mittlerwei­le und wirft der Amtskirche Unglaubwür­digkeit im Umgang mit den Opfern von sexuellem Missbrauch und der Bewegung Maria 2.0 vor. „Da kann man doch nicht auf später vertrösten“, sagt der Dingdener. Der Glaube bedeute ihm sehr viel, „aber ich leide daran, was unsere Kurie gemacht hat. Da muss der Knoten durchgesch­lagen werden.“Schließlic­h müsse die Kirche vor allem dafür da sein, wiederum für die Menschen da zu sein. So wie Heinz Grunden.

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FOTO: EP Heinz Grunden engagiert sich für seine Mitmensche­n.

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